Als
GLITTERTIND Fan seit des Debütalbums Mellom
Bakkar Og Berg, habe ich jede neue Veröffentlichung
gierig verschlungen. Traf Torbjørn Sandvik, der Kopf
hinter GLITTERTIND, doch von Anfang an mit der Kombination
aus eingängigem Vikingarock und folkigem Metal a la Storm
und Otyg genau meinen Geschmack. In Anbetracht der Fülle
an Folk/Viking Metal Bands brachte das punkige Vikingarockelement
eine Menge Power in die ganze Sache (sucht auf youtube mal nach
Songs wie Karl Den Store, Anne Knutsdotter oder Sønner
Av Norge) und kontrastierte meiner Meinung nach hervorragend
die eher melancholischen Metal-lastigen Passagen und Songs.
Auf den späteren Veröffentlichungen wurde der Punkanteil
zwar mehr und mehr zu Gunsten des traditionellen Folk Metals
zurückgeschraubt, doch fanden sich immer auch Songs im
Stile der alten „Bauart“.
Nach dieser langen Einleitung nun aber zum aktuellen Werk GLITTERTINDs
namens Landkjenning, welches sich thematisch hauptsächlich
mit der Christianisierung Norwegens beschäftigt. CD in
den Player und ab dafür – ein großer Teil von
mir wieder auf etwas rockigere Klänge hoffend. Mal sehen,
was Landkjenning zu bieten hat.
Nach einigen Durchläufen ist klar, dass GLITTERTIND
beide Pole weiter ausgelotet haben. Der Opener und Titeltrack
Landkjenning schlägt anfangs beschwingt heroische
Töne an und entwickelt sich dann zu einem melodischen Folk
Metal Track erster Güte und ist in seiner Art exemplarisch
für etwa die Hälfte der Tracks auf Landkjenning
zu sehen. GLITTERTIND gehen wie im Titeltrack bei vielen
Songs anfangs relativ ruhig zu Sache und erzeugen durch die
klaren Vocals, Akustikgitarren, Flöten und Cello eine epische,
melancholische, ja fast wehmütige Stimmung. Durch den Einsatz
von Stromgitarren und Drums aber werden die Songs aus der reinen
Folkecke herausgeholt und kommen als höchst gelungene Stücke
Folk Metals daher. Wirklich astrein, wie GLITTERTIND
den Geist des alten Skandinaviens in bspw. Nordafjells, Går
Min Eigen Veg oder Mot Myrke Metteren einfangen,
und das erfreulicherweise ohne das häufig im Folk/Viking
Metal auftauchende Stilmittel des Wechsels von Grunz/Kreischgesang
und klaren Vocals. Hier wird wirklich komplett und durchgängig
gesungen.
So richtig kriegen mich GLITTERTIND dann aber wie erwartet
mit den etwas mehr nach vorne gehenden Songs. Während die
tolle Mid-Tempo Hymne Varder I Brann zwar ebenfalls noch
eher im Metal verwurzelt ist, finden sich mit diesem und den
fix rockenden Glittertind, Jeg Snører Min Sekk
sowie dem einzig auf Englisch gesungenen Trinklied Longships
And Mead absolut geniale an frühere Klassiker GLITTERTINDs
anknüpfende Songs, die mich einfach nur begeistern. Wobei
ich damit die hohe Qualität der eher emotionaleren, ruhigeren
Songs keinesfalls mindern will. Ist halt ne Geschmacksfrage.
Auf Landkjenning ist halt für jeden was dabei!
Also mal abgesehen davon, dass ich mir persönlich eine
stärkere Gewichtung der Punk oder Rock Anteile wünschen
würde, ist GLITTERTIND mit Landkjenning
erneut ein enorm starkes Album gelungen. Nur die Wikinger unter
euch, die es eher knüppelig und schwarz angehaucht brauchen,
sollten vorher mal reinhören. Alle anderen, die auch nur
ansatzweise etwas für Folk-Punk/Metal/Rock übrig haben:
direkt kaufen und glücklich sein!
Anmerkung:
Mir ist durchaus bewusst, dass es gerade im Bereich des Vikingarock
viele schwarze bzw. braune Schafe gibt. GLITTERTIND jedoch
sind meinen Recherchen nach weder Nazis noch sonst wie faschistisch.
Patriotismus und Nationalstolz (ein häufig auftretendes
Thema im Vikingarock generell und auf alten GLITTERTIND
Platten, aber halt auch bei vielen aktuellen Viking Metal Veröffentlichungen)
ist nun mal nicht zwingend gleichbedeutend mit Faschismus etc.
Ist für uns Deutsche vielleicht nicht ganz nachvollziehbar
oder normal. Wer sich also mit diesem Genre beschäftigt,
muss auf jeden Fall genauer hingucken, was sich hinter der jeweiligen
Band an Gedankengut verbirgt.