Wunderbar geradlinig und mit einer gehörigen Portion Adrenalin ausgestattet, pfeffern uns MINDREAPER zehn Stücke um die Ohren, die sich im Spannungsfeld von Thrash und Death Metal bewegen. Sympathisch und um Abwechslung bemüht, stolpern wir über eine Vielzahl an pfiffigen Gitarrenlicks und gut plazierten Taktwechseln, die der Musik trotz des ständigen Vorwärtsdrangs eine dezent komplexe Note verleihen. Der Opener Enigma wirkt deshalb ein wenig unnahbar und sperrig, aber nach der Anlaufschwierigkeit entfalten sich auf diesem Album einige Perlen.
Bezüglich der Vocals fällt mir der Wechselgesang beim strammen Brecher Bull ‘s Eye positiv auf, auch die melodischere Ausrichtung von Mirror Artifacts ruft wohlwollende Reaktionen meinerseits hervor. Groovende Passagen und gelungene Soli lassen in ihrer Kombination den Daumen nach oben schnellen. Heftig und bedrohlich drückt das apokalyptisch-dunkle Werk Stillborn God mit coolen Geschwindigkeitsabstufungen recht modern, mechanisch und martialisch aus den Boxen. Rhythmusfokussiert marschiert das vielschichtige Highlight Purity Of Wrath wie ein schwerfälliger Koloss mit tonnenschweren Takten und dezent symphonischer Untermalung sowie unbequem bissigen Gitarrenmotiven triumphierend in die Gehörgänge.
Passage To Extinction bietet feinsten Geradeaus-Thrash, griffige Stakkato-Grooves, fein gezwirbelte Leads und zweistimmige Gesangspassagen. Das herrliche Eröffnungsriff von Against The Flood legt den Schalter im emotionalen Kleinhirn sofort in den Hochgenuss-Modus und der saucool stampfende, angriffslustige Rhythmus bewegt die Nackenmuskeln in heftiger Manier wie von selbst – ein starker Refrain macht den pumpenden Akustik-Volltreffer perfekt! Schöne Gitarrenmelodien erquicken uns auch während New Age Tyranny, das durch geshoutete Vocals, quirlige Soli und den äußerst sanften Ausklang aufgewertet wird. Klare Gitarren und zurückhaltender Gesang prägen neben entspannt dahingaloppierenden Rhythmen die Halbballade Story Of Rejection. Den akustischen Kehraus besorgt das bärenstarke Torch‘s Fall mittels akzentuierter Breaks, fetter Grooves und einer variablen Gesangsleistung.
MINDREAPER finden die richtige Mischung aus drückender Härte, dezenten modernen Einflüssen und harmonischer Finesse. Deshalb gibt es auf diesem Werk viele Feinheiten zu entdecken, wenn man nur an der Oberfläche kratzt!