SCREAM SILENCE – Aphelia

 
Label: Plainsong Records
Release: 20.04.2007
Von: Psycho
Punkte: 9.5/10
Time: 70:52
Stil: Gothic/Dark Rock
URL: Scream Silence
 
Wer hätte das gedacht? SCREAM SILENCE war bisher für mich immer eine dieser Bands, die durchaus Musik mit einem gewissen Anspruch machen, gleichzeitig dabei vor lauter Sterben in Schönheit zu vergessen schienen, ihre Alben durchgängig gut zu machen. So ließen immer wieder einzelne Songs oder Passagen aufhorchen, aber insgesamt war mir das meistens nicht schlüssig genug, nicht richtig auf den Punkt gebracht, als das ich mehr als nur ein wenig dauerhaftes Interesse hätte entwickeln wollen.
Umso überraschter war ich (und bin es eigentlich immer noch), als ich mir das neue Werk der Berliner namens Aphelia zum ersten Mal zu Gemüte führte. Nicht nur, dass mir das Album bereits beim ersten Durchlauf außerordentlich gut gefallen wollte, nein, es wuchs mit jedem Anhören immer weiter und wächst, nach ca. einem Dutzend Mal, immer noch!
Natürlich sind SCREAM SILENCE nach wie vor Spezialisten für die eher romantisch veranlagte Variante des Gothic oder Dark Rock. Sprich, ihnen sind Atmosphäre und Melodien wichtiger als rockende Gitarren oder schwer gepitchter Gesang. Diesmal haben sie diesen Stil aber einfach besser variiert als auf den vorherigen fünf Alben; vor allem die Ausflüge in etwas härtere Regionen tun dem Gesamtbild unglaublich gut, zumal, wenn sie so dermaßen überzeugend rübergebracht werden. Als hätte die Band nie was anderes gemacht…
Besonders toll sind aber einfach die unglaubliche Ansammlung an schwelgerischen Melodien, die fast schon Soundtrack-artige Stimmung (die durch die teilweise direkten Übergänge zwischen den Stücken noch verstärkt wird) und die in jeder Hinsicht große Abwechslung, die sich auf Aphelia permanent wieder findet. Dabei wird geschickt jeglicher stilistische Wirrwarr vermieden, und so ist denn hier auch eines jener seltenen Alben entstanden, welches tatsächlich praktisch keinerlei Schwächen zeigt, sondern vielmehr vor wunderbaren Songs, zauberhaften Momenten und musikalischer Reife geradezu strotzt.
Beispiele für diese Aussage wären z.B. die rockigen Tracks Harvest oder The Vitriol, oder eher träumerisch-beschwörende Songs wie Nothingness, My Eyes oder das fast 13 Minuten lange balladeske Epos Aphelia. Trotz der gebotenen musikalischen Vielfalt schaffen es SCREAM SILENCE dabei, ihre eigene Linie konsequent zu verfolgen und immer identifizierbar zu bleiben. Kompliment, an diesem Anspruch scheitern (immer noch) zu viele Bands…
Die limitierte Erstauflage wird zudem noch 3 Live-Bonus-Tracks enthalten, die letztes Jahr im Berliner K17 mitgeschnitten wurden. Das ist ganz ok, aber bei dem bis dato auf Aphelia gehörten wäre mir natürlich weiteres neues Material wesentlich lieber gewesen. Die fetten 9,5 Punkte hat sich die Band mit dieser CD aber auch so redlich verdient!