SECRETS OF THE MOON – Black House

 
Label: Prophecy Productions
Release: 08.05.2020
Von: Dajana
Punkte: 9/10
Time: 52:22
Stil: Rock
URL: Secrets Of The Moon
 

Nein, besonders eilig hatten es SECRETS OF THE MOON dieses Mal nicht. Kein Wunder, denn zum einen wirkt der grandiose Vorgänger Sun noch immer nach, und zum anderen gibt es einmal mehr signifikante Veränderungen, musikalisch wie personell, die sicherlich ihre Zeit brauchten, um sich zu entfalten.
Nach fast 10-jähriger Abwesenheit kehrt Bassist und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Daevas in eine Band zurück, die sich in der Zwischenzeit kaum weiter von den einstigen musikalischen Wurzeln entfernt haben könnte, die er mit aufgebaut hat. Das muss schon seltsam für ihn sein, denke ich.

Auf dem nunmehr siebten Album Black House lassen SECRETS OF THE MOON den (Black) Metal nun endgültig hinter sich, wenden sich auch vom düsteren Okkult Rock des Vorgängers ab und dafür zum zeitlosen (Gothic) Rock hin. Mehr noch, auf Black House verwischen die Grenzen zu Crone, der ebenfalls düster rockenden Band von Sänger sG. Tatsächlich könnte Black House der legitime Nachfolger des Crone Debüts Godspeed sein. Nur ist Black House viel rockiger und dynamischer.
Wie bei Crone ziehen sich nun auch auf Black House Post Rock Anleihen durch die Songs, oder finden sich Zitate von Wave und Post Punk. Am deutlichsten jedoch sind die musikalischen Verneigungen vor Gothic-Größen wie Fields Of The Nephilim oder The Cult.  Darüber hinaus brilliert Black House mit fantastischen Hooklines und griffigen Refrains, die beinahe jeden Song zum Ohrwurm machen. Die Tracks sind raffiniert aufgebaut, wandeln sich dynamisch und setzen Akzente in die eine oder andere Richtung. Es gibt immer wieder überraschende Details und instrumentale Finessen, die Black House abwechslungsreich und spannend machen, und das vom ersten bis zum letzten Lied. Der Sound ist dabei erdig, Retro, dennoch scharf und kühl, der düsteren Atmosphäre von Konzept und Album angepasst.
Der für mich herausragende Track auf Black House ist das epische He Is Here. Dieser Song vereint stilistische Vielfalt mit spielerischer Feinheit. He Is Here beginnt basslastig und leicht dissonant ohne experimentell zu wirken, geht dann in flirrende, postrockige Hooks mit einem gewissen Slowdive-Vibe über und offeriert hernach einen epischen Refrain mit der Wahnsinns Gaststimme von Jules Näveri (erinnert mich irgendwie an Mike Patton), unterlegt mit ruppigen Gitarren, die ein kurzen Echo alter Black Metal Trademarks durchblitzen lassen. Das Ende kommt vielleicht ein bisschen abrupt. Dem zuvor geht das schmissige Veronica’s Room, eine exzellente Gothic Rock Hymne, und danach folgt Cotard, dessen Melodieführung mich zunächst an Les Discrets Prédateurs erinnert und dann einmal mehr ganz weit und episch mit postrockiger Note, Ohrwurm-Refrain und treibenden Gitarren- und Drum-Rhythmen ausholt. Grandioses Trio! Ist nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen! Das schmälert aber keineswegs die Qualitäten der anderen Songs, ganz im Gegenteil. Das bedrohlich düstere Don't Look Now oder Mute God sind ohne Zweifel weitere Highlights. Bei Heart kommt mir kurz Alcest in den Sinn. Kein Song zeigt Schwächen oder fällt gar ab.
Neu auf dem siebten SECRETS OF THE MOON Album ist auch eine umfangreiche Kollaboration. Beinahe jeder Song wird von Gastmusikern unterstützt, sei es die legendäre Jarboe, Thomas Helm von Empyrium, Jules Näveri (Enemy Of The Sun) oder (Dolch). Allerdings gehen Jarboe und Thomas Helm ein bisschen unter. Beide hätte ich mir deutlicher im Vordergrund gewünscht.

Black House ist ein Album, das dieses Mal absolut gar nicht mehr nach SECRETS OF THE MOON klingt, also stilistisch gesehen, so dass man Musik und Bandnamen nur noch schwerlich übereinander bekommt. Das fühlt sich seltsam an, unbequem. Der erste Höreindruck hinterließ einen ambivalenten Eindruck. Es bedurfte mehrerer Durchläufe, bis sich Black House dann aber mit Nachdruck im Gehör festsetzte. Dem (einstigen) Fan oder Black Metal Liebhabern generell wird Black House überhaupt nicht zusagen oder dürfte von selbigen hohen musikalischen Freigeist einfordern (was sich ja schon per se schon widerspricht ;)).
Gleichwohl ist Black House ein Album, dass bei jedem Durchlauf wächst und dabei einen unglaublichen Sog entwickelt, dem man sich nicht entziehen kann. Dadurch kletterte dann auch ganz nebenbei das Rating ;) Black House ist fordernd aber definitiv wert sich damit auseinanderzusetzen. Einmal mehr ein fantastisches Album von SECRETS OF THE MOON.