NEUROSIS – A Sun That Never Sets
 
Label: Relapse Records
Release: 07.08.2001
Von: Snork
Punkte: 10/10
Time: 68:27
Stil: Neurosis ;)
URL: Neurosis
 

Tja, hier ist nun selbst der erfahrene Metalfan etwas überfragt. Was ist das? Eigentlich ist NEUROSIS gar kein Metal, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Was aber dann? ... fragt der interessierte Leser. Ich muss sagen, ich weiß es nicht. Ich kann es nur so beschreiben: abgrundtief böse. Ich meine nicht, eine düstere Stimmung verbreitend oder unheimlich, erwartungsvoll wie eine Filmmusik von Carpenter. Nein, ich meine wirklich richtig böse.
Depressive Leute sollten wirklich die Finger von NEUROSIS lassen. Die ganze Platte ist wie ein musikalischer Aufruf zum Selbstmord. Ich hab echt nicht gewusst, dass man nur mit Musik so eine böse Stimmung erzeugen kann.
Nach dem noch halbwegs humanen Intro Erode folgt schon der erste Überhammer mit The Tide. Sehr schleppend und schwer walzt es sich durch mein Zimmer. Bei dem Gesang drückt sich in jeder Silbe der absolute Hass gegen die ganze Welt aus. Es scheint, als wären das seine letzten Atemzüge und er muss diesen Hass und diese Verachtung noch loswerden bevor er abtritt. Wie in jedem Lied selbstverständlich. Es folgt From The Hill wo die extremen Vocals noch besser durchkommen als beim ersten Stück. Diese beiden Opener kommen trotz jeweils 9 Minuten Länge ohne großartige Samples aus, wie NEUROSIS sie in früheren Alben wie z.B. Enemy Of The Sun oder Through Silver In Blood häufiger verwendet haben. Das sagt jetzt nicht, dass das eine oder andere dadurch schlechter ist, es ist halt nur anders. Der Titeltrack A Sun That Never Sets wirkt dagegen für NEUROSIS Verhältnisse schon fast fröhlich. Hierbei wird am Anfang sogar richtig normal gesungen. Allerdings muss man sich stimmungsmäßig nicht allzu lange umstellen, denn nach etwa zwei Minuten wird es halt wieder so richtig NEUROSIS. Danach folgt das übliche Monster auf NEUROSIS Scheiben Falling Unknown mit 13 Minuten. Trotz der, nach heutigem Durchschnitt, übermäßigen Länge werden die Stücke nie langweilig. Sie sind zwar nicht so abwechslungsreich, wie man das vielleicht von zehnminütigen Instrumentalstücken anderer Bands kennt, dafür hält einen diese Stimmung in ihrem Bann. Ein Bann aus dem man nur herauskommt, wenn man den CD Player ausmacht. Es ist wirklich faszinierend!
From Where Its Roots Run hört sich schon fast wie eine Aufarbeitung eines indianischen Stammesliedes an. Ich hab wirklich keine Ahnung wie die Jungs das im nächsten Stück Crawl Back In fertiggebracht haben, diese schönen Melodien einzubauen ohne die Gesamtstimmung aufzuhellen. Watchfire hängt sich da fast nahtlos dran. Resound sorgt dann zwar noch einmal für eine 1 ½ minütige Abwechslung, wird aber sofort von Stones From The Sky wieder ins Kurzzeitgedächtnis verdrängt. Dieses 10 Min. Teil bildet den Abschluss eines wirklich unglaublichen Werkes.

Selbstverständlich gehören NEUROSIS (wie fast alles von Relapse) in die kranke Ecke der Musikbranche. Aber dennoch sehr angenehm krank. Da NEUROSIS sich immer sehr viel Zeit lassen mit neuen Alben, ist A Sun That Never Sets sehr ausgereift und super produziert.10 Punkte sind daher das Mindeste was ich geben kann (Hallo Cal geht auch manchmal mehr? - Nein, würde ich auch manchmal gerne... ).