NECROPHOBIC – In The Twilight Grey
 
Label: Century Media Records
Release: 15.03.2024
Von: Seb
Punkte: 8.5/10 (9/10 Deluxe Edition)
Time: 53:57 / 62:36 (Deluxe Edition)
Stil: Blackened Death Metal
URL: Necrophobic
 

Im Jahre 1989 haben ein paar unbekannte, junge Schweden ein Demo namens Realm Of Terror herausgebracht – vermutlich hat auch das einzig verbliebene Gründungsmitglied Joakim damals nicht vermutet, dass NECROPHOBIC geschlagene 35 Jahre danach nicht nur noch existieren, sondern zu einer der einflussreichsten Black/Death-Band aller Zeiten geworden sind und ihr mittlerweile zehntes Studio-Album veröffentlicht haben.

Naturgemäß muss man sich nach all dieser Zeit und mit einem solchen Status hauptsächlich an vergangenen, eigenen Taten messen – und die Band hat mehr als nur ein Meisterwerk abgeliefert. Gleichzeitig kann man natürlich nicht verlangen, dass sich in einer solch langen Zeit nichts ändert, und so habe ich persönlich den Eindruck, dass NECROPHOBIC auf dem aktuellen Album In The Twilight Grey ein klein Wenig „ruhiger“ zu Werke gehen denn je.

Möglicherweise liegt dieser Eindruck jedoch auch nur an den zwei Stücken, die mir auf dieser Veröffentlichung am wenigsten sagen. Um das Unangenehme aus dem Weg zu bekommen: As Stars Collide (auch dem Opener so kurz darauf zu ähnlich) wie auch das unmittelbar folgende Stormcrow (völlig überflüssiger Mittelpart – die schwächste der obligatorischen „Quasi-Balladen“ die auf allen Alben enthalten sind) sind zwar für sich genommen keine schlechten Stücke, wirken aber für das von NECROPHOBIC gewohnte Niveau seltsam generisch und nichtssagend.

Glücklicherweise enthält In The Twilight Grey aber auch eine ganze Reihe an Songs in gewohnt herausragender Qualität und ist (natürlich) wie immer perfekt eingespielt. Der Gesang von Anders, Johans Schlagzeug wie auch das Bass-Spiel des Neuzugangs Tobias Cristiansson sind auf den Punkt genau. Johan Bergebäck und Sebastian Ramstedt zählen ganz zweifellos zu den besten Gitarren-Duos, die das Genre jemals gesehen hat und zeigen auch auf diesem Album alle Facetten ihres Könnens. Vom Thrash-Einschlag in Clavis Inferni (und dem nur auf der Deluxe-Edition enthaltenen The Torture Never Stops) über das episch-atmosphärische, melodische Nordanvind mit seinem extrem eingängigen Thema, dann wieder ausufernde Soli vor Melodic-Death-Backdrop (Cast In Stone) bis zu hin zu klassischen Heavy-Metal-Einschlägen in Shadows Of The Brightest Night oder dem auf der Deluxe-Version enthaltenen Blackened The Horizon bietet sich dem Hörer enorme Variationsbreite. Der Titeltrack In The Twilight Grey hingegen packt nahezu alle Stilmittel der Band zusammen und gehört mit seinem unablässig treibenden Schlagzeug und der Kombination aus harschem, dennoch melodischem Gesang und schon fast schamlos eingängigen Gitarrenstrecken im letzten Drittel zu den Highlights des Albums.
Das Outro Ascension (Episode Four) knüpft an das 1997er Darkside an und verknüpft das aktuelle Album mit der fernen Vergangenheit der Band.

Trotz der beiden (am eigenen Anspruch gemessen) weniger gelungenen Stücke sollte In The Twilight Grey in keinem Plattenschrank eines Fans der Band oder auch ganz generell des Black/Death-Metal-Genres fehlen. Mit der um zwei Stücke (die ich als Editor gegen die zwei eingangs erwähnten Nummern auf der normalen Version getauscht hätte) erweiterten Deluxe Edition kann man diesen kleinen Makel außerdem problemlos wieder wett machen ;)