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2005-09-03 DE – Koblenz - Festung Ehrenbreitstein

Schandmaul - The Vision Bleak - Janus - Chamber - Nocte Obducta

Die vierte Ausgabe des ZWISCHENWELTEN FESTIVALS hat einen ziemlichen Run an Fans und Presse ausgelöst. Nachdem die letzten drei Veranstaltungen eher Mittelalter/Gothic-Märkte unter musikalischer Begleitung einer Band waren, hat man für das diesjährige Festival enorm aufgestockt! Man hat sich gleich fünf, dazu noch hochkarätige Bands auf die Festung Ehrenbreitstein geholt.
Das Wetter war für ein Open Air bombastisch und Koblenz selbst vollgestopft mit Sehenswürdigkeiten, noch dazu gab es hier am selbigen Wochenende die lange Nacht der Museum und die ersten Winzerfeste zur Weinlese.

Das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL hatte seinen eigenen Shuttle-Bus. Bereits zum ersten Shuttle um 15.30 Uhr tummelten sich reich reichlich schwarze Seelen am Hauptbahnhof, was zum einen viele Koblenzer und Touristen amüsierte und zum anderen die Kinnlade des Busfahrers runterklappen ließ. Offenbar war ihm nicht bewusst, worauf er sich eingelassen hatte. „Ein Bus voller Schwarzfahrer“… hehe. Viel lustiger war allerdings die Reaktionen der sich auf der Festung befindlichen „Sonntagspaziergänger“, als sich selbige Ladung genau vor ihrer Nase aus dem Bus ergoss ;) Die Festung Ehrenbreitstein ist riesig, hat viele Gräben, Höfe und Gewölbe. Ganz oben angekommen bietet sich eine Atemberaubende Aussicht. Während sich die „Schwarzen“ ihre Tickets holten und in eine scheinbar endlose Schlange zum Eingang des Hauptgrabens einreihten, beendeten Touristen noch das Böllerschießen im Nachbargraben und verließ eine Hochzeitsgesellschaft das Landesmuseum. Während ich auf der Aussichtsplattform saß und erste Stichpunkte runterschrieb wurde ich Zeuge eines Gespräches zwischen Sohn und Vater, der versuchte zu erklären, was wir wohl für eine Art von Wesen seien und was wir hier tun würden… *lol* Sehr erheiternd, das kann ich euch sagen… ;)
Ich hatte bereits alle anwesenden Bands das eine oder andere Mal live gesehen und war von deren Performance ausnahmslos begeistert. Außerdem ist die Zusammenstellung der Bands nahezu sensationell. Da kann sich wohl keiner beschweren... Alles in allem beste Vorraussetzungen für ein super Festival.

:: Fotos ::

:. NOCTE OBDUCTA ~ brauchten ein bisschen länger mit dem Soundcheck (war natürlich net deren schuld) und starteten eine halbe Stunde später bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel ;) Ist schon lange her, das diese Band als Opener auf der Bühne stand. NOCTE OBDUCTA nahmen es mit Humor, meinten: „dann kann mich sich danach wenigstens die Kante geben und geile Bands sehen“. Das zelebrieren startete bereits vor dem Set, denn NOCTE OBDUCTA feiern ihr 10 jähriges Jubiläum. So gab es zwei Songs vom übernächsten Album, von dem keiner weiss, ob es jemals rauskommt ;) Dazwischen gab es Erinnerungsstücke aus Desíhra-Zeiten, eine Retrospektive durch 10 Jahre NO (Prinzessin der Nachtschatten von Taverne - Im Schatten schäbiger Spelunken, Der Regen von Stille – Das nagende Schweigen) und aktuelles von Nektar II. Zum Abschluss des Set gab’s die Wahl zwischen Es fließe Blut und Solange Euer Fleisch noch warm ist – die Fans riefen nach Es fließe Blut, die Band: „ok, dann spielen wir älteres“… Ja, nee, alles klar… *lol* Sänger Torsten „Der Unhold“ war ungemein redselig und die Fans hatten ihren Spaß. Allerdings mussten NOCTE OBDUCTA ihren Set doch um einiges kürzen, um wieder in den Zeitplan zu kommen. Schade. Die Mehrheit des Publikums war zwar eher skeptisch, schaute sich die Show aber trotzdem genüsslich an.
Setlist: Anis, In einem Mittsommernachtsschatten, Galgendämmerung, Glückliche Kinder, Der Regen, Taverne, Prinzessin der Nachtschatten, Operation: Traumreise, Solange euer Fleisch noch warm ist

Während der kurzen Umbaupause traf ich zum einem unerwartet eine liebe Freundin und fand enormen Gefallen an Odins Blut, eine Mischung aus Met und Kirschsaft und noch was drin. Da ich nicht geschlafen hatte (Nachtdienst) und der EINZIG VERFÜGBARE Foodstand eine enorme Schlange und Wartezeiten von bis zu 45 Minuten für kaltes Fleisch, Reis und verkochtes Gemüse offenbarte, war mein Magen auch ziemlich leer, sodass oben genanntes Gesöff außerordentlich schnell Wirkung zeigte… ;)

:. CHAMBER ~ starteten eine gute halbe Stunde später, alle mit Sonnenbrillen verkleidet (bis auf die Cellistin) und gaben somit ein cooles Bühnenbild ab. Überhaupt waren die Hessen bester Laune und steckten damit umgehend das Publikum an, von dem sie enthusiastisch gefeiert wurden. Bei den Songs ging es quer Beet durch L’Orchestre de Chambre Noir und Ghost Stories And Fairy-Tales, die demnächst wiederveröffentlicht werden. Einige Stücken waren sicher neu, aber da gibt es noch keinerlei Verlautbarungen über ein neues Album. Ganz groß am Ende Rammstein’s Coverversion von Engel. Das hat Laune gemacht! ;)
Setlist: Miles Away, Sleep, Sweet Sleep, Moonchild, In My Garden, Solitude, A Dead Man’s Song, Ceremony After A Fire-Raid, Torn, I Hate Falling In Love, Hometown, Another Conversation, Engel

:. JANUS ~ kamen zunächst mit grandioser Vorstellung auf die Bühne: „Hi, ich bin Chris und das sind meine Blutbengels und wir kommen aus Berlin“, was natürlich erstmal für einen Lachanfall bei den Fans und so manche verwirrte Gesichtszüge bei den „Nichtwissenden“ sorgte. Neu auf der Setliste war Überleben, das zum ersten Mal live gespielt wurde, was nach kurzen Stolpern auch ganz gut klappte. Komplett rausgeflogen sind JANUS dann bei Neuroleptiker, ein Stück vom übernächsten Album *lol* Es wurde geflachst und hernach die „lange“ Version des Songs gespielt. Auch JANUS hatten eine mordsmäßig gute Laune, die sich auf das Publikum übertrug und auch wieder zurückgegeben wurde. Tolle Show!!! Man sieht sich auf der Winterreise II in Neuwied.
Setlist: Paula’s Spiel, Seelenschmerz, Ich will seinen Kopf, Kafka, Saitenspiel, Überleben, Hotel Eden, Mein krankes Herz, Neuroleptiker, Auferstehung

:. THE VISION BLEAK ~ brauchten einiges länger für die Backline. Gelegenheit für mich, die Reste von Odin’s Blut zu vernichten, um dann auf Bier mit Tequila umzusteigen. Nachdem der Food Stand längst leer gefuttert und verlassen war, gingen auch die Getränke zur Neige. Da hat man definitiv zu knapp geplant!
THE VISION BLEAK eröffneten mit opulenten Intro und Songs vom aktuellen Album Carpathia, bevor es auf Tracks der Deathship zurückgriff. Praktisch die Highlights von beiden Alben. Es wurde gerockt was das Zeug und Nacken hält. Da es inzwischen dunkel war, kam auch die Lightshow bestens zur Geltung und dank frischer Brise brauchte man nicht einmal Ventis auf der Bühne. Allen B. Konstanz hielt sich relativ knapp mit Ansagen, die Zeit drängte auch, aber die eine oder andere Rezitation kam dann doch. Ebenfalls eine super Show!
Setlist: Intro, Secrecies In Darkness, Wolfmoon, Carpathia, Kutulu!, The Grand Devilry, Dreams In The Witch House, Horror Of Antarctica, The Charm Is Done // The Lone Night Rider

:. SCHANDMAUL ~ trumpften als Headliner groß auf und präsentierten hauptsächlich Material vom Chartstürmer Kunstück und Wie Pech & Schwefel. Auch hier gab es enthusiastisches Feedback vom Publikum, das begeistert mitsang. Meine Wenigkeit hat sich allerdings nach den drei Songs im Fotograben ein wenig zurückgezogen und die grandiose Show aus der Ferne betrachtet. Aber auch von dort konnte man die fantastischen Duelle zwischen den Musikern gut beobachten, die dem Ganzen noch eins draufsetzen und bei den Fans vielfach für Begeisterung sorgten.

Alles in allem ein sehr schönes Festival in atemberaubender Umgebung. Alle Bands haben durch die Bank energiegeladene und gut inszenierte Shows abgeliefert und hatten ohne Zweifel einen Mordsspaß auf der Bühne.
Natürlich gab es Mängel, was bei dieser enormen Aufstockung des Festivals aber auch irgendwie zu erwarten war. Es gab viel zu wenig zu essen und zuwenig zu trinken, zumal man nichts mit in die Festung hinein nehmen durfte – und das bei der Hitze – (also nichtalkoholische Getränke in Plastikflaschen oder Tretrapack sollte schon erlaubt sein). Die Preise hingegen waren völlig zivil, da gab es überhaupt nix zu meckern. Die Dixies waren ausreichend vorhanden und immer sauber, allerdings hab ich hier eine Wasserstelle vermisst, um sich mal die Hände zu waschen. Der Shuttle Service funktionierte ausgezeichnet, auch nach 2 Uhr morgens, wo der Bus nur bei Bedarf kam. Nach dem Konzert ging’s auf der kleinen Bühne mit der Aftershow Party und (einem betrunkenen) DJ ASP bis in die frühen Morgenstunden weiter (die online abgestimmte „Wunschliste“ war aber eher gruselig – aber man konnte ja im Sisha-Zelt exzellent relaxen). Die Security war sehr freundlich aber bestimmt, was die Regeln betraf. Das Festival war in jedem Fall gut besucht, wenn auch nicht ausverkauft. Schwer zu sagen, wie viele Leute tatsächlich da waren, da das Gelände ja sehr weitläufig war…
Ich fand das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL definiv sehr gelungen, die Atmosphäre sehr entspannt. Die Mängel sollten beim nächsten abgestellt sein. Und ich bin 2006 ganz sicher wieder dabei :)
Respekt und Dank an Steffen, der das Festival in mühseliger Kleinarbeit allein auf die Beine gestellt hat und fortwährend wie ein Blitz über das Gelände fegte ;) War zwar sicher Stress pur, aber ich hoffe, Du konntest Dein eigenes Werk auch genießen :) Cheers!

 

story & pics © Dajana