DEVAR – Alternate Endings

 
Label: code666
Release: 29.09.2009
Von: Bulletrider
Punkte: 8.5/10
Time: 49:06
Stil: 50’s Black Metal
URL: Devar
 
50’s Black Metal - wasn das? So meine erste Reaktion beim Lesen des Infosheets zu Alternate Endings, dem Debütalbum der mir bis dato gänzlich unbekannten Norweger DEVAR. Wer hier, so wie ich anfangs, Fifties hier einfach mit Rock'n’Roll gleichsetzt und DEVAR so automatisch in eine thrashig Black'n’Roll Ecke packt, könnte eigentlich nicht falscher liegen. Handelt es sich bei Alternate Endings doch um ein außergewöhnliches Stück zugleich verspielten und doch eingängigen Düster-Avantgarde Metal mit gelegentlichen Black Metal Zitaten.
Vornehmlich ist Alternate Endings ein Album der ineinander verschmelzenden Gegensätze. Ja, doch so könnte man es vage bezeichnen - und kriegt es doch nicht wirklich treffend mit diesen Worten zu packen.
Zum einen wäre da die eingangs erwähnte Verschmelzung von Black Metal mit genrefremden Zutaten, die vom Hörer häufig erst im Laufe des Songs richtig wahrgenommen bzw. aufgesogen werden. Mal in Form von verschwommen und dunkel an Blues oder Rock erinnernden Songstrukturen, die hauptsächlich von der Rhythmussektion erst im Hintergrund aufgebaut und später gänzlich mit einbezogen oder sogar durch jazzig anmutende Parts elektrischer und akustischer Gitarrennatur noch weitergeführt werden. Ein anderes Mal in der Gestalt von in den Hintergrund eingebauten Streichern oder minimalistisch angehauchten Synthie- bzw. Elektronikklängen. Nicht, dass man dies missversteht - Streicher und Synthies sind bei DEVAR auf gar keinen Fall mit überladenem Synthie Black Metal Bombast gleichzusetzen, sondern sind dezent und höchst wirkungsvoll eingesetzt.
Weitere dieser ineinander verwobenen Gegensätze finden sich auch in der Gitarrenarbeit, die u.a. oftmals herrlich norwegisch klirrend Black Metal-mäßig erklingt, dabei aber alles andere als das üblicherweise oft als "eisig" und "finster" bezeichnete Feeling aufkommen lässt, sondern angenehm dunkel, nicht pechschwarz, und irgendwie warm rüberkommt, welches von der wohl bewusst nicht glasklaren, sondern eher drückend wirkenden Produktion, noch unterstützt wird.
Als höchst ungewöhnlich im Sinne von "selten bis nie vorher so gehört" ist auch der Gesang einzustufen, welcher hauptsächlich als rau und verzweifelt zu beschreiben wäre, in etwa so wie ein von Zorn und Verzweiflung heiser gewordener Jonas Renske. Dieser wird immer wieder mal in einer zweiten Spur von wütenden Black Metal Vocals oder von gedoppelt mehrstimmigen, ebenfalls verzweifelt heiseren, Mitsingparts unterstützt. Hab ich in dieser Art noch nie so vernommen.
Ganz eindeutig kann man hier schon davon sprechen, dass es sich bei DEVAR um wirklich kreative Köpfe handelt und Alternate Endings durch deutliche avantgardistische Züge geprägt ist. Gerade im avantgardistischen Bereich gehen ja das ein oder andere Mal die Songs im Wirrwarr der benutzten Elemente unter, und schon mehr als eine Band hat sich durch zu viele Spielereien keinen songdienlichen Dienst erwiesen. Womit ich zum wichtigsten der von DEVAR dargebotenen Gegensätze komme:
DEVAR schaffen es bei allem avantgardistischen und verspielten Anspruch, einem Großteil der Songs trotzdem enorme Einprägsamkeit zu verleihen und kreieren scheinbar mühelos geniale Refrains und Ohrwürmer, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Mit Scourger und Watch Them Fly befinden sich zwar auch relativ sperrige Songs auf Alternate Endings, doch überwiegt die Begeisterung bei mir für solch brillante Ohrwürmer wie die beiden göttlichen Hits Cold Slither und Shadow Feline, sowie die in punkto Klasse nur kurz dahinter stehenden H.M.H., Black 6 und dem düsteren Brocken In Sanity.
Zwar schwebt im Falle von DEVAR schon dann und wann sowas wie "Arcturus ohne Bombast", "bekömmliche Ved Buens Ende", "wütende Katatonia" und "traurige Danzig" oder "Ulver zwischen Heaven & Hell und Perdition City" im Raum, aber in dieser Zusammenführung bzw. Mixtur ist das Hörerlebnis von Alternate Endings wirklich einzigartig. Wären alle Songs so unglaublich genial wie die erwähnten Hits - die Höchstnote wäre DEVAR gewiss. Aber auch trotz der zwei, drei qualitativ etwas abfallenden Tracks ist Alternate Endings ein beeindruckend gelungenes Debüt und wird DEVAR hoffentlich die mehr als verdiente Aufmerksamkeit bescheren.