Das Wechselspiel
von laut und leise beherrschen NIOBETH tadellos. Sie
binden Folklore und Soundtrackelemente in die metallischen
Kompositionen ein, im Hintergrund darf gelegentlich dezent
gegrowlt werden, die orchestralen Arrangements geben der Musik
Fülle, ertränken sie aber nicht in Bombast. Die
Mischung zwischen eingängigen Melodien und vertrackten
Rhythmen stimmt, jeder Song hat die ein oder andere eigenwillige
Idee, die für Überraschungsmomente sorgt. NIOBETH
können episch und traumverloren sein, besonders im fünfzehnminütigen
Sadako’s Wings Of Hope, wissen aber genau, wann
das Haushalten mit Effekten und Instrumentierung die eigene
Musik stärkt; und das Zurückhaltung manchmal intensiver
sein kann als mit vollem Sporeneinsatz in den Sonnenuntergang
zu reiten.
Für eingeschworene
Fans des Genres gibt es die volle Punktzahl. Nach den eigenproduzierten
The Shining Harmony Of Universe und der EP
Dreaming belegt die Band mit Silvery
Moonbeams einen Platz an der Spitze des symphonischen
Gothic-Metals.
Rundum gelungenes
Album also, doch bleibt die Frage, ob das Konzept der trällernden
Sopranistin vor fulminantem Metal auf Dauer trägt. Itéa
Benedicto macht ihre Sache ordentlich, keine Frage, doch bleibt
das eher Musical und Operette als große Oper. Gesanglich
am Überzeugendsten ist es, wenn Benedicto stimmlich Variationen
zulässt - und das kann sie! - oder Chor und Sänger
die Regentschaft übernehmen. Opernhaftes hat die Musik
alleine genug, mehr Rockaffines könnte ein Album wie
Silvery Moonbeams locker Genregrenzen überwinden
lassen. Gelegentliches Kieksen und Tirilieren säße
trotzdem drin.
Doch wer will bei
all den verführerischen Melodien und der zupackenden
Härte schon groß meckern? Alleine zu wissen, was
für ungenießbare Unhörbarkeiten es im musikalischen
Umfeld gibt, machen NIOBETH und Silvery Moonbeams
zum Genuss.
PS.: Eine ganz
eigene Note haben die beiden „Instrumentals“ zum
Schluss. Da trifft tatsächlich Klassik auf Mike Oldfield
und die symphonischen Phasen Deep Purples (Polovtsian Dances)
oder wird mit Solitude zum bandeigenen Dust In The
Wind. Ein bisschen kitschig aber großartig.