Na,
wer hätte denn das gedacht? Nachdem die sympathischen Jungs
aus dem Ruhrgebiet bei ihren letzten Veröffentlichungen
aus meiner Sicht doch ein wenig geschwächelt hatten, schafft
es das Trio mit Rot nicht nur, an vergangene Glanzzeiten
anzuknüpfen, sondern diese sogar noch zu übertreffen!
Dabei orientiert man sich offensichtlich nicht nur bei den Kompositionen
wieder mehr an den eigenen Ursprüngen, sondern auch der
Sound geht klar in Richtung klassischer EBM: stampfend, mit
tiefen Rhythmen unterlegt und in jedem Falle massiv in die Beine
gehend. Darüber gibt es für die melodischen Phrasierungen
noch einige neuere Einflüsse zu bestaunen, und fertig ist
das nahezu unwiderstehliche Electro-Gebräu. Eigentlich
simpel, aber effektiv…
[:SITD:] machen es einem aber auch einfach, ihre neue
CD zu mögen, denn nach dem kurzen Intro folgt zunächst
wirklich ein Knaller dem anderen. Der Midtempo-Kracher Catharsis
verdeutlicht direkt die Marschrichtung des Albums und verfügt
zudem über extrem eingängigen Refrain; das kann also
schon mal nichts schief gehen. Das Titelstück setzt hingegen
mehr auf Tempo, während das folgende Stigmata Of Jesus
eher experimenteller ausgefallen ist und mit seiner intensiven,
bedrohlichen Atmosphäre punktet. Zodiac schließlich
hätte genauso gut auf Gods Of Hell von The Retrosic stehen
können: harter, tanzbarer und abwechslungsreicher EBM auf
höchsten Niveau.
Bis dato befindet man sich folglich klar in Reichweite der Höchstnote,
allerdings folgt dann ein an sich gutes, aber doch etwas zu
langes Instrumental und mit Redemption ein melodischeres,
(aber nicht deswegen) leicht schwächeres Stück; sozusagen
die Verschnaufpause zur Albummitte. Denn [:SITD:] machen
direkt klar, dass sie noch mehr Pfeile im Köcher haben:
Frontal glänzt z.B. weniger durch seinen stoischen
Rhythmus, sondern vielmehr durch den sehr pointiert ausgefallen
Text gegen das immer weitere Vorantreiben der staatlichen Überwachung.
Bei Pharmakon dagegen fühle ich mich immer irgendwie
an "Ich bin der neue Gott" von Oomph! erinnert. Und
das, obwohl sich die Grundmelodien nicht mal wirklich ähneln…
Zufall oder Absicht? Ich tendiere ehrlich gesagt zu letzterem,
wobei ich das Stück aber weniger als Abkupferei sondern
eher als (gelungene) Hommage betrachten würde.
Mit MK Ultra wird es dann noch einmal etwas ruhiger und
melodischer, bevor Destination Rot sanft
ausklingen lässt. Die Texte sind wie üblich wieder
recht interessant ausgefallen und unterscheiden sich zumindest
teilweise von dem, was man sonst so in diesem Genre zu hören
bekommt. Alles in allem halte ich damit die in meinen Augen
beste Veröffentlichung der Band in den Händen, wenn
es auch die eine oder andere Kleinigkeit zu bemängeln gibt.
Die führen folglich zu einer leichten Abwertung, aber unter
9 Punkte komme ich dabei in keinem Fall. Klare Kaufempfehlung!