Mit dem in 2021 veröffentlichten Zweitwerk hat Daniel Änghede bewiesen, dass er ISON auch alleine erfolgreich weiterführen kann. Nach dem Weggang von Heike Langhans hatte er auf Aurora gleich acht Sängerinnen vereint, die jeweils einen Song interpretierten, und so ein ganz wunderbares und einzigartiges Album erschaffen. Natürlich stellte sich anschließend die Frage, wie sich ISON wohl von da aus weiterentwickeln würde. Aus kreativer Sicht gab es sicherlich mehrere Optionen.
Am Ende bleibt alles beim Alten und Daniel Änghede führt das Konzept der multiplen Sängerinnen auf Stars & Embers fort. Nur in abgewandelter Form. Das finde ich schade, denn das nimmt Aurora seine Einzigartigkeit.
Auf Stars & Embers gibt es mit Lisa Cuthbert dieses Mal eine Leadsängerin, die bei jedem Track zu hören ist und auch alle Texte zu den Songs geschrieben hat. Dazu kommen, neben Daniels eigenem Backgroundgesang, Dimming (Luminescent Reverie) und circle&wind (Radiant Void) als Gastsängerinnen, sowie Dark Tranquillity’s Mikael Stanne als männlicher Duett-Partner bei Peregrination und Beings Of Light.
Lisa Cuthbert als alleinige Sängerin hätte ich großartig gefunden, da ihr Timbre dem von Heike Langhans sehr ähnlich ist, und so immer noch ein wenig die Magie der ersten Veröffentlichungen durch die Songs schimmert. Auch hätte ich mir den Gesang von Mikael Stanne alleinstehend gewünscht. Im Duett mit Lisa geht die Charakteristik seiner Stimme, oder der Fokus darauf, ziemlich unter. Generell aber eine famose Idee, wie ISON schon mit Neige (Alcest) auf dem Debüt Inner-Space bewiesen hat. Gerne mehr davon. Mit den Stimmen der beiden Gastsängerinnen kann ich dieses Mal nicht wirklich etwas anfangen, obwohl circle&wind auf dem Vorgänger-Album mit Penumbra einen großartigen Song abgeliefert interpretiert hat.
Musikalisch bewegt sich Daniel Änghede nach wie vor innerhalb bekannter Sphären und Klanglandschaften. Songaufbau und Strukturen folgen nach wie vor derselben, mittlerweile etwas eintönigen Formel. Dafür hat Daniel sehr viel mit analogen Maschinen gearbeitet, so dass der Sound zum einen elektronischer und nur noch akzentuiert wuchtig ist, und zum anderen einen wärmeren Klang hat. Hörbar sind das jedoch eher marginale Veränderungen. Für meinen Geschmack darf Daniel zukünftig viel experimentierfreudiger zu Werke gehen ;)
Trotz meiner Nörgeleien ist Stars & Embers immer noch ein tolles Album, dass man sich gerne und auch immer wieder anhören wird. Dennoch bleibt es aus meiner Sicht im Vergleich hinter den vorangegangenen Veröffentlichungen zurück. Und das ist nicht nur subjektiv eine Frage des Geschmacks.
Einzelne Tracks stehen dieses Mal (für mich) nicht heraus, es sind eher Momente in den Songs, die Gänsehaut verursachen. Und das passiert meist immer dann, wenn eben die heftigeren Parts einsetzen ;) Aber ISON Alben funktionieren ja auch immer als Gesamtwerk, denn Stars & Embers ist trotz seiner 72 Minuten Laufzeit oder 16 Minuten-Tracks wie Embers zu keiner Zeit langatmig. Ganz im Gegenteil. Man kann sich wunderbar darin verlieren.