1349 – The Wolf & The King
 
Label: Season Of Mist
Release: 04.10.2024
Von: Seb
Punkte: 9/10
Time: 38:24
Stil: Black Metal
URL: 1349
 

Zieht man die Bandgeschichte vor Umbenennungen etc. bis zum Jahre 1997 mit heran, so sind die Norweger von 1349 inzwischen ziemlich genau 30 Jahre aktiv und haben sich in diesen drei Jahrzehnten den Status einer der renommiertesten Black-Metal-Bands skandinavischer Ausrichtung erarbeitet. Dabei hat sicherlich auch geholfen, dass der letzte Besetzungswechsel bei 1349 geschlagene 23 Jahre zurückliegt: Sieht man von Live-Musikern ist der 2001 zur Band gestoßene Schlagzeuger Frost das „neuste“ Bandmitglied.

Nachdem 1349 in den ersten Jahren oft ein neues Album pro Jahr herausgebracht hatten, hat sich mit der Zeit durch Touren und gestiegene eigene Ansprüche ein Rhythmus von um die vier bis fünf Jahre eingependelt (hinzu kamen zuletzt natürlich noch die elenden Covid-Jahre), tatsächlich erscheint der nunmehr achte Longplayer auf den Monat genau fünf Jahre nach dem vorzüglichen Vorgänger The Infernal Pathway, an den das aktuelle Werk The Wolf & The King nahtlos anschließt. Das experimentieren überlassen die Norweger anderen Bands, und während ich durchaus schätze, dass manche Bands „neue Frische“ in den Black Metal bringen wollen, so schätze ich es mindestens genauso, wenn eine Band sich selbst (und auch ihren Fans) treu bleibt und einfach macht, was sie am besten (und besser als die meisten anderen) kann.
Sänger Ravn hatte sich zuvor schon dahingehend geäußert, dass ihm nicht gefällt wie sich der Black Metal zuletzt entwickelt hatte, und so haben sich 1349 ganz bewusst darauf konzentriert, den rohen, ursprünglichen Sound der 1990er Jahre „wiederzubeleben“, freilich mit erheblich besserem Sound als damals.
Man kann zweifellos sagen, dass ihnen das erneut hervorragend gelungen ist. Angetrieben von der unermüdlichen Maschine aka Drummer Frost beginnt The Wolf & The King mit dem Opener The God Devourer zunächst für 1349-Verhältnisse überraschen groovig und fast etwas verhalten. Ab dem mit deutlichen Thrash-Einflüssen durchsetzen Ash Of Ages ist es dann jedoch mit aller Zurückhaltung vorbei und Frost kann einmal mehr unter Beweis stellen dass er ein wahres Blastbeat-Monster ist. Den Höhepunkt der Raserei erreicht The Wolf & The King mit Inner Portal, dessen kurze, ruhige Sprechpassagen die ansonsten dominierende, irrsinnige Geschwindigkeit umso beeindruckender erscheinen lassen.
Einzig etwas aus der Rolle fällt das experimentell angehauchte, düstere Szenen hinaufbeschwörende Finale Fatalist, in dem insbesondere Vocalist Ravn zeigen kann, dass er zu mehr als dem typischen Black-Metal-Krächzen in der Lage ist.

Bei aller Geschwindigkeit ist das Album jedoch keinesfalls „stumpf“ geraten: Anders als bei vielen Bands die kompromisslos auf Blastbeats und schreddernde Gitarren setzen, gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stücken und eine ganze Reihe an mal mehr, mal weniger prominenten Melodien, die den einzelnen Tracks eine eigene Note geben. Zudem hat sich das Songwriting (für das seit langem Gitarrist Archaon verantwortlich zeigt) mit den Jahren genauso stetig verbessert wie die Qualität und Variabilität von Archaons Spiel.

1349 haben mit The Wolf & The King einmal mehr ein sehr starkes, ja womöglich sogar ihr bisher stärkstes Album abgeliefert. Ich rate nicht nur zum Erwerb, sondern allen die die Möglichkeit haben auch gleich dazu, sich mindestens Teil des Albums auf der aktuellen Tour (mit Kampfar und Afsky) live anzuhören.