Unglaublich!
Wie konnte mir diese Band bisher entgehen? PENDRAGON
– von diesem illustren Namen darf man schon auf die Qualität
der Musik, die Nick Barrett (Guitar, Vocals), Kopf und einzig
verbliebenes Gründungsmitglied der Band mit Unterstützung
seiner drei Kollegen Clive Nolan (Keyboards), Peter Gee (Bass,
Guitar) und Fudge Smith (Drums) schreibt, schließen.
PENDRAGON entstand aus der 1976 ins Leben gerufenen
Schülerband Zeus Pendragon, die sich der Musik Hendrix’,
Led Zeppelins und Fleetwood Macs (um nur einige zu nennen) verschrieben
hatte. Die Band musste sich einigen Line-Up-Changes unterziehen,
machte jedoch bald soweit mit eigenem Material auf sich aufmerksam,
dass sie als Support für Marillion spielte. Diese Verbindung
hielt sich über eine lange Zeit und brachte auch das erste
Full-Length-Album The Jewel (1985,
Reissue 2005) hervor.
Trotzdem war es PENDRAGON nicht vergönnt,
ein Label für sich zu gewinnen. Nach einem geplatzten Deal
mit EMI und überstandenen privaten Krisen gründete
die Band, die nun aus den Musikern bestand, die bis heute PENDRAGON
sind, ihr eigenes Label Toff Records, über das sie am 29.
August 2005, zwanzig Jahre nach The Jewel,
ihr siebtes Album Believe veröffentlichen.
Es ist schwer
zu beschreiben, was den Hörer mit Believe
erwartet. Das Album ist höchst emotional und doch fast
gefällig. Es wartet mit einer unglaublichen musikalischen
Vielfalt auf und ist doch wie aus einem Guss. Nick Barrets Stimme
bewegt sich zwischen Johan Edlund (Tiamat) und Steve Hogarth
(Marillion). Das Album ist eine wunderschöne Synthese aus
den musikalischen Einflüssen, die PENDRAGON
nennen (Pink Floyd, Marillion, Camel, Dire Straits, Genesis,
Supertramp, Tears For Fears, Yes) und ihrem ganz eigenem Stil.
Da zaubern sie mit dem Opener Believe, der eher ein
Intro ist, eine Atmosphäre, die an Lisa Gerrard’s
Musik für „Gladiator“ erinnert, um dann mit
stark verzerrten Gitarren auf einmal bei Pink Floyd zu sein.
Sehr rockig und durchaus tanzbar geht es mit No Place For
The Innocent weiter, in dem Barrett sich damit auseinandersetzt,
ob man dem, was man in Schule, Medien usw. vorgesetzt bekommt,
ohne weiteres Glauben schenken kann. The Wisdom Of Solomon
bringt uns in einem schillernden Kleid aus virtuosen Akustikgitarren
mit mexikanischen Anleihen, interessanten Synth-Klängen
und fordernder Stimme näher, dass übertriebene Political
Correctness dafür sorgen kann, dass die Kluft zwischen
den Kulturen sogar vergrößert wird. Einfach traumhaft
schön ist das vierteilige The Wishing Well, dessen
erste Minuten auch von einem späteren Marillion-Werk stammen
könnten. Wobei die Verbindung von Chor, Keys und gesprochenen,
tiefsinnigen Lyrics eine ganz besondere, gänsehautverdächtige
Stimmung kreiert und fast an frühe Procol Harum erinnert.
Ich möchte gar nicht weiter auf die einzelnen Stücke
eingehen, denn die sollte man sich unbedingt selbst anhören.
Selten findet
man heutzutage Musik, die Engagement und Gefühle so glaubwürdig
zu vermitteln weiß wie die der Believe
und somit einem Leitspruch Nick Barretts voll und ganz folgt:
Musik müsse die Menschen lachen, weinen und seufzen lassen.
Hört in dieses wunderbare Stück Musik rein, von dem
einige Snippets in ordentlicher Länge auf der PENDRAGON-Homepage
zu finden sind. Man sollte auch die Beispiele von den nicht
ganz so rockigen, keyboardlastigeren, älteren Alben nicht
außer Acht zu lassen.
Believe von PENDRAGON
wird meinen CD-Player so bald nicht verlassen und ich wünsche,
dass uns diese Veteranen und Meister des Progressive Rock noch
lange erhalten bleiben und dass die Durststrecken endgültig
der Vergangenheit angehören. Deshalb natürlich aus
vollem Herzen: 10 Punkte!