Unglaublich!
Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, von dieser Band jemals wieder
auch nur ein Fitzelchen zu hören. Und jetzt gleich ein ganzes
Album... Superb! Dabei werden sich vermutlich nur die etwas älteren
unter den NH-Lesern an das 92er Debüt Urthona und
den Nachfolger Porta VIII (anno 1994) erinnern.
Vor allem letzteres war für mich damals geradezu überwältigend
und weckte meine Interesse für gute Neoklassik.
An
dieser stilistischen Ausrichtung hat sich auch nach fast einem
Jahrzehnt nichts geändert. Noch immer bestimmen das Piano, klassische
Instrumente und sphärisch-schwebender Frauengesang das Bild. Die
Musik ist auf wundersame Weise fließend und warm pulsierend, mal
in düstere Farben gekleidet, mal in Strahlen von Licht badend.
STOA begehen nicht den Fehler, sich auf eine Stimmung festzulegen,
sondern variieren geschickt und lassen so den verschiedenen Emotionen
sehr viele Freiräume. Selbst die vermeintliche Zuordnung in die
schwarze Ecke will hier nicht funktionieren, da man sich schlicht
und ergreifend nicht an die Klischees hält und einfach nur schöne
Musik macht, die der Umschreibung Klanggemälde sehr nahe kommt.
Nicht nur traurig und düster, sondern eben auch melodisch, tief
gehend und jenseits verankerter Kategorien.
Eröffnet
wird Zal mit dem nur am Klavier intonierten Intro
I Held The Moon, gefolgt von Alone, welches mit
seinen perlenden Pianoklängen und den recht verhaltenen Bläsereinsätzen
eine traumhafte Stimmung erzeugt. Wie STOA überhaupt nicht
auf sich bombastisch auftürmende Soundgebilde setzen, sondern
den einzelnen Tönen und Melodien Raum zur Entfaltung lassen. Das
folgende I Wish You Could Smile stammt aus der Feder von
Sam Rosenthal (u.a. Black Tape for a Blue Girl) und zeigt sehr
deutlich, wie tief diese beiden Formationen musikalisch miteinander
verbunden sind...
Im weiteren Verlauf setzen dann vor allem das dunkle Chanson
d'Automne, der eine Landschaft vor dem inneren Auge aufbauende
Ariels Song und das eine sanfte Entrücktheit ausstrahlende
Puisque Tout Passe weitere Akzente, wobei letzteres Stück
zugleich auch den Ausklang dieser wunderschönen CD bildet.
Die
Texte sind aus den Werken von u.a. Shakespeare, Blake, Rilke oder
Joyce geschmackvoll ausgewählt und passen hervorragend zur dargebotenen
Musik. Ich kann zwar nicht hundertprozentig nachvollziehen, was
der Albumtitel bedeutet (evtl. ein alte persische Gottheit???),
aber das sollte nun wirklich kein Grund sein, diesem phantastischen
Meisterwerk nicht mindestens ein oder zwei Hörproben zu gönnen.
Wer es nicht tut, der verpasst definitiv etwas! Und ich verleihe
einfach mal meiner Hoffnung Ausdruck, dass wir auf das vierte
Album nicht wieder so lange werden warten müssen...
Stoa
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