Obwohl mich
das ambitionierte Quartett der norddeutschen Kampfeinheit ENDSTILLE
mit seinen Vorgängeralben Operation Wintersturm,
Frühlingserwachen und dem letztes
Jahr erschienenen Output Dominanz
nicht besonders überzeugen konnte, sieht es mit der neuen,
noch martialischer anmutenden Scheibe Navigator
doch ein wenig anders aus. Äußerlich, was das Cover/Booklet-Artwork,
die Lyrics und ihr Image betreffen, hat sich bei den schwarzmetallischen
Kriegsfanatikern in keinem Bereich irgendetwas verändert:
Man setzt nach wie vor auf durchwegs morbide Schlachtszenarien,
die auf alten Kriegsfotografien geradezu dokumentiert dem begeisterten
Black Metal-Konsumenten dargeboten werden. Die aufrührerische
kanwulfsche Devise „Black Metal ist Krieg“ wird
also in vollsten Zügen kunstvoll und modern repräsentiert,
auch wenn dabei so manchem fortschrittlich denkenden Skeptiker
das Adjektiv „klischeehaft“ direkt von der Zunge
springen mag.
Der musikalische Kern der deutschen Panzerdivision scheint aber
doch seit dem Release von Dominanz
eine nicht sehr markante, aber dennoch beachtliche Änderung
erfahren zu haben, wartet man auf diesem Album überraschenderweise
mit kompromisslosen, stampfenden Midtempo-Brechern auf, die
sich unaufhaltsam durch alle Gehörwindungen bolzen. Zudem
liefern auch noch einige sehr rohe Melodien, die vielleicht
in den letzten Jahren noch ein bisschen zu kurz gekommen waren,
ihren Beitrag zu diesem zermalmenden Massakerwerk. Wie gewohnt
jedoch prasselt bereits der dritte Song des Albums, der ebenfalls
den Titel Navigator trägt, wieder in allerbester
Knüppelmanier wie ein gigantischer Bombenhagel auf den
Hörer nieder. Aufgrund dieser auffallenden Tatsachen darf
nicht unerwähnt bleiben, dass ENDSTILLE
deutlich an Variabilität hinzugewonnen haben, treffen nun
hörbar emotionale Ausdrucksweisen wie bspw. extreme Aggression
und ergreifende Melancholie auf bitterböse musikalische
Hasstiraden feinster Sorte. Vor allem der letzte Song Endstille
(Leichnam) streift hier pikanterweise schon hypnotische
Klanggefilde.
Ganz egal wie man zu dem bestialischen Vierer stehen mag, lobenswert
finde ich in jeder Beziehung die kreative Entwicklung ihres
Schaffens, drängen sich nun nicht mehr übermäßige
Knüppelattacken und planloses Gekeife in den Vordergrund,
sondern sorgen, wie bereits erwähnt, durchaus gekonnte
Tempowechsel und mitreißende, räudige Kampfhymnen
für respektable Abwechslung. Ob Navigator
wirklich seinem Namen gerecht wird und einen eindeutigen Wegweiser
für die schwächliche Szene darstellt, sei trotz allem
dahingestellt. Auch wenn sich die barbarischen Misanthropen
ersichtlich auf dem richtigen Weg befinden, fehlt ENDSTILLE
noch ein wenig das gewisse Etwas, um an nordische Vorzeigebands
des Genres wie Marduk oder Immortal ranzukommen.