Ganz
ehrlich gesagt hatte ich mich vor dieser Review ein wenig gesträubt,
weil ich mir durchaus bewusst bin, wie wenig objektiv ich dabei
sein kann. Denn aufgrund meiner langjähriger Verehrung der
schmerzlich vermissten Seigmen hat es folglich jede ZEROMANCER-Veröffentlichung
bei mir schwer gehabt, auch wenn das der Band gegenüber sicherlich
nicht besonders fair ist.
Trotzdem
erschien es mir so, als würden auch mit ZZYZX
mal wieder Perlen vor die Säue geworfen. Konkreter gesagt,
ZEROMANCER geben sich nach den meist härteren
Tönen auf dem letzten Album Eurotrash
alle Mühe, mit etwas ruhigerem Material endlich den amerikanischen
Markt zu knacken. Dafür spricht nicht nur die gesamte optische
Gestaltung von CD und Booklet, sondern auch Stücke wie z.B.
der nichtssagende Opener Teenage Recoil, das nach den
Smashing Pumpkins klingende Erotic Saints oder das mit
einigen U2-Anleihen und schmalzig-schönen Streichern versehene
Famous Last Words. Wobei die beiden letztgenannten objektiv
gesehen sicherlich sehr gut sind, ich aber auf der anderen Seite
denke, dass Songwriter Kim Ljung es nicht nötig hat, so extrem
„fremdzugehen“.
Nach den ersten vier Tracks ändert sich dann aber der Charakter
von ZZYZX, und die CD wird doch einen
ganzen Zacken ruppiger. Denn auch wenn Idiot Music nicht
das erhoffte Highlight ist, so hat die Nummer zumindest schon
mal etwas mehr Biss. Stop The Noise! hingegen ist zwar
an das letzte Album angelehnt, aber trotz des an sich eher simplen
Riffings mit dieser typischen Eleganz und Raffinesse ausgestattet,
die einen nach dieser Musik so süchtig machen kann. Leider
kann von den nachfolgenden Stücken nur noch Lamb Halo
wirklich überzeugen, beim Rest gibt es zwar immer wieder
schöne Harmonien etc., aber das Gesamtpaket stimmt einfach
nicht so recht, und es schleichen sich hier und da doch banale
Riffs oder belanglose Passagen ein.
Nichts
zu meckern gibt es allerdings an der einfach perfekten Produktion
sowie den musikalischen Leistungen der fünf Akteure, wobei
vor allem der Gesang die eine oder andere Schwäche kaschiert.
Alex Møklebust ist aber auch ein Sänger, der unglaublich
viele Facetten abzudecken versteht und zudem noch hervorragend
mit Backing-Vocalist Kim Ljung harmoniert.
Bei der Benotung wird es folglich schwierig. Sicherlich haben
sich meine Erwartungen auch bei diesem Output nicht erfüllt,
aber das kann natürlich nicht das einzige Bewertungskriterium
sein. So objektiv wie möglich würde ich es daher mal
mit 8 Punkten versuchen, da ZEROMANCER zwar den
einen anderen Durchhänger nicht vermeiden können, aber
sich selbst dabei immer noch auf hohem Niveau befinden. Verglichen
mit der Konkurrenz tun sich da jedenfalls an manchen Stellen echte
Welten auf. Und ohne ironisch sein zu wollen: damit ist man immer
noch zu gut (und eigenständig) für den amerikanischen
Markt... |