Bevor ich
meine Review beginne, sollte ich fairerweise ein paar Dinge
erwähnen. Zunächst muss ich eine Sünde gestehen:
ich hab keine originale CD in meinen Besitz. Ich habe das Cover
Artwork auf der offiziellen Bandpage gesehen und daraufhin alle
Songs runtergeladen. Aber ich werde mir auf jeden Fall dieses
Metal Meisterwerk kaufen, sobald es hier in den Staaten veröffentlicht
wurde (11. November). An alle Fans, die das lesen und dasselbe
tun, ich meine, Musik runterladen oder generelles Benutzen von
diesen Sharing-Programmen: ich flehe euch an, kauft die Alben,
wenn sie dann veröffentlicht wurden! Einen Künstler
nicht für seine Arbeit zu bezahlen, ist nicht nur kriminell,
es ist auch - meiner bescheidenen Meinung nach - ausgesprochen
respektlos! Was mich zum nächsten Vorabpunkt meiner Review
führt ... Meine Ansichten über OPETH
sind SEHR voreingenommen! Ich höre OPETH
seit nunmehr 5 Jahren und seit mindestens 4 Jahren sind sie
meine absolute Lieblingsband. Ich verliebte mich in OPETH’s
zweites Album Morningrise 1997 und bin seit dem ein absoluter
Fan. Die Band hört nicht auf, mich mit jedem neuen Album
auf’s neue zu erstaunen und ihre Musik bedeutet mir eine
Menge. Auf diese Art ist es schon ein bisschen seltsam darüber
zu schreiben, ohne das Booklet oder die Hülle von Deliverance
in der Hand zu haben. Jedenfalls hab ich mich trotz eines kurzen
inneren Konfliktes entschieden, euch diese Review zu präsentieren
;)
Wir haben
2002 und 2003 steht vor der Tür. Ich weiß ja nicht,
wie es euch geht, aber für mich war dieses Jahr ein ziemlich
lahmes Jahr in Sachen Metal. In diesem Jahr haben mich nicht
besonders viele Veröffentlichungen in Ekstase versetzt,
so wie in den Jahren zuvor. Aber macht euch keine Sorgen, ein
neues Stück absoluter Großartigkeit ist hier! Und
was für ein großartiges Teil dieses Werk ist! Ein
weiteres überwältigendes Kapitel in OPETH’s
Serie der Vortrefflichkeit! Dieses Album ist also der erste
Part in dieser Doppelbox. Deliverance
und Damnation, welches im März
2003 veröffentlicht werden wird. Jedes mal, seit ihrem
Debüt Orchid, waren OPETH
bestrebt, die Heaviness und Dunkelheit des Death Metal mit sanften,
beschaulichen und akustische Folkelementen und klarem Gesang
zu kombinieren. Die Band trotzt wirklich jeder Kategorisierung.
Aber falls das mal wirklich jemand tun müsste, könnte
man OPETH nur als eine sehr progressive Form
des Death Metal beschreiben. Und sogar das scheint noch zu begrenzt
zu sein. Und während sich andere Bands an diesem Kunststück
versuchen, vermochte es doch niemand, das auf einem mit OPETH
vergleichbaren Level zu tun. Es scheint, dass eine Menge Bands
sich an ähnlichem Sound und Atmosphäre versuchen.
Manche bekommen das exzellent hin (Agalloch, Novembre ... wohlgemerkt
keine OPETH Klone!), andere eben nicht.
Wie auch immer, diesmal hat sich die Band entschieden, ihre
ureigensten 2 Elemente (elektrisch und akustisch, Death Metal
und Folk, Dunkelheit und Helligkeit) auf 2 separaten Einheiten
zu präsentieren – Deliverance
(HEAVY) und Damnation (MELLOW). Sollte
man aber so nicht generell zuordnen. Dieses Album hat noch immer
sanfte, leichte und schöne Momente, wie man sie von den
vergangenen Veröffentlichungen her kennt. Allerdings kombiniert
mit der bis dato wahrscheinlich heftigsten musikalischen Grundaussage.
Wie auch immer, das ist definitiv KEIN einfach geradliniges
Death Metal Album. Es hat immer wieder seine Momente beschaulicher
Schönheit, akustischer Sanftheit und den feinen cleanen
Schmachtgesang von Mikael Åckerfeldt. Die Heftigkeit jedenfalls
erreicht beinahe eine Intensität wie bei Morbid Angel.
