CASTUS RABENSANG – Rabengesänge

 
Label: Soulfood Music
Release: 19.10.2007
Von: Stormlord
Punkte: 8/10
Time: 54:44
Stil: Folk
URL: Castus Rabensang
 
Ein Mann, eine Stimme, ein Hörerlebnis!
Rabengesänge ist ein mutiges Album, das ohne Instrumente auskommt. Oder vielmehr braucht es zusätzliche Klangerzeuger gar nicht, denn der Künstler Karsten Liehm verfügt über ein gewaltiges Organ mit viereinhalb Oktaven Stimmumfang. Bis zu 200 Mal schichtet der Stimmbandakrobat seine orchestralen Arrangements übereinander. Manchmal klingt das Ergebnis sakral, beschwörend, dann wieder finster und bedrohlich. Karsten begeistert mit seinem tiefen Bass-Timbre genauso wie mit gekonntem Obertongesang. Zu den fulminanten Ausführungen passt die Verwendung von mehreren Sprachen, die dem Werk einen wirklich künstlerisch erlesenen Anstrich verpassen. Deutsch, Altenglisch oder auch Berliner Rotwelsch geben sich unter anderen die Klinke in die Hand. Die Kompositionen eignen sich zum konzentrierten Zuhören, ja sie verlangen dies sogar. Karsten erzählt Geschichten von Wein, Weib und Gesang. Es kann dabei vorkommen, dass die Stimmungen recht drastisch verändert werden. So steht an vierter Stelle das Stück Fifteen Men, in dem ein Piratenchor ein Fässchen Rum nach dem anderen verlangt. Der Refrain lädt zum Mitsingen ein und gehört zu den besten der Rabengesänge. Gleich danach wird es mit dem Rondeau (Mort) recht traurig – Karsten alias Castus muss seine Geliebte begraben. Die Rabengesänge sind bombastisch wie ein Filmsoundtrack und durch ihre höchst wertvolle künstlerische Ausführung auch schwere Kost. Ich habe noch nie ein a capella Album gehört und muss nach dem Genuss des gesamten Werkes zugeben, dass die Musik zwar wunderschön, aber dermaßen intensiv daherkommt, dass sie mich fast erdrückt hätte :-) Manchmal packt Castus auch eine gehörige Portion Pathos oder auch Kitsch in seine Lieder - in einigen Fällen trägt er für meinen Geschmack zu dick auf.
Von Metal ist dieses Werk meilenweit entfernt, aber genau das macht den Reiz auch aus. Gerade jetzt in der stillen Zeit braucht auch der Metalfan gehaltvolle Ruhepausen ohne auf die bekannten Weihnachtslieder zurückgreifen zu müssen…