SKARDUS – Stormriek
 
Label: Einheit Produktione/Schattenpfade
Release: 22.09.2023
Von: Seb
Punkte: 9/10
Time: 43:40
Stil: Black Metal
URL: Skardus
 

Vielleicht ist es mir früher nur nicht so aufgefallen, aber es scheint hierzulande immer populärer zu werden, Black Metal in regionaler Mundart zu vertexten, wobei die Ergebnisse wie bei jedem Trend nicht immer überzeugen wollen. Zum Glück geht das aber auch in gut: nachdem (mehr oder weniger) kürzlich Gráb ein famoses Album im bayrischen Dialekt aufgenommen hatten, liefern SKARDUS nun mit Stormriek sozusagen ein nicht weniger starkes nordisches Gegenstück, auf dem niederdeutsche wie friesische Texte zu finden sind. Wenn ich nicht komplett falsch liege, ist das das erste Werk der Kieler mit solcherlei Texten, das (famose) 2016er Stück Der Turm hatte einen hochdeutschen Text und von den Demos liegt mir nur eines der drei vor...
Obwohl SKARDUS bereits 2008 gegründet wurden, hat es nach drei Demos und einer Split (mit Plage) satte 15 Jahre bis zum ersten Studio-Album gebraucht. In der Zeit haben die Jungs um Frontmann Herr Jürgensen (der nach dem Ausstieg von Herr Sjögren neben dem Bass auch den Gesang übernommen hat und der mir noch von Drautran bekannt ist… lang, lang ists her) sich allerdings bereits „im Underground“ nicht nur lokal einen Namen gemacht und sind mit etlichen bekannten Bands aufgetreten.
„Was lange währt, wird endlich gut“ trifft zwar leider lange nicht so oft zu, wie es das Sprichwort glauben machen will, aber in diesem Fall liegt man damit goldrichtig: Stormriek ist ein sehr starkes und insbesondere für einen Erstling überdurchschnittlich reifes Album geworden, auf dem sich keine Aussetzer finden. Wo andere Bands beim ersten Album oft noch nach einem eigenen Stil suchen, haben SKARDUS diese Phase natürlich bereits längst hinter sich.
Genau wie sich die in den Texten verwendete Sprache bzw. der Dialekt abwechselt, kommt auf Stomriek niemals Langeweile auf. So überrascht bereits der als klassische Black-Metal-Nummer beginnende Opener Es Fällt Aus Dem Nichts gegen Ende mit einem (sich dennoch nahtlos einfügenden) Heavy/Thrash Riff. Ins Tosende Grab hingegen erzeugt mit (sparsam) eingesetzten Keybaord und die Raserei unterbrechenden, schleppenden Passagen für eine Stimmung wie man sie auch den ersten skandinavischen Bands der Szene erwarten könnte. Besonders hervorzuheben ist allerdings ganz ohne Zweifel Det Schong von er Onnerbaantjes. Ich habe lange vergeblich nach der Bedeutung des Wortes Onnerbaantjes gesucht, ich nehme an es handelt sich dabei um die je nach Ort leicht abweichend als „Oterbaanke“ oder auch „Onerbäänke“ benannten gnomen- oder koboldhaften und im Untergrund hausenden, den Menschen gerne Streiche spielenden Wesen friesischer Sagen…? Was auch immer es bedeuten mag, das Stück vollzieht im Mittelteil den Wechsel von einer treibenden Schwarzmetallnummer über Midtempo mit hörenswertem Gitarrensolo zu einer an frühe Helrunar erinnernden Passage mit Akustikgitarre, gesprochenem Text und Klargesang – etwas das unweigerlich die Gefahr birgt kitschig/cheesy zu wirken, hier aber gerade den Reiz des Stückes ausmacht und sich perfekt einfügt. Tatsächlich kommt es so gut wie nie vor, dass ausgerechnet das einzige mit klarem Gesang aufwartende Stück eines Albums mein Favorit ist.
Auch die nicht explizit benannten Stücke sind keinesfalls weniger gelungen oder abwechslungsreich und bietet einiges an gelungenen Melodien und Riffs zu entdecken.
Ich muss gestehen, dass ich mit dem Review aus verschiedensten Gründen schnarchlahm war, aber das Album ist bei mir, bereits seitdem ich die Promo erhalten und das erste Ohr riskiert habe, in der engsten Rotation gewesen - und das wird sicher auch nach Beendigung dieses Textes noch für eine ganze Weile so bleiben. Ganz klare Empfehlung und es bleibt zu hoffen, dass der Nachfolger nicht bis zum Ende des Jahrzehnts auf sich warten lässt ;)