NIOBETH – Silvery Moonbeams

 
Label: Wormholedeath/Dreamcell1
Release: 19.09.2011
Von: Joking
Punkte: 8/10
Time: 60:23
Stil: Symphonic Metal
URL: Niobeth
 
Man muss schon zweimal hingucken, um zu sehen, dass NIOBETH auf dem Cover steht und nicht – genau, jene andere Band, die neben Within Temptation wohl die populärste im Genre des bombastischen, symphonischen Metals mit Gothic-Touch und Sopranistin am Mikrofon ist.
Dabei haben NIOBETH eine derartige grafische Anlehnung gar nicht nötig, denn auch wenn Nightwish nicht weit entfernt sind, bieten die Spanier genügend Eigenständigkeit, um für sich bestehen zu können.

Die Zutaten sind alle vorhanden, und NIOBETH wissen sie geschickt einzusetzen. Brettharte Gitarren und hämmernder Bass treffen auf orchestrale Arrangements, das Piano darf und kann sich gegen die Übermacht der elektrisch verstärkten Instrumente und des pulsierenden Drummings behaupten. Über allem schwebt Itéa Benedictos glockenheller Sopran, konterkariert oder auch begleitet von Chor und/oder männlichen Gegenparts. Manchmal zeigt sie, dass sie auch anders, nämlich dunkler, rockiger kann (später mehr dazu).

Das Wechselspiel von laut und leise beherrschen NIOBETH tadellos. Sie binden Folklore und Soundtrackelemente in die metallischen Kompositionen ein, im Hintergrund darf gelegentlich dezent gegrowlt werden, die orchestralen Arrangements geben der Musik Fülle, ertränken sie aber nicht in Bombast. Die Mischung zwischen eingängigen Melodien und vertrackten Rhythmen stimmt, jeder Song hat die ein oder andere eigenwillige Idee, die für Überraschungsmomente sorgt. NIOBETH können episch und traumverloren sein, besonders im fünfzehnminütigen Sadako’s Wings Of Hope, wissen aber genau, wann das Haushalten mit Effekten und Instrumentierung die eigene Musik stärkt; und das Zurückhaltung manchmal intensiver sein kann als mit vollem Sporeneinsatz in den Sonnenuntergang zu reiten.

Für eingeschworene Fans des Genres gibt es die volle Punktzahl. Nach den eigenproduzierten The Shining Harmony Of Universe und der EP Dreaming belegt die Band mit Silvery Moonbeams einen Platz an der Spitze des symphonischen Gothic-Metals.

Rundum gelungenes Album also, doch bleibt die Frage, ob das Konzept der trällernden Sopranistin vor fulminantem Metal auf Dauer trägt. Itéa Benedicto macht ihre Sache ordentlich, keine Frage, doch bleibt das eher Musical und Operette als große Oper. Gesanglich am Überzeugendsten ist es, wenn Benedicto stimmlich Variationen zulässt - und das kann sie! - oder Chor und Sänger die Regentschaft übernehmen. Opernhaftes hat die Musik alleine genug, mehr Rockaffines könnte ein Album wie Silvery Moonbeams locker Genregrenzen überwinden lassen. Gelegentliches Kieksen und Tirilieren säße trotzdem drin.

Doch wer will bei all den verführerischen Melodien und der zupackenden Härte schon groß meckern? Alleine zu wissen, was für ungenießbare Unhörbarkeiten es im musikalischen Umfeld gibt, machen NIOBETH und Silvery Moonbeams zum Genuss.

PS.: Eine ganz eigene Note haben die beiden „Instrumentals“ zum Schluss. Da trifft tatsächlich Klassik auf Mike Oldfield und die symphonischen Phasen Deep Purples (Polovtsian Dances) oder wird mit Solitude zum bandeigenen Dust In The Wind. Ein bisschen kitschig aber großartig.