WRATH OF LOGARIUS (2021 gegründet noch als MARTYR LOGARIUS und dann 2023 umbenannt) sind die erste bewusst von mir wahrgenommene Band, die von sich „Formless Black Metal“ zu spielen behauptet.
Was die Genre-Bezeichnung angeht, so soll dies wohl demonstrieren, dass WRATH OF LOGARIUS sich nicht den Traditionen/Gepflogenheiten „handelsüblichen“ Black Metals verpflichtet sehen. Soweit mir bekannt ist, unterscheidet sie das von einer ganzen Reihe anderer Bands zunächst einmal nur dadurch, dass sie dieser Haltung einen speziellen Namen verpasst haben – ich bevorzuge es eigentlich, wenn (Sub-) Genre-Bezeichnungen etwas über den musikalischen Stil aussagen, aber das mag Geschmackssache sein.
Wie dem auch sei, ein “quasi-neues“ Subgenre, eine Band benannt nach einem (dem Vernehmen nach extrem fiesen) Gegner/Boss aus einem Lovecraft-inspirierten Videogame und dann noch mit dem ersten Album direkt bei Seasons Of Mist gelandet: Mein Interesse war geweckt und das Album mir ein „Reinhören und drüber Schreiben“ wert.
Um es direkt vorweg zu nehmen: Hat sich gelohnt!
Während des ersten Durchlaufs hatte ich zunächst überwiegend nur die Impressionen „schräg“ und „wüst“ im Kopf und hätte Schwierigkeiten gehabt, konkret zu beschreiben was genau ich da gerade höre: da passt es schon, dass das Intro Unfathomable heißt und dem Hörer verspricht, in einem nicht endenden Alptraum gefangen zu sein werden. Vom Intro abgesehen, ist Crown Of Mortis bis auf die eine oder andere Verschnaufpause (das Interlude Crypt, und z.B. den Mittelteil von Of The Void) den ganz überwiegenden Teil der knackigen 37 Minuten kompromisslos auf rasend schnelle und knüppelharte Blast Beats gepolt. Das im wahrsten Sinne der Worte oft „irrsinnig“ klingende Grollen, Knurren und Kreischen von „Sänger“ Noctifer trägt zusätzlich seinen Teil dazu bei, dass einen das Album tatsächlich erst einmal unter gewissen Stress setzt.
Eingedenk dessen wäre „Intense“ eigentlich die bessere Bezeichnung als „Formless“, wie ich finde.
Wenn man vom ersten Eindruck nicht komplett abgeschreckt wurde, bietet Crown Of Mortisjedoch auch eine Menge interessanter Feinheiten und Überraschungen. Die Gitarren sind nicht nur beeindruckend schnell, sondern warten trotz der bisweilen stupend anmutenden Brutalität durchaus auch immer wieder mit anspruchsvollen Passagen auf. Immer wieder driften WRATH OF LOGARIUS zwischen “normal” klingendem Black Metal und sich Genre-Zuweisungen entziehenden Passagen hin und her, wofür als bestes Beispiel das schlussendlich in wilde Raserei mündende, bereits erwähnte Of The Void dienen kann.
Long Dead The King hingegen ist ein zwar extrem furioses, aber vergleichsweise recht „klassisches“, von einer melancholischen Melodie dominiertes Stück und einer meiner Favoriten auf dem Album.
Ebenfalls hervorzuheben sei noch Lurker’s Tomb, eine wahnwitzige Achterbahnfahrt zwischen rasenden Passagen, bizarren Gitarrensoli, druckvollen und dann unvermittelt in Trommelfeuer übergehenden kurzen Midtempo-Passagen und über all dem der gesamten Bandbreites von Noctifers Stimme.
Insgesamt ist dies sicherlich kein Album für jedermann, aber äußerst interessant und vielfältig. Man sollte WRATH OF LOGARIUS auf jeden Fall im Auge behalten. Wünschen würde ich mir für folgende Alben, dass die Band sich etwas weniger auf pure Geschwindigkeit konzentriert: Oft waren die (zumindest im Vergleich) „langsameren“ Momente auf Crown Of Mortis interessanter als die ungezügelte Raserei.
Dennoch, Daumen hoch und ich bin schon jetzt gespannt auf den Nachfolger!