Stampfende Double Bass, schnelle Riffs und Solos, die regelrecht
aus dem Lautsprecher schießen.
Der Opener Wreath ist ein gutes Beispiel dafür,
weil es den geneigten Hörer sofortig mit seiner heftigen
Klangschlacht attackiert. Der zweite und Titeltrack Deliverance
erinnert mich aus irgendeinem Grund an Black Rose Immortal
vom Morningrise Album. Ich will nicht
sagen, das der zweite Track genauso klingt, es ist nur, das
beide Songs ein gutes Beispiel dafür sind, was OPETH‘s
wahres Talent zu sein scheint: ihre Fähigkeit, den Hörer
so durch ihre Musik zu bringen, dass man in einem Moment auf
Wolken schwebt, nur, um im nächsten Moment in die tiefsten
Abgründe der Hölle zu fallen. Und für so manchen
Metalhead ist das sicherlich nicht immer die willkommenste Aussicht.
Deliverance hat auch super progressive Riffs, kombiniert
mit Ehrfurcht gebietenden Becken und Double Bass von Martin
Lopez zu bieten. Und wieder, gewissermaßen, könnte
jemand diese Musik beinahe mit einem Ritt in einem Kanu auf
einem wahnsinnig reißenden Fluss vergleichen, welcher
einem mit High-Speed davonträgt. Du könntest zwar
auch an eine sanfte Stelle gelangen, aber freu dich nicht zu
früh, sogar noch wilderes Wasser liegt vor dir. OPETH
Alben sind nun mal so. Ja, man könnte sie beinahe als Audio
Abenteurer beschreiben. Die Band wechselt ständig die Gangart
und lässt den Hörer niemals bei einem Part verweilen.
Wann immer du meinst, ein Muster zu erfühlen, zu hören,
musst du damit rechnen, das es sich ändert. Die Sache ist,
das alles so fantastisch arrangiert ist und mit solcher Zielsetzung,
das es beinahe unmöglich ist, nicht von diesem akustischen
Netz verschlungen zu werden, welches die Band da webt. Der dritte
Song A Fair Judgement bietet all die cleanen Vocals,
getragen von den heftigen und leichten Elementen, von denen
ich schon zuvor gesprochen habe. Und dennoch, so bei 8:06 Minuten
kommt plötzlich ein gewaltiges Riff aus dem Nirgendwo,
welches Bilder von wahrlich konfrontierender Verdammnis und
Schicksal heraufbeschwört, der man völlig hilflos
ausgeliefert ist. Es folgt ein kurzes und schönes akustisches
Instrumental namens For Absent Friends. Dieser Song
bietet einige akustische Pickings und ein leichtes elektrisches
Solo über dem Ganzen. Und wieder, die Beschaulichkeit wird
vom fünften Song Master‘s Apprentice zerschmettert.
Und dieser Song lässt im positiven Sinne mein Blut wallen!
Das Riffing und die Double Bass erinnern mich wieder an Morbid
Angel, aber nicht als billige Kopie, sondern eher in einem ähnlichen
Stil. Dieser Song überträgt außerdem einen bestimmten
Groove, den ich einfach nur liebe. Der vernichtet alles! Sorry,
wenn ich wie ein kreischendes Teenie Groupie klinge, aber das
ist der einzige Weg, wie ich das beschreiben kann. Der Song
scheint in die gleiche Kerbe wie Morbid Angel’s Slime
Life zu schlagen, nur um mal einen Vergleich zu ziehen. Wickedly
kicks ass fucking bad!!! Der Song geht allerdings nicht so in
dieser Manier weiter. Etwas später gibt es cleanen Gesang
und sanfte Melodiebögen, und die sind wahrlich großartig!
Der Song wirkt beinahe auf einem wie ein verdammter Gefangener,
der auf sein Schicksal trifft (und wieder habe ich keine Texte).
Gleichwohl der Gefangene auf das was kommen wird, vorbereitet
ist. Der Akustik Part bei der 6 Minuten Marke ist ebenfalls
wahrlich hinreißend und der Gesang bei ca. 7Minuten Laufzeit
vermittelt wieder ein schwebendes Gefühl, bis der Dämon
wieder in die Hölle fällt, um dann aus dem Nirgendwo
aufzutauchen. OPETH zu lauschen ist wie ein
gutes Buch zu lesen, das man nicht aus der Hand legen kann.
Man blättert Seite für Seite weiter in Erwartung dessen,
was noch kommen mag.
Und wie alle guten Geschichtenerzähler nehmen sich OPETH
Zeit, bis sie alle gewünschten Effekte vollenden. Der einzige
Song, der weniger als 10 Minuten hat, ist For Absent Friends,
ein kurzes instrumentales Stück. Beim Abschlusssong By
The Pain I See In Others zeigt sich die Band etwas experimentierfreudig.
Der Song startet mit einem elektrischen Gitarren-Riff und einem
Soundsample, das wie ein antikes Radio klingt. Mikael benutzt
außerdem ein ziemlich coolen Effekt für seine Growls,
so dass seine Stimme nun vom Grund eines Moores zu kommen scheint,
oder durch eine rauchgefüllte Wasserpfeife. Es gibt außerdem
ein fantastisches Lead, der das Können der Band in Sachen
Melodie aufzeigt. Und wieder experimentiert der Song mit einem
beinahe karnevalistisch klingendem Organ über einigen cleanen
Vocals, etwas, was die Band bisher noch nie getan hat.
Wie bei dem vorhergehendem Album Blackwater Park
scheint Produzent und Porcupine Tree Mastermind Steve Wilson
auch hier wieder ein paar von seinen eigenen Tricks beim Abmischen
des Albums eingebracht zu haben, um wieder einen wirklich interessanten
Sound zu erschaffen. Elemente der World Musik erscheinen hier
und da, zusammen mit diesem karnevalartigem Sound, den ich vorher
schon erwähnte. Der Song klingt am Ende mit einsam klagenden
Gesang nach kurzer Stille aus. Das erinnert mich irgendwie in
seiner Art und Weise an einen Part auf New Dark Age der Band
Solstice. Und wieder – um ein mentales Bild zu skizzieren
– ist es, als wenn ein einsamer Krieger auf der Spitze
des höchsten Berges steht und zu denen singt, die zu seinen
Füßen stehen. Oder vielleicht über ihm? So oder
so, das ist wirklich cool und wird den geneigten Hörer,
der darauf nicht gefasst ist, überraschen.
Alles in
allem Deliverance ist es ein SEHR
gutes Album, das meine höchste Empfehlung bekommt. Im Augenblick
ist das mein Tipp für das Album des Jahres 2002! Und ich
sehe sowohl in den vergangenen Monaten, als auch in nächster
Zeit keine andere Band, die dieses für sich beanspruchen
könnte. Alle Bandmitglieder sind in top Form und Mikaels
Stimme war nie besser. Sein cleaner Gesang ist erstklassig im
Transportieren zerbrechlicher Emotionen, etwas, das eine Menge
Sänger versuchen, aber nie erreichen. Seine Death Growls
haben niemals höllischer geklungen. Ich meine, das klingt
wirklich, als kämen sie aus den tiefsten Eingeweiden der
Hölle. Meiner Meinung nach ist Mikael Åckerfeld zur
Zeit der bester Sänger in der Metal Gemeinde. Ich kenne
keinen, der so heftig growlen kann, jedoch mit solch einer schmalzigen
Leichtigkeit, wie er. Gar nicht erst zu erwähnen sein Gitarrenspiel.
Er und sein Co-Gitarrist Peter Lindgren kommen mit den interessantesten
Riffs rüber, die ich jemals gehört habe. Basser Martin
Mendez macht – wie immer – einen ausgezeichneten
Job in seiner Abteilung. Und der Drummer Martin Lopez scheint
sich mit jedem neuen Album deutlich zu verbessern. Sein Job
auf Deliverance ist von seiner Double
Bass Arbeit bis hin zu den Becken Krachern wahrlich phänomenal.
Nun schmeiß noch Produzent Steve Wilson dazwischen und
man bekommt das beste Kraftpaket an Talenten, das die Musik
Szene bisher zu Gesicht bekommen hat. Im Moment würde ich
sogar sagen, das Deliverance ein bisschen
besser als Blackwater Park ist. Aber
ich mag das nicht wirklich sagen wollen, denn am Ende des Tages
haben alle OPETH Alben bei mir das selbe Level.
Also ein weiteres exzellentes Kapitel in der Band Karriere beim
Beherrschen ihres Handwerkes.