[:SITD:] – Rot

 
Label: Accession Records
Release: 30.10.2009
Von: Psycho
Punkte: 9/10
Time: 54:46
Stil: EBM
URL: [:SITD:]
 
Na, wer hätte denn das gedacht? Nachdem die sympathischen Jungs aus dem Ruhrgebiet bei ihren letzten Veröffentlichungen aus meiner Sicht doch ein wenig geschwächelt hatten, schafft es das Trio mit Rot nicht nur, an vergangene Glanzzeiten anzuknüpfen, sondern diese sogar noch zu übertreffen! Dabei orientiert man sich offensichtlich nicht nur bei den Kompositionen wieder mehr an den eigenen Ursprüngen, sondern auch der Sound geht klar in Richtung klassischer EBM: stampfend, mit tiefen Rhythmen unterlegt und in jedem Falle massiv in die Beine gehend. Darüber gibt es für die melodischen Phrasierungen noch einige neuere Einflüsse zu bestaunen, und fertig ist das nahezu unwiderstehliche Electro-Gebräu. Eigentlich simpel, aber effektiv…
[:SITD:] machen es einem aber auch einfach, ihre neue CD zu mögen, denn nach dem kurzen Intro folgt zunächst wirklich ein Knaller dem anderen. Der Midtempo-Kracher Catharsis verdeutlicht direkt die Marschrichtung des Albums und verfügt zudem über extrem eingängigen Refrain; das kann also schon mal nichts schief gehen. Das Titelstück setzt hingegen mehr auf Tempo, während das folgende Stigmata Of Jesus eher experimenteller ausgefallen ist und mit seiner intensiven, bedrohlichen Atmosphäre punktet. Zodiac schließlich hätte genauso gut auf Gods Of Hell von The Retrosic stehen können: harter, tanzbarer und abwechslungsreicher EBM auf höchsten Niveau.
Bis dato befindet man sich folglich klar in Reichweite der Höchstnote, allerdings folgt dann ein an sich gutes, aber doch etwas zu langes Instrumental und mit Redemption ein melodischeres, (aber nicht deswegen) leicht schwächeres Stück; sozusagen die Verschnaufpause zur Albummitte. Denn [:SITD:] machen direkt klar, dass sie noch mehr Pfeile im Köcher haben: Frontal glänzt z.B. weniger durch seinen stoischen Rhythmus, sondern vielmehr durch den sehr pointiert ausgefallen Text gegen das immer weitere Vorantreiben der staatlichen Überwachung. Bei Pharmakon dagegen fühle ich mich immer irgendwie an "Ich bin der neue Gott" von Oomph! erinnert. Und das, obwohl sich die Grundmelodien nicht mal wirklich ähneln… Zufall oder Absicht? Ich tendiere ehrlich gesagt zu letzterem, wobei ich das Stück aber weniger als Abkupferei sondern eher als (gelungene) Hommage betrachten würde.
Mit MK Ultra wird es dann noch einmal etwas ruhiger und melodischer, bevor Destination Rot sanft ausklingen lässt. Die Texte sind wie üblich wieder recht interessant ausgefallen und unterscheiden sich zumindest teilweise von dem, was man sonst so in diesem Genre zu hören bekommt. Alles in allem halte ich damit die in meinen Augen beste Veröffentlichung der Band in den Händen, wenn es auch die eine oder andere Kleinigkeit zu bemängeln gibt. Die führen folglich zu einer leichten Abwertung, aber unter 9 Punkte komme ich dabei in keinem Fall. Klare Kaufempfehlung!