So kann
man sich das Leben natürlich leicht selber schwer machen:
man setzt ein Stück mit dem provokanten Titel Herren
der Schöpfung als Opener auf die CD, „vergisst“
dann aber im ansonsten sehr gut aufgemachten Booklet, hierfür
auch den Text mit abzudrucken. Wollt ihr, dass man euch in
die rechte Ecke steckt, oder was? Dafür finden sich nämlich
ansonsten überhaupt keine Hinweise, aber für dumm
will doch auch niemand gehalten werden!?!? Oder mangelt es
euch (ausgerechnet als BM-Band) an der notwendigen Courage?
Das gleiche Phänomen findet sich dann noch bei Dei
libido, dessen Schluss schon die Frage aufwerfen könnte,
für wen hier was beschworen wird...
Aber gut, da ich keine wirklichen Anhaltspunkte für Ansichten
gefunden habe, die wir im Nocturnal Hall nicht featuren wollen,
betrachten wir nun lieber die Musik. Da präsentieren
sich MORTAL INTENTION, nicht zuletzt durch
die Erfahrung diverser Veröffentlichungen, als routiniert
agierende Black Metal Band, die bei ihrer neusten CD
Latent Letal Wert auf ein gewisses Maß
an Abwechslung und nachvollziehbaren Melodien legt. Das ist
zwar auf der einen Seite recht angenehm, da so nicht ständig
nur rumgeholzt wird und gelegentlich auch Ausflüge in
den Death Metal unternommen werden, auf der anderen Seite
fehlt mir aber ein wenig das Rohe in der Musik. Klingt zwar
häufig so, als ob man diesen Effekt durchaus erzielen
wollte, aber so richtig klappt das meistens nicht. Ein weiterer
Knackpunkt: trotz der vorhandenen Abwechslung vermisst man
doch einige Überraschungsmomente; irgendwie hat man die
meisten Riffs so oder ähnlich schon mal gehört.
Und obwohl das eigentlich auf die ganze CD zutrifft, gefällt
mir der hintere Teil von Latent Letal
doch besser als die erste Hälfte, vor allem Vom alten
Leben und Toter Jammer kann man sich wirklich
gut anhören. Gleiches gilt für das abschließende
Dem Ende zu..., welches mit cleanem Gesang und getragenen
Melodien dann doch überrascht und die CD beinahe besinnlich
ausklingen lässt.
Die Produktion ist der Sache insgesamt angemessen; schön
räudig und doch druckvoll. Technisch gibt es hier natürlich
auch nichts zu meckern, so dass ich summa summarum auf 7 Punkte
komme. Wer auf deutschsprachigen Black Metal steht, kann hier
durchaus mal reinhören.
Statement
der Band: Wir wollen nur, nicht das irgendwas Verkehrtes
aufkommen sollte, klarstellen, das MORTAL INTENTION
unpolitisch ist (und war)!
Herren der Schöpfung handelt die Thematik Zölibat
bei katholischen Priestern ab. Dies ist sehr drastisch dargestellt,
deshalb kein Abdrucken des Textes. Herren der Schöpfung
bezieht sich demnach vom Wortsinn her auf die "Würdenträger"
der Kirche. Bei Dei Libido liegt die Sache ähnlich.
Fiktive Story: Gott schwört seinem Amt ab, da er Gefallen
am poppen gefunden hat, das ist dementsprechend verbal auch
dargestellt. Pure Blasphemie.