TRISTANIA
schrieben in der Vergangenheit stets gute Songs. Das ändert
sich auch mit der neuen Platte Illumination
nicht. Dabei legt die Band noch ein bisschen mehr auf atmosphärische,
oft getragene Strukturen Wert.
Das Eröffnungsstück Mercyside setzt auf die
Kombination von Doublebass und Vibekes charakteristischer, manchmal
schräger Stimme. Bei diesem Song stimmt alles, da er zwischendurch
recht flott mit der nötigen Portion Härte nach vorne
drängt. Im weiteren Verlauf bewegen sich die Norweger im
Midtempo, die Refrains sind der größte Pluspunkt
der musikalischen Vorstellung. Ob die Mischung nun noch Gothic
Metal oder doch schon als sanftere Variante Gothic Rock zu betiteln
sei? Die Beschreibung wird wohl irgendwo dazwischen liegen,
manchmal treten die Gitarren und das Schlagzeug mit harscheren
Riffs bzw. Rhythmen in den Vordergrund, meist rocken die Kompositionen
locker-flockig vor sich hin. Illumination
ist demnach eher leichtere Kost, angenehm zu hören, zur
Entspannung und zum Zurücklehnen geeignet. Dazu passend
wird der männliche Gesang über weite Strecken harmonisch
und klar beigesteuert, nur an manchen Stellen ertönt dieser
dunkler grollend. Ein wenig vermisse ich den Biss der Vergangenheit,
die Rasanz und den Bombast, doch diese Reduzierung, nahezu abgespeckt
bis auf das akustische Skelett, bringt auch etwas Gutes mit
sich: der Song an sich ertrinkt nicht mehr in einer Fülle
an Chören oder symphonischen Spielchen. So ist etwa das
sanfte Destination Departure nur von Frauenstimmen,
männlichem Rezitativ und basischer, leicht modern-elektronsch
angehauchter Instrumentierung getragen. Diese einfache, zurückhaltende
Herangehensweise ist für TRISTANIA ungewöhnlich
und daher auch für Fans gewöhnungsbedürftig.
Das folgende Down kommt wieder um einige Ecken härter
aus den Boxen, Doublebass und aggressiverer Gesang sorgen für
eine wiederum gänzlich andere Stimmung. Die Reduzierung
aufs Wesentliche lässt sich schon alleine an der Länge
der Lieder ablesen, kaum wird die 5 Minuten Marke übersprungen;
einzig beim abschließenden Deadlands gehen TRISTANIA
in eine epische Richtung. Die schwelgerischen Melodien werden
dabei von Akustikgitarren und Streichern in Szene gesetzt, die
Gesangsarrangement wirken opulenter als zuvor.
Zusammenfassend erscheint Illumination
in seiner Gesamtheit ruhig, zurückhaltend, aber doch gelungen,
wenn auch nicht durchgehend hochklassig, fast ein wenig unspektakulär.
Es lassen sich dennoch eine Menge feiner Elemente und Ideen
entdecken, der Bombast ist zwar fast gänzlich verschwunden,
doch auch mit einfacher gestrickten Rock/Metal-Songs schafften
es TRISTANIA, ein weit überdurchschnittliches
Album abzuliefern. Eine gute und angenehm zu hörende Veröffentlichung!