STOA - Zal

Label: Alice In ...

Release: 29.07.2002

Von: Psycho

Punkte: 9,5

Unglaublich! Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, von dieser Band jemals wieder auch nur ein Fitzelchen zu hören. Und jetzt gleich ein ganzes Album... Superb! Dabei werden sich vermutlich nur die etwas älteren unter den NH-Lesern an das 92er Debüt Urthona und den Nachfolger Porta VIII (anno 1994) erinnern. Vor allem letzteres war für mich damals geradezu überwältigend und weckte meine Interesse für gute Neoklassik.

An dieser stilistischen Ausrichtung hat sich auch nach fast einem Jahrzehnt nichts geändert. Noch immer bestimmen das Piano, klassische Instrumente und sphärisch-schwebender Frauengesang das Bild. Die Musik ist auf wundersame Weise fließend und warm pulsierend, mal in düstere Farben gekleidet, mal in Strahlen von Licht badend. STOA begehen nicht den Fehler, sich auf eine Stimmung festzulegen, sondern variieren geschickt und lassen so den verschiedenen Emotionen sehr viele Freiräume. Selbst die vermeintliche Zuordnung in die schwarze Ecke will hier nicht funktionieren, da man sich schlicht und ergreifend nicht an die Klischees hält und einfach nur schöne Musik macht, die der Umschreibung Klanggemälde sehr nahe kommt. Nicht nur traurig und düster, sondern eben auch melodisch, tief gehend und jenseits verankerter Kategorien.

Eröffnet wird Zal mit dem nur am Klavier intonierten Intro I Held The Moon, gefolgt von Alone, welches mit seinen perlenden Pianoklängen und den recht verhaltenen Bläsereinsätzen eine traumhafte Stimmung erzeugt. Wie STOA überhaupt nicht auf sich bombastisch auftürmende Soundgebilde setzen, sondern den einzelnen Tönen und Melodien Raum zur Entfaltung lassen. Das folgende I Wish You Could Smile stammt aus der Feder von Sam Rosenthal (u.a. Black Tape for a Blue Girl) und zeigt sehr deutlich, wie tief diese beiden Formationen musikalisch miteinander verbunden sind...
Im weiteren Verlauf setzen dann vor allem das dunkle Chanson d'Automne, der eine Landschaft vor dem inneren Auge aufbauende Ariels Song und das eine sanfte Entrücktheit ausstrahlende Puisque Tout Passe weitere Akzente, wobei letzteres Stück zugleich auch den Ausklang dieser wunderschönen CD bildet.

Die Texte sind aus den Werken von u.a. Shakespeare, Blake, Rilke oder Joyce geschmackvoll ausgewählt und passen hervorragend zur dargebotenen Musik. Ich kann zwar nicht hundertprozentig nachvollziehen, was der Albumtitel bedeutet (evtl. ein alte persische Gottheit???), aber das sollte nun wirklich kein Grund sein, diesem phantastischen Meisterwerk nicht mindestens ein oder zwei Hörproben zu gönnen. Wer es nicht tut, der verpasst definitiv etwas! Und ich verleihe einfach mal meiner Hoffnung Ausdruck, dass wir auf das vierte Album nicht wieder so lange werden warten müssen...

Stoa