ENDSTILLE – Navigator

 
Label: Twilight
Release: 01.08.2005
Von: Eligos
Punkte: 7/10
Time: 43:12
Stil: Black Metal
URL: Endstille
 

Obwohl mich das ambitionierte Quartett der norddeutschen Kampfeinheit ENDSTILLE mit seinen Vorgängeralben Operation Wintersturm, Frühlingserwachen und dem letztes Jahr erschienenen Output Dominanz nicht besonders überzeugen konnte, sieht es mit der neuen, noch martialischer anmutenden Scheibe Navigator doch ein wenig anders aus. Äußerlich, was das Cover/Booklet-Artwork, die Lyrics und ihr Image betreffen, hat sich bei den schwarzmetallischen Kriegsfanatikern in keinem Bereich irgendetwas verändert: Man setzt nach wie vor auf durchwegs morbide Schlachtszenarien, die auf alten Kriegsfotografien geradezu dokumentiert dem begeisterten Black Metal-Konsumenten dargeboten werden. Die aufrührerische kanwulfsche Devise „Black Metal ist Krieg“ wird also in vollsten Zügen kunstvoll und modern repräsentiert, auch wenn dabei so manchem fortschrittlich denkenden Skeptiker das Adjektiv „klischeehaft“ direkt von der Zunge springen mag.
Der musikalische Kern der deutschen Panzerdivision scheint aber doch seit dem Release von Dominanz eine nicht sehr markante, aber dennoch beachtliche Änderung erfahren zu haben, wartet man auf diesem Album überraschenderweise mit kompromisslosen, stampfenden Midtempo-Brechern auf, die sich unaufhaltsam durch alle Gehörwindungen bolzen. Zudem liefern auch noch einige sehr rohe Melodien, die vielleicht in den letzten Jahren noch ein bisschen zu kurz gekommen waren, ihren Beitrag zu diesem zermalmenden Massakerwerk. Wie gewohnt jedoch prasselt bereits der dritte Song des Albums, der ebenfalls den Titel Navigator trägt, wieder in allerbester Knüppelmanier wie ein gigantischer Bombenhagel auf den Hörer nieder. Aufgrund dieser auffallenden Tatsachen darf nicht unerwähnt bleiben, dass ENDSTILLE deutlich an Variabilität hinzugewonnen haben, treffen nun hörbar emotionale Ausdrucksweisen wie bspw. extreme Aggression und ergreifende Melancholie auf bitterböse musikalische Hasstiraden feinster Sorte. Vor allem der letzte Song Endstille (Leichnam) streift hier pikanterweise schon hypnotische Klanggefilde.
Ganz egal wie man zu dem bestialischen Vierer stehen mag, lobenswert finde ich in jeder Beziehung die kreative Entwicklung ihres Schaffens, drängen sich nun nicht mehr übermäßige Knüppelattacken und planloses Gekeife in den Vordergrund, sondern sorgen, wie bereits erwähnt, durchaus gekonnte Tempowechsel und mitreißende, räudige Kampfhymnen für respektable Abwechslung. Ob Navigator wirklich seinem Namen gerecht wird und einen eindeutigen Wegweiser für die schwächliche Szene darstellt, sei trotz allem dahingestellt. Auch wenn sich die barbarischen Misanthropen ersichtlich auf dem richtigen Weg befinden, fehlt ENDSTILLE noch ein wenig das gewisse Etwas, um an nordische Vorzeigebands des Genres wie Marduk oder Immortal ranzukommen.