Das Debütalbum von ANDSOLIS ist auf gar keinen Fall als Hintergrundmusik zu empfehlen, denn die komplizierte Mixtur strotzt nur so vor Wendungen hinsichtlich Tempo und Stimmungen.
Bezüglich des Gesangs dominiert ein klares, helles Timbre eindeutig, manchmal werden auch auflockernde Growls eingestreut. An den Vokalarrangements kann sich der geneigte Hörer gut festhalten, wenn die Sounds zu wirr und abgefahren daherkommen. In dieser Hinsicht entwickelt sich Kingdoms Without Shape mit seiner an frühe Dream Theater angelehnten Struktur und Harmonie zu einem sich hinterrücks einschleichenden Ohrwurm. Progressiv im besten Sinne verbindet das Septett im Verlauf der recht ausufernden Kompositionen sperrige Halswirbelverrenkungsrhythmen, Hammondorgelklänge, Blastbeats, Akustikgitarrenmotive, gezogene Leadmelodien oder ruhige Intermezzi zu einem vielseitigen Breitwandsound.
Direkt geradeaus rockend beginnt The Mystic mit thrashigem Rhythmus, der aggressive Gesang passt hier hervorragend ins Bild und wird im weiteren Verlauf mit eigenwilliger Klarstimme kombiniert. Der sehr ruhig angelegte, sphärische Mittelteil lädt zum genießerischen Zurücklehnen ein, ehe das Tempo zum abrupten Ende hin immer mehr angezogen wird.
Beim epischen Meridian Smiles lugen (frühe) Opeth als Inspirationsquelle um die Ecke, die Rhythmen legen sich in den Gehörgängen quer und zwingen förmlich zum konzentrierten Zuhören. Nach einem gegrowlten Part schließt sich plötzlich eine total harmonische Klavierpassage an und bringt die emotionale Seite der Band zum Vorschein. Diese feinfühlige Komponente zeigt sich beim Abschlusssong The Laughter Echoes noch deutlicher, es kommt nämlich in diesem Fall zu keiner Veränderung der Atmosphäre – und so kommt es für den an Überraschungen gewohnten Hörer ziemlich unerwartet, dass es keine Breaks gibt.
Im Allgemeinen lebt dieses Werk aber von Kehrtwendungen und Kontrasten: hart oder zart, komplex oder harmonisch fordern ANDSOLIS mit ihrer Musik heraus und klingen verspielt, anspruchsvoll aber zugleich doch schlüssig.