Dieses italienische
Duo, bestehend aus der Sopranistin Claudia Florio und dem Instrumentalisten
Riccardo Prencipe, macht es mir mit seinem zweiten Album nicht
gerade leicht.
Da hätten wir auf der einen Seite sehr weit auskomponierte,
z.T. wunderschöne Musik, die mal eher klassisch, mal eher
altertümlich angehaucht ist und insgesamt sehr abwechslungsreich
ist. Bei den traditionellen Teilen orientiert man sich, soweit
ich es beurteilen kann, in etwa an der stilistisch sehr unterschiedlichen
Zeitspanne zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert. Manchmal wirken
die solistischen Ausflüge etwas zu langatmig und übertrieben,
insgesamt ist die Musik aber schön anzuhören und wirkt
dabei sehr atmosphärisch.
Auf der anderen Seite wäre da der rein klassisch gehaltene
Gesang, der zwar technisch gesehen völlig in Ordnung ist,
meiner Meinung nach aber zu häufig nicht wirklich zur Musik
passen will, an manchen Stellen sogar fast schon aufdringlich
oder gar nervig wirkt. Allerdings muss man dennoch zu Gute halten,
dass hier immerhin sehr viel variiert wird; so finden sich z.B.
auch gesprochene oder geflüsterte Passagen, was aber nichts
daran ändert, dass vor allem die ganz hohen Tonlagen für
mich harter Tobak sind...
Unter diesem Zwiespalt leiden dann auch viele Stücke auf
Florilegium, wie z.B. das bedächtig-düstere
Sub specie aeternitatis oder das sehr percussive Aegypto
ad Siciliam. Die Melodien werden meistens von Gitarren
und/oder Geigen getragen, während die Texte fast durchgehend
in Latein gehalten sind. Lediglich das auch bereits von Dead
Can Dance vertonte The Wind That Shakes The Barley
wird in Englisch gesungen. Dabei handelt es sich übrigens
um eine sehr eindringliche Version: nur reiner Gesang, der so
klingt, als wäre er in einer Kirche o.ä. aufgenommen
und so ein sehr intimes Gefühl vermittelt. Hier hört
man auch sehr deutlich, dass Claudia Florio ihr Fach an sich
sehr gut beherrscht; die Probleme ergeben sich aus meiner Sicht
wirklich nur im Zusammenhang mit der gespielten Musik. Herzstück
der CD ist dann sicherlich das über 10 Minuten lange Formis
Melata Sanctus Filis, welches mit seinen meist leisen Gitarrenklängen
wiederum eine sehr schöne Atmosphäre erzeugt.
Musikalisch gibt es bei LVPERCALIA also wirklich
nichts zu meckern, da aber letztendlich der Gesamteindruck zählt,
kommen da bei mir leider nur 7 Punkte raus. Wer aber eine interessante
CD abseits des üblichen Marktgeschehens sucht, könnte
hier durchaus fündig werden.