Das technische Niveau von DECREPIT BIRTH kann ich nur als atemberaubend bezeichnen, es wird gehackt, gesägt und geknüppelt, dass sich nach nicht einmal einem Song alle Geschmacksnerven verknoten und die Halswirbel breakdancen. Glücklicherweise bauen die Musiker auch die eine oder andere langsamere Passage ein, wie etwa den sphärischen Anfangsteil von Spirit Guide. Danach nehmen aber wieder flirrende Gitarrenläufe, eine grunzende Stimme und jede Menge komplexe Rhythmen den Hörer in Beschlag. Irrwitziges Tempo, jazzige Harmonien und haufenweise Taktwechsel (über)fordern mich, doch da sind noch ein paar seltsame Keyboardspielchen, einige Gesangsvariationen und eingängige Sequenzen, die zusammen genommen ein extrem kompliziertes, kaum zu durchschauendes Klanggebilde formen. Griffige Songs oder Hooks sind also auf Axis Mundi kaum zu finden, nur zwischendurch gönnen uns DECREPIT BIRTH melodische Soli, doch prinzipiell regiert das technische Hackebeilchen und eine fies grindende Stimme, also Aggression pur. Hin und wieder integriert die Band schleppende Elemente, die eine apokalyptische Stimmung aufbauen, so gehört im Verlauf des Stückes Hieroglyphic, bei dem auch dem Titel entsprechend orientalische Melodien zum Zuge kommen.
Mir fehlt auf diesem Album ein wenig die Seele, die Platte wirkt in ihrer technischen Präzision kalt, abweisend und unzugänglich. Die wenigen harmonischen Einschübe beruhigen die gespannten Nerven nur marginal und demnach ist es sehr anstrengend, den Dauerbeschuss von halsbrecherischen Taktwechseln, quirligen Soli und hektischem Gesangsvortrag unbeschadet zu überstehen. Axis Mundi bietet keine Strukturen zum Festhalten, nur selten atmet man bei schönen Melodien oder bang-kompatiblen Drums erleichtert durch, ehe die nächste gehetzte Attacke den Anflug von Griffigkeit hinwegbläst. Das instrumentale Zwischenspiel Empryogenesis fällt da aufgrund der leichtverdaulichen Spielweise komplett aus dem Rahmen und senkt die Herzfrequenz. Das epische Orion (ja klar von Metallica!) und Desperate Cry (Sepultura, leider gesangstechnisch alles andere als herausragend) überraschen dann mit Feingefühl, Entschleunigung und Herzlichkeit. Leider sind diese Attribute auf diesem klinisch-sterilen Werk sonst rar gesät, wodurch die Erinnerungswürdigkeit deutlich geschmälert wird.
Der spieltechnische Aspekt nötigt auf alle Fälle Respekt ab, doch ich werde mit diesem Album aufgrund der fehlenden “Aus-Dem-Bauch-Heraus”-Herangehensweise absolut nicht warm, auch die eintönig grunz-grindende Stimme geht mir gar nicht unter die Haut. Axis Mundi kann ich deshalb nur absoluten Frickel-Fetischisten empfehlen, die sich an Blechdrums nicht stören und Spaß an komplexen Exzessen haben.