Es ist schwierig, die Balance zwischen technischer Finesse und Nachvollziehbarkeit zu finden, doch PUNISH gelingt dieser Spagat auf Sublunar Chaos sehr gut.
Der Sound drückt von Beginn an und eine atmosphärische Eröffnung schenken sich die Schweizer; stattdessen beginnt der Spaß unvermittelt mit Incipit Chaos. Schon hier treffen technische Kabinettstückchen und heftige Grooves zu einem beinharten Wettstreit an. Immer wieder zieren melodiöse Soli die Songstrukturen, bisweilen recht ausgedehnt wie bei Sublunar Black. Die Gitarristen scheinen nicht unerheblich von Chuck Schuldiner beeinflusst worden zu sein.
Das oftmals rasend schnell vorgetragene Liedgut bekommt durch zahlreiche Taktwechsel einen komplexen Anstrich verpasst, manchmal gönnen uns die Musiker auch kurzzeitige Atempausen, indem das Tempo etwas gedrosselt wird. Ausladende Soloeskapaden haben auch immer ihr Plätzchen, wodurch die Suche nach dem roten Faden recht anstrengend werden kann.
Sehr harmonisch fließen bei Notorious Deathdealer verschieden Zutaten wie Lichtgeschwindigkeitsattacken, hymnische Soli und tödliche Grooves ineinander. Experimente wie Klargesang oder moderne Elemente finden sich im Sound absolut nicht wieder, PUNISH setzen auf Presslufthammer-Frickel-Death mit einer Prise Melodieverständnis zur richtigen Zeit. Die Songs erstaunen aufgrund der unbändigen Härte, doch für mich bleibt die Harmonie zu oft auf der Strecke, weil sie neben aller Aggressivität einfach keinen Platz bekommt. Arise From The Ambush ist so ein Beispiel, bei dem nur kurzzeitig Luft geschnappt werden kann, wenn die Gitarristen solieren. Ansonsten ziehen PUNISH ihr Tempo zu eindimensional durch. Die Melodien halten sich vornehm im Hintergrund, doch fügen sie etwa Future Repeats nette Harmonien bei. Die temporeiche Griffbrettartistik bei Denial Means War und dem rein instrumental vorgetragenen M2 nötigt allergrößten Respekt ab, doch auf schöngeistige Passagen oder sich einbrennende Refrains darf man nicht hoffen. Beim finalen Akustik-Schlag Under Despotic Flag regieren ebenso ICE-Tempo und verspielte Gitarrenmelodien, die im Hintergrund wieder ein Quäntchen Harmonie transportieren.
Letztendlich kann ich mich am Ende an viele heftige Riffattacken, ein alles plattwalzendes Schlagzeug, flirrende Gitarrensoli, einige effektive Grooves und massig Taktwechsel erinnern. Alle Freunde von Komplexität kommen voll auf ihre Kosten, für Harmoniesüchtige ist die Abrissbirne Sublunar Chaos allerdings ein harter Brocken. |