MARILYN MANSON – The High End Of Low

 
Label: Sony
Release: 22.05.2009
Von: Bulletrider
Punkte: 7/10
Time: 67:15
Stil: Industrial Rock (Metal)
URL: Marilyn Manson
 
Irgendwie ganz ohne Vorwarnung in Form von Radio- oder TV-Play einer Single liegt hier also das neue Album The High End Of Low von MARILYN MANSON auf dem Tisch. Vor einigen Jahren noch hätte mich das nicht die Bohne interessiert, konnte ich doch weder mit der Musik an sich, die bei mir schlicht unter „ist Nu Metal und das brauch ich nicht“ abgehakt war, und vor allem mit Mr. Manson selbst, dessen Getue und optische Erscheinung bei mir eher Gedanken in Richtung „Möchtegern Spinner“ und Volldepp hervor rief, etwas anfangen. Im Laufe der Jahre hat sich meine Einstellung allerdings irgendwie schleichend geändert. Die Musik war auf einmal zumindest erträglich und auch meine Meinung bezüglich der Person bzw. des Kunstwerks MARILYN MANSON hat sich durch diverse Interviews und dem Wechsel vom Sicko-Prothesen-Freak Image zur irgendwie schneidigen „20er Jahre meets Burlesque“ Optik auch relativiert. Ein ganzes Album habe ich bis zum heutigen Tage allerdings nie gehört. Ist für ein Review eigentlich eine feine Ausgangsposition, da ich nun mehr oder weniger unvoreingenommen an The High End Of Low herangehen kann und erst gar nicht in „früher klang der aber so und so“ Floskeln verfallen kann. Also – frisch ans Werk…
The High End Of Low klingt zu weiten Teilen auf jeden Fall anders als ich es erwartet hätte. Sicher – allein durch seine Stimme und seinen Gesangsstil ist schon klar, dass hier MARILYN MANSON am Werk ist und auch diverse Songs auf The High End Of Low kommen in bekannter MM-Weise daher, aber mehr als die Hälfte der Songs kommt irgendwie frisch und neu. Nach zwei relativ typischen (zumindest soweit ich das als „nur bekannte MM-Songs kennender“ Hörer beurteilen kann) MM Tracks kommt Leave A Scar dann mit bisher untypischen Akustikklampfen daher. Der Song wirkt fast schon relaxt, ist aber zugleich auch schön stampfig und sehr eingängig. Den stampfenden Stil findet man auch im folgenden Four Rusted Horses, welches durch die hier verwendete Steel Guitar fast schon countrymäßig und sehr lässig daherkommt. Viele „alte“ Manson Einflüsse, da etwas NIN zitiert und ein White Zombie inspirierter Groove machen dann Arma-Goddam-Motherfuckin-Geddon zum ersten richtigen Tanzflächenfüller bevor es dann mit dem fast schon poppigen Blank And White weitergeht, der durch seinen ungewöhnlichen Sound fast schon als Industrial Blues zu beschreiben ist. Im Mittelteil weist The High End Of Low meines Erachtens nach dann leider einige schwächere Tracks auf. Tracks wie I Want To Kill You Like They Do In The Movies, WOW und Wight Spider sind für meinen Geschmack zu zäh, sperrig, in gewissem Maße einfach nervig und nehmen viel von der Frische des ersten Albumdrittels.
Erst das recht ruhige, aber mit einem richtig genialen Refrain versehene, Unkillable Monster und das elektropunkige We’re From America lassen mich wieder richtig aufhorchen und leiten das letzte, wieder sehr hörenswerte, Drittel von The High End Of Low ein.
Die meisten Songs auf The High End Of Low präsentieren sich im angenehmen Midtempobereich, laden zum Kopfnicken ein, wirken irgendwie relaxt und heavy zugleich und bieten dem Hörer relativ viel Neues und MARILYN MANSON untypisches. Ohne den meiner Meinung eher schwachen und unspannenden Mittelteil hätten wir ein echtes Highlight vorliegen. Trotzdem ist The High End Of Low aber auf jeden Fall ein gelungenes und hörenswertes Album. Das Album ist kein absolutes Muss und wird mich wohl auch nicht dazu verleiten, mich mit den früheren Sachen zu beschäftigen, eine durchaus lohnenswerte Anschaffung ist es aber allemal.