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A Night Of Dark Ambient Music

 
2018-03-10 DE – Wuppertal - CityKirche Elberfeld
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 20 Euro| SOLD OUT |

 

Raison d´être & Troum - Phelios - Visions & New Risen Throne - Shrine

Das PHOBOS FESTIVAL ist eine Konzertreihe für Dark Ambient Musik. Sie wurde von Martin Stürtzer initiiert, Mastermind hinter dem Dark Ambient Projekt PHELIOS. Seit 2009 bildet das PHOBOS FESTIVAL eine internationale Plattform für außergewöhnliche Ton- und Videokunst. Soweit die Fakten…

Das meine Wenigkeit dieses Festival bis dato nicht kannte, obwohl ich eine starke Affinität zu diesem Genre habe… nun ja. Das ich letztendlich darüber „gestolpert“ bin, lag an der noch immer vorherrschenden Wehmut über das verpasste Cold Meat Industry Festival im letzten November, das ich leider absagen musste. RAISON D’ÊTRE standen dort unter anderem auf dem Billing und deren neue Tourdaten stupsten meine Nase auf das PHOBOS FESTIVAL.

Das PHOBOS FESTIVAL fand in diesem Jahr zum ersten Mal in der :: CityKirche Wuppertal-Elberfeld :: statt, und diese zu finden war gar nicht so einfach ;) Denn es gibt zwei Citykirchen: Eine katholische Kirche nur zum Beten und eine evangelische Kirche, die auch als weltoffenes Begegnungszentrum fungiert. Da kann man natürlich auch beten, aber es werden dort auch Konzerte wie das wunderbare PHOBOS FESTIVAL ausgerichtet. Sechs Bands standen auf dem Programm, von denen ich nur RAISON D’ÊTRE wirklich kenne – da steht fast der komplette Backkatalog im CD Regal. Von PHELIOS hatte ich gehört, mich aber nie damit beschäftigt. Das wird sich wohl jetzt nachhaltig ändern ;)
Im Übrigen wurde jede Show mitgeschnitten und Martin Stürtzer hat bereits alle Videos online gestellt. Gesammelt könnt ihr sie :: HIER :: betrachten. Ich werde aber auch unter jedem Act den eigenen Videolink posten.

:: Fotos :: PHOBOS FESTIVAL ::

Das Festival war restlos ausverlauft und obwohl die CityKirche recht klein und gemütlich war, stand man sich nicht auf den Füßen und gab es auch kein Gedränge. Insgesamt herrschte eine sehr entspannte aber auch erwartungsfrohe Atmosphäre. Ich würde mal sagen, 200 Fans waren da, aus 13 Ländern, wie Martin am Ende des Festivals berichtete. Wow! Im Café der Kirche gab es ausreichend Getränke, Tee und Kaffee zu fairen Preisen. Die Fans belagerten den Merch-Stand, quatschten oder suchten sich ein Plätzchen. Die Stühle fand ich allerdings recht unbequem.

Pünktlich um 20 Uhr gingen die Lichter aus und es wurde mucksmäuschenstill in der Kirche. Den Abend eröffnete :: SHRINE ::, das Projekt des Bulgaren Hristo Gospodinov, der übrigens zum ersten Mal außerhalb seiner Heimat live spielte. Düstere Sounds, drohend und beklemmend, breiteten sie sich vom Altar aus. Es gab aber auch immer wieder auflösende und hoffnungsvolle Klänge, welche die apokalyptische Stimmung durchbrachen. Die visuellen Projektionen waren eher diffus, geisterhaft, erinnerten mal ans Meer, mal an einen Sonnenaufgang. Der Film erstreckte sich über die gesamte Breite der Apsis, es gab keine Leinwand, die Videos wurden direkt auf die Wände projiziert und die Architektur der Altarnische quasi mit einbezogen. Man hatte allerdings immer das Gefühl, das die Lichtprojektionen nicht zentriert waren, was, wie im Nachhinein zu erfahren war, daran lag, dass die Apsis selbst schief ist, die linke Seite ist breiter als die rechte. Für mich als Symmetrie-Mensch ein wenig unkomfortabel. Aber nun. Die Lautstärke war intensiv, fühlbar aber nicht unangenehm laut. Was jedoch die ganzen Abend über stören sollte, war das Klappern der Glasflaschen auf dem Steinboden.
Von SHRINE wird es übrigens im Frühjahr ein neues Album namens Celestial Fire geben. Reinhören kann man auf der :: BandCamp-Seite ::. Man darf gespannt sein.

Setlist: Intro, new unreleased track, Carnal Euphoria (alternate version), Nihil (alternate version), Somnia (alternate version), new unreleased track --- :: VIDEO ::

Eine kurze Umbaupause, dann ging es weiter mit :: VISIONS ::, dem Projekt um Frederic Arbour. Dem Mann gehört auch das Label Cyclic Law über das Raison D‘Etre ihr aktuelles Album Alchymeia veröffentlicht haben. Auch hier düstere Industrial Sounds, anders, droniger, mit einer schwarz-weißen Videoinstallation, die immer wieder ein altes Haus zeigte: verlassen, trostlos und zerfallen, in einer endlosen Weite. Immerhin gab es mal so viel Licht, dass man den Akteur auf der Bühne auch mal sehen konnte ;)
Es gab keine spezifischen Songs, die Soundkollagen waren frei improvisiert. Aber manche der Sounds und Melodien werden auf dem neuen Album zu finden sein, welches zum Ende des Jahres veröffentlicht werden soll.
Nach ca. einer halben Stunde gesellte sich Gabriele Panci von :: NEW RISEN THRONE :: dazu. Beide vereinigten ihre Sounds für weitere knappe 15 Minuten, dann löste sich Frederic Arbour und Gabriele Panci ging nahtlos in sein eigenes Set über, welches noch dunkler und mystischer war, mit einem Hauch des Okkulten behaftet. Fraktalisierte Körper und Gebeine, schreiende Gesichter, blutrote und feurige Bedrohlichkeiten auf den Wänden, während satanische Untertöne durch die Kirche hallten. Eine verstörend schöne Kombination aus Sounds und Visual Art. Einfach großartig! --- :: VIDEO ::

Danach durfte der Macher des Festivals selbst mit seinem Projekt :: PHELIOS :: an die Knöpfe und Tasten. Wenn es um das Universum geht, ist mein Herz schnell gewonnen, insbesondere, wenn man die Sterne so schön vertonen kann ;) Das Set bestand aus Tracks der letzten beiden Alben Human Stasis Habitat und Gates Of Atlantis sowie bereits neuem Material, alles miteinander vermischt und überlagert. Pulsierende Soundcollagen versetzten in Trance und begleiteten rotierende Galaxien, großartige 3D Nebel und stellare Kinderstuben über die Wand (Teun van der Zalm). Fantastisch, ich bin hin und weg.
Ein Planetarium… PHELIOS sollten mal in einem Planetarium live spielen! Bochum, Münster… das wäre sicherlich das Non plus Ultra. --- :: VIDEO ::

:: RAISON D’ÊTRE ::. Seit dem Anbeginn, oder genauer, seit Prospectus I bin ich dem Schweden Peter Andersson verfallen. Er ist ein ruheloser Kreativgeist. Zahllose Alben hat er veröffentlicht, unter vielerlei Namen und in Side-Projekten. Noch mehr Kompilationen und Kollaborationen. Aktuell arbeitet Peter Andersson mit dem Bremer Duo :: TROUM :: zusammen, schlicht unter dem Namen :: RAISON D’ÊTRE & TROUM ::. Beide Acts waren übrigens einzeln schon beim PHOBOS FESTIVAL zu Gast. Zwei Alben haben sie bereits veröffentlicht, XIBIPIIO und De Aeris In Sublunaria Influxu, aus denen ein exklusives Set für das PHOBOS FESTIVAL zusammengestellt wurde. Dieses Mal gab es keine ausgefallenen Visualisierungen. Stattdessen wurde die Bühne konstant in einem roten Farbgemisch gehalten. Dafür nutzte das Trio allerlei Instrumente und Klangkörper, um ihnen die unterschiedlichsten Töne zu entlocken, die dann durch die verschiedensten Gerätschaften moduliert, variiert oder verzerrt wurden. Gitarre, Geige, Mundharmonika waren klar zu definierende Instrumente, aber auch Rasselbleche oder ein Klangstabkreis, der mit einem Bogen bearbeitet wurde, waren dabei. Das Set war teilweise ein bisschen fahrig. Keine Ahnung, ob es technische Probleme gab oder das Trio live noch nicht so richtig aufeinander eingespielt ist. Aber wenn alles perfekt aufeinanderