DIARY OF DREAMS – MenschFeind

 
Label: Accession Records
Release: 07.02.2005
Von: Moonchild
Punkte: 9.5/10
Time: 41:48
Stil: Wave/Electro
URL: Diary Of Dreams
 

Man hatte kaum genug Zeit, sich in den vielschichtig-mystischen KlangWelten des zuvor von DIARY OF DREAMS veröffentlichten Albums Nigredo einzuleben, da hält man schon den, trotz allem ungeduldig erwarteten Abschluss dieser 'Trilogie', die EP MenschFeind in Händen.
Ob sie einen nur mit neuen Fragen konfrontiert? Enthält sie Antworten zu den unverstandenen Gefühlen, die das Album hinterließ? Oder läßt sie uns wieder staunend und suchend in der Mythologie Adrian Hates' und Gaun:As zurück?

Wie erwartet, lässt das Artwork des gelungenen dreiseitigen Digi-Packs schon auf die Stimmung des Mini-Albums schließen. Bedrohlich-traurig schauen einen die fremdartigen Augen aus dem vernarbten Kindergesicht an. Die innen abgedruckten Texte bestätigen diesen Eindruck unverfälscht.
Leider konnte die erste Hörprobe nach einem Meisterwerk, wie der Nigredo, fast nur enttäuschend ausfallen. Die MenschFeind, die wie die EP Panik Manifesto fast den Umfang eines vollwertigen Albums hat, ist eine konsequente Weiterführung der Nigredo. Sie reicht qualitativ, sowohl was die Musik, als auch die Texte angeht, durchaus an das letzte Album heran, allerdings ohne dessen Vielfalt zu erreichen. Die MenschFeind ist mit einiger Sicherheit das bisher traurigste, düsterste Werk von DIARY OF DREAMS und verfolgt den Ansatz aus der Nigredo, mit wenig Melodie, ja fast Sprechgesang, und noch mehr Rhythmus existenzielle Gefühle zu vermitteln, sehr intensiv.

Das Intro des Openers und Titelsongs MenschFeind stellt eine regelrechte Verbindung zum Hidden Track der Nigredo her, um dann nahtlos in den eigentlichen Song überzugehen, der mit überraschend wenig Text über eher einfache Arrangements und druckvoll-treibenden Rhythmus zu einem aggressiv-düsteren, sehr tanzbaren, aber ungewohnt plakativen Refrain führt und einen mit einem Gefühl der wütenden Ausweglosigkeit zurücklässt.
Auch der erste von zwei deutschen Titeln, Haus der Stille, ist noch rhythmischer angelegt als man es normalerweise von Hates & Co. kennt und der verhaltene Gesang hat wieder kaum Melodie. Der Song ist jedoch recht vielschichtig strukturiert und vermittelt dem Hörer, passend zum Text, das Gefühl von Unentrinnbarkeit und Sog, dem man gehetzt, aber vergeblich zu entkommen versucht.
Ganz konsequent illustriert jeder einzelne Titel der MenschFeind die Stationen der Ausweglosigkeit in der DIARY OF DREAMS Mythologie kontinuierlich und auf seine Art und Weise. Day-X-Relic wirkt resigniert und hilflos durch die taumelnde, tänzelnde Begleitmelodie und recht leisen, zurückhaltenden Gesang, der wiederum fast nur aus Sekund-Schritten besteht. Melodisch genauso zurückhaltend wird Killers zur Beschreibung des neben dem Text abgebildeten, abgeklärten Kindes, welches scheinbar alles hinter sich gelassen hat. Nur der schleppende, doch treibende Rhythmus und der Text zeugen von möglicher Hoffnung. Diese führt zu Treibsand. Dieser Song wirkt im Vergleich fast fröhlich durch seine hüpfende, aber nicht allzu interessante Begleitung, was durch die verhalten stampfenden Drums und die verfremdete Stimme sofort wieder zu einer suchenden, sehnsüchtigen Stimmung verdunkelt wird. The Cage hat zwar alle Eigenschaften für ein gelungenes Stück Musik, wie interessante Rhythmus- und Begleit-Arrangements, die durchaus druckvoll und tanzbar sind, trotzdem fällt dieser Song gegen die anderen ab, obwohl er der Grundstimmung von MenschFeind absolut treu bleibt.
Abschluss und gleichzeitig Aussichtspunkt auf zukünftige DOD-Werke bildet Pentaphobia, meiner Meinung nach der stärkste Titel auf dieser Scheibe. Melodiös in Gesangslinie und Begleitung und mit sanften Drum-Arrangements berührt er mich, wie kein anderer Song auf MenschFeind. Tieftraurig und Mitleid erregend lässt er uns allein mit der Hoffnung, dass das nächste Lebenszeichen von DIARY OF DREAMS diesen Zustand auflösen werde.

Letztendlich ist die EP MenschFeind von Grund auf empfehlenswert - vielleicht nicht für den DOD-Einsteiger, aber ein Muss für jeden Fan. Anspruchsvoll und hochwertig wie erwartet ist sie, zwar ohne echte Perlen, welche auf der Nigredo gleich mehrfach zu finden waren, allerdings auch ohne echten Ausfall. MenschFeind ist ein in sich rundes Werk und hat deshalb die 9 Punkte absolut verdient.