Das
ist schon eine reichlich merkwürdige CD, die mir hier ins
Haus geflattert ist. Und obwohl schon die dritte Veröffentlichung,
habe ich zuvor von SHINING noch nie etwas gehört. Das
könnte sich jetzt aber ändern, und zwar nicht nur durch die
Mitarbeit des allseits bekannten Hellhammer an den Drums,
sondern weil auf dieser CD wirklich außergewöhnliches zu vernehmen
ist. Ok, es handelt sich natürlich um Black Metal, aber mir
will es so scheinen, als ob SHINING mit (oder trotz?)
ihrer etwas merkwürdigen Geisteshaltung (laut Info will man
die Menschheit per Musik in den Selbstmord treiben) viel näher
am Ursprung dessen sind, was diese Musikrichtung stilistisch
einmal ausgemacht hat.
Kurioserweise
schaffen sie dies, indem gerade nicht sämtliche, in letzter
Zeit so überstrapazierten Klischees neu aufgewärmt werden.
Vielmehr finde ich, dass hier ganz geschickt über den Tellerrand
hinaus geschaut wird und auch ansonsten vieles anderes ist
als gewohnt.
Das fängt gleich mit dem ersten Track Mörda dig själv...
an. Die tragenden Melodielines klingen für mich mehr nach
Independent, fast schon nach schrabbeligem Retro-Brit-Stone-Pop/Rock
etc., während im Blast-Teil völlig stoned klingende Basslinien
zu bestaunen sind. Trotzdem wird die angestrebte Wirkung nicht
verfehlt: es entfaltet sich ein nordisch-düsteres Klanggemälde,
welches keinen Raum für überschäumenden Optimismus bietet,
sondern im Gegenteil klirrende Kälte verbreitet. Schon hier
fällt auf, dass der Tempo-Anteil zwar nicht zu knapp dosiert
wurde, die eigentlichen auf's Gemüt drückende Parts aber doch
eher die langsameren sind.
Das zweite Stück Svart Industriell Olycka klingt noch
dunkler, mit flirrenden, schnellen Gitarrenparts und fantastischer
Drumarbeit von Hellhammer. Allein wie dieser Mann die Becken
bearbeitet ist absolut genial! Aber auch die schleppende,
zermalmende Atmosphäre dieses Stücks nimmt einen durchaus
gefangen, wenn ich mir auch nicht gleich die Pulsadern aufschlitzen
wollte...
In
etwa dieser Stilistik werden dann auch die nächsten beiden
Stücke dargeboten. Der Titeltrack setzt dabei mehr auf schnellen,
räudigen Old School-BM, wobei man allerdings auch einen sehr
ruhigen, mit Akustik-Gitarren versetzten Mittelteil findet,
bevor das Stück langsamer zu Ende getragen wird, wohingegen
Submit To Self-Destruction größtenteils in treibenden
Midtempo gehalten ist, während einige interessante Breaks
und sogar ein Gitarren-Solo für Abwechslung sorgen.
Nach einem mehr nach Hammer-Studios klingenden musikalischem
Horror-Intermezzo folgt mit dem fast 10 ½ Minuten langen Fields
Of Faceless das längste und letzte Stück dieser CD, bei
dem sich der Hörer dann wohl endgültig einen Strick nehmen
soll...
Aber auch hier finden sich neben harschem Bombast und keifendem
Gesang Teile, die ganz stark in den Independent-Bereich ragen,
ohne dabei an Härte oder Kälte zu verlieren. Eine solch gelungene
Verschmelzung habe ich zuletzt bei den leider verschiedenen
Unholy gehört, auch wenn die eher dem Death Metal zugetan
waren.
Positiv
fällt neben dem Vermeiden des üblichen langweiligen satanischen
und/oder antichristlichen Schnickschnacks noch das Fehlen
praktisch jeglicher Keyboards sowie die Produktion auf, die
genügend nach Underground klingt, um als unkommerziell durchzugehen,
die musikalischen Feinheiten aber auch nicht verdeckt. Als
Negativpunkt gibt es zu vermelden, dass ich nicht sicher sagen
kann, ob SHINING ihre Aussagen tatsächlich ernst meinen
oder ich mal wieder Schwierigkeiten mit meinem Humorverständnis
habe. Leider liegen mir keine Texte vor, um diesen Punkt näher
zu beleuchten, die Homepage ist eine der uninformativsten
überhaupt, und über die angekündigten "mentally disturbed,
sexually perverted shows" will auch lieber nicht weiter nachdenken.
Mangels anderer Informationen beschränke ich mich daher notgedrungen
auf die Musik, und die ist wahrlich über jeden Zweifel erhaben.
In dieser Hinsicht ein starkes Album!