COR SCORPII – Ruins

 
Label: Dark Essence Records
Release: 15.06.2018
Von: Stormlord
Punkte: 9/10
Time: 53:50
Stil: Black Metal
URL: Cor Scorpii
 

Eine Dekade ist seit dem ersten Geniestreich namens Monument verstrichen, doch COR SCORPII haben in diesen 10 Jahren nichts verlernt. Ruins betört und vereinnahmt in seiner vielschichtigen, stimmungsreichen Art von Beginn an.

So findet man sich schon beim Opener Svart Blod (Hovmod Star For Fall) in einer herrlich opulenten Klangwelt wieder. Elegische Riffs, rasant attackierender Black Metal, hintergründige Melodien, zum Sterben schöne Harmonien, abwechslungsreicher Gesang (intensives Kreischen, Chorgesang, klare Frauenstimme), bereichernde Keyboards und dynamische Tempovariationen lassen die neun Minuten des epischen Stückes wie im Flug vorüber ziehen.
Auch in direkter und aggressiver Maniergibt das Sextett bei Hjarteorm eine hervorragende Figur ab, weil in die vorantreibenden Grundrhythmen fett rockende Passagen und dezent symphonische Beigaben integriert werden. Das unglaublich feinfühlige Gespür für die Verquickung von angriffslustigem Metal und heroischen Gesängen zeigt sich in den breiter angelegten Stücken wie Skuggevandrar noch besser, hier taucht ein herrlich perlendes Pianomotiv auf und lässt die Sonne aufgehen. Manchmal gehen die Musiker auch ganz sanft und leise zu Werke, um nach der Ruhephase einen mächtig donnernden Part von der Leine zu lassen oder auch überraschend hart loszuschlagen. 
Stetig durchziehen erhabene, manchmal traurige Leads die liebevoll detailreich ausgestalteten Kompositionen, dazu gesellen sich stampfende Parts, die dich während Fotefar unwiderstehlich beim Genick packen, ehe der Zuhörer wenig später wieder aufgrund der wundervollen Gitarren in Ehrfurcht erstarrt. Falls ihr Thyrfing oder Moonsorrow zu euren Favoriten zählt, werden auch diese herzlichen Stücke euer Herz im Sturm erobern!
Dieses Gefühl, auf einem Berg zu stehen und den Blick über einen Fjord schweifen zu lassen, stellt sich beim Hören der eiskalt knatternden und zugleich episch ausladenden Songs sehr oft ein. Langsam rieselt die Gänsehaut den Rücken hinunter, wenn Keyboardtupfer durch frostige Blastbeats blitzen oder gezogene Leads das Inferno durchbrechen. Furiose Streicher bereichern das rasante und gegen Ende wahrlich berauschende Ærelaus, ehe das abschließende Siste Dans zum letzten Tanz bittet. Zehn Minuten lang zieht die Band alle Register ihres wirklich außergewöhnlichen Talents. Hier kommt auch ein Akkordion zum Einsatz, aber keineswegs finden sich lustige Humppa-Platitüden. Zarter Frauengesang trifft auf temporeiche Passagen, forscher Speed duelliert sich mit heldenhaften Keyboards, intuitive Leads sorgen für eine Prise Melancholie. Aus einem zurückhaltenden Part erhebt sich ein verdammt ausführliches Final, das in aller Würde aber keineswegs falscher Bescheidenheit ein berührendes, vielschichtig wirkendes Album zu Ende bringt. 

Authentisch und keinesfalls gen Kitsch abdriftend, servieren uns COR SCORPII auf Ruins acht nordische Hymnen, die sowohl wehmütige Emotionen als auch kämpferische Angriffslust herauf beschwören. So klingt Folk-Black-Metal der Sonderklasse!