Wie ein roter Faden
zieht sich eine Unmenge an tollen, oft doppelläufigen
Melodien durch ResIllusion, besonders hymnisch
gelingt die Eröffnungsweise bei Corridors, wo
sie pfeilschneller Griffbrettakrobatik gegenübersteht
und einen reizvollen Kontrast bietet. Dezente Keyboardeinsprengsel
lassen das Klangbild opulent erscheinen, decken allerdings
keinesfalls die Gitarren zu. Beim etwas epischeren The
Abhorrent fügen sich rhythmisch abgehackte Elemente
perfekt ins Songgerüst ein und lassen eine mitreißende
Konzertstimmung entstehen. Der Refrain wird zweistimmig vorgetragen,
ein leicht modern anmutender Keyboardteppich wird zwischendurch
ausgerollt, sodass ein packender und vielseitiger Gesamteindruck
begeistert. Eingestreute Ruhepausen tun der Dynamik gut und
so endet etwa Elegant Deceit mit einer bedächtigen
Keyboardmelodie, ehe das Titelstück ResIllusion
mit jeder Menge Gitarrenhexerei dagegen wieder sehr heftig
losstartet.
Etwas aus dem Rahmen fällt das stimmlich extravagante
De6enerate, das auch auf die Unterstützung von
Streichern zurückgreift. Der Refrain schwindelt sich
harmonisch in die Gehörgänge, vermeidet aber allzu
offensichtlich eingängige Vibes. Diese Taktik ist für
das gesamte Album kennzeichnend, denn einen klebrigen Chorus
oder konstruiert wirkende Songs sucht man vergeblich –
nur herzerfrischenden, von teils hymnischen, dann blitzschnellen
Melodien getragenen Death Metal gibt’s hier zu hören.
Das von der ersten MCD bekannte The Hypocrisy brennt
sich in aufgepeppter Version effektiv mit explosiv ratternden
Drums sowie unterschwellig widerhakendem Refrain schnell ins
Gedächtnis ein und fängt die unbändige Energie
der Band genial ein. Bei Fragments blitzt ein herrlich
singendes Lead durch, Archways offeriert schnelles
Riffing, zupackende Stimmgewalt und ein zurückhaltendes
Outro. Zum Schluss zeigen die Australier noch einmal ihre
aggressive Seite und setzen mit Windfall einen kompromisslosen
Schlusspunkt.
ORPHEUS OMEGA
machen also ordentlich Druck, ohne auf geschickt platzierte
Atempausen zu vergessen; sie unterbrechen dabei den dynamischen
Spielfluss zu keiner Sekunde, legen ihr Hauptaugenmerk auf
unverfälschten Metal mit Langzeitwirkung und verzichten
auf platte Effekthascherei. Das ergibt zwar keine Superhits,
doch bringt es der Truppe eine Menge Sympathiepunkte ein.