SHINING – III - Angst - Självdestruktivitetens Emissarie

 
Label: Avantgarde
Release: 05.09.2002
Von: Psycho
Punkte: 9/10
Time: 47:36
Stil: Black Metal
URL: Shining
 

Das ist schon eine reichlich merkwürdige CD, die mir hier ins Haus geflattert ist. Und obwohl schon die dritte Veröffentlichung, habe ich zuvor von SHINING noch nie etwas gehört. Das könnte sich jetzt aber ändern, und zwar nicht nur durch die Mitarbeit des allseits bekannten Hellhammer an den Drums, sondern weil auf dieser CD wirklich außergewöhnliches zu vernehmen ist. Ok, es handelt sich natürlich um Black Metal, aber mir will es so scheinen, als ob SHINING mit (oder trotz?) ihrer etwas merkwürdigen Geisteshaltung (laut Info will man die Menschheit per Musik in den Selbstmord treiben) viel näher am Ursprung dessen sind, was diese Musikrichtung stilistisch einmal ausgemacht hat.

Kurioserweise schaffen sie dies, indem gerade nicht sämtliche, in letzter Zeit so überstrapazierten Klischees neu aufgewärmt werden. Vielmehr finde ich, dass hier ganz geschickt über den Tellerrand hinaus geschaut wird und auch ansonsten vieles anderes ist als gewohnt.
Das fängt gleich mit dem ersten Track Mörda dig själv... an. Die tragenden Melodielines klingen für mich mehr nach Independent, fast schon nach schrabbeligem Retro-Brit-Stone-Pop/Rock etc., während im Blast-Teil völlig stoned klingende Basslinien zu bestaunen sind. Trotzdem wird die angestrebte Wirkung nicht verfehlt: es entfaltet sich ein nordisch-düsteres Klanggemälde, welches keinen Raum für überschäumenden Optimismus bietet, sondern im Gegenteil klirrende Kälte verbreitet. Schon hier fällt auf, dass der Tempo-Anteil zwar nicht zu knapp dosiert wurde, die eigentlichen auf's Gemüt drückende Parts aber doch eher die langsameren sind.
Das zweite Stück Svart Industriell Olycka klingt noch dunkler, mit flirrenden, schnellen Gitarrenparts und fantastischer Drumarbeit von Hellhammer. Allein wie dieser Mann die Becken bearbeitet ist absolut genial! Aber auch die schleppende, zermalmende Atmosphäre dieses Stücks nimmt einen durchaus gefangen, wenn ich mir auch nicht gleich die Pulsadern aufschlitzen wollte...

In etwa dieser Stilistik werden dann auch die nächsten beiden Stücke dargeboten. Der Titeltrack setzt dabei mehr auf schnellen, räudigen Old School-BM, wobei man allerdings auch einen sehr ruhigen, mit Akustik-Gitarren versetzten Mittelteil findet, bevor das Stück langsamer zu Ende getragen wird, wohingegen Submit To Self-Destruction größtenteils in treibenden Midtempo gehalten ist, während einige interessante Breaks und sogar ein Gitarren-Solo für Abwechslung sorgen.
Nach einem mehr nach Hammer-Studios klingenden musikalischem Horror-Intermezzo folgt mit dem fast 10 ½ Minuten langen Fields Of Faceless das längste und letzte Stück dieser CD, bei dem sich der Hörer dann wohl endgültig einen Strick nehmen soll...
Aber auch hier finden sich neben harschem Bombast und keifendem Gesang Teile, die ganz stark in den Independent-Bereich ragen, ohne dabei an Härte oder Kälte zu verlieren. Eine solch gelungene Verschmelzung habe ich zuletzt bei den leider verschiedenen Unholy gehört, auch wenn die eher dem Death Metal zugetan waren.

Positiv fällt neben dem Vermeiden des üblichen langweiligen satanischen und/oder antichristlichen Schnickschnacks noch das Fehlen praktisch jeglicher Keyboards sowie die Produktion auf, die genügend nach Underground klingt, um als unkommerziell durchzugehen, die musikalischen Feinheiten aber auch nicht verdeckt. Als Negativpunkt gibt es zu vermelden, dass ich nicht sicher sagen kann, ob SHINING ihre Aussagen tatsächlich ernst meinen oder ich mal wieder Schwierigkeiten mit meinem Humorverständnis habe. Leider liegen mir keine Texte vor, um diesen Punkt näher zu beleuchten, die Homepage ist eine der uninformativsten überhaupt, und über die angekündigten "mentally disturbed, sexually perverted shows" will auch lieber nicht weiter nachdenken. Mangels anderer Informationen beschränke ich mich daher notgedrungen auf die Musik, und die ist wahrlich über jeden Zweifel erhaben. In dieser Hinsicht ein starkes Album!