DIARY
OF DREAMS sind nicht nur musikalisch wahre Künstler,
sondern auch bei der Gestaltung ihrer Veröffentlichungen.
Schon das Auspacken und Durchblättern der limitierten Nekrolog
43 Edition ist ein wahrer Genuss. CD und Booklet gibt
es in gebundener Buchform, düster, verstörend und
aufwühlend illustriert und fotografiert, mit Prolog- und
Epilogtexten, Zitaten und den eigentlichen Texten, die einmal
mehr erfüllt sind von Schmerz, Verzweiflung und Tod aber
auch von Sarkasmus und Bitterkeit. Und dennoch bergen sie wieder
eine Fülle an poetischen Zeilen und Versen, die sicher
tausendfach, von melancholischen Seelen zitiert, wieder auftauchen
werden. Zum sterben schön und zum sterben traurig.
Was das Booklet verspricht, wird von der Musik umso mehr unterstrichen.
Die Musik ist noch immer komplex, gleichermaßen düster
wie verstörend, aber leiser, weniger harsch vielleicht.
Die Akzente auf Gitarre und Piano haben sich verschoben, während
sich die vielen kleinen soundtechnischen Details und Finessen
eben hintergründiger, subtiler ihren Weg in den Gehörgang
suchen. Und so bleibt Nekrolog 43 auch nach dem
30. Durchlauf noch spannend, offeriert neue Entdeckungen.
Das einzige deutsch gesungene Lied und Opener Nekrolog 43
(Nachruf auf einen Toten) treibt einem die Tränen in die
Augen, ebenso wie der Schlusstrack The Valley.
Die als zweites folgende Single The Plage macht sich
auf den Tanzflächen breit und ist für mich ein ziemlicher
Bruch zum Opener. Ich mag diesen Song nicht besonders, er liebäugelt
zu sehr mit dem Future Pop, aber komischerweise bleibt gerade
der Refrain zu The Plague als erstes im Ohr stecken und
man bewegt sich von ganz alleine… Mit Son Of A Thief
und dem hypnotischen Tears Of Joy folgen zwei Perlen
aus dem White Room. Das sind die Songs, für die wir DIARY
OF DREAMS lieben! Danach gibt es wieder einen, noch krasseren
Bruch mit UnWanted, einen Song, der seltsam fremd klingt,
als wäre er zu einem viel früheren Zeitpunkt aufgenommen
und bei der Produktion nicht überarbeitet und soundtechnisch
angepasst worden. Ich lass ihn vorbeiziehen, um mich danach
tief in Matching Lives fallen zu lassen. Ein weiteres
Highlight auf Nekrolog 43. Anschließend
kommt das große Weghören. Remedy Child und
Malice können weder beim ersten noch beim 30. Durchlauf
meine Aufmerksamkeit fesseln. Das ändert sich wieder mit
The Darkest Of All Hours und dem bissigen Congratulations,
welches glatt als lyrische Entschuldigung durchgehen könnte.
Hypo)cryptic(al und AlLone funktionieren nur für
den Moment, sobald sie verklungen sind, kann ich mich auch nicht
mehr an sie erinnern.
Nach der euphorischen Eröffnung kommt die Ernüchterung.
Natürlich ist Nekrolog 43 einmal mehr ein
fantastisches Album, ausgetüftelt, perfektioniert und reflektiert
vermutlich bis ins kleinste Detail die Vorstellungen von Adrian
Hates. Aber, wie bereits bei den vorhergehenden Veröffentlichungen,
bleibt der schale Geschmack der Stagnation. Bewährte Trademarks,
nuanciert, aber nichts Neues, Anderes. Es bleibt einmal mehr
die Frage: wie geht es weiter, nun, wo die Nigredo-Trilogie
abgeschlossen ist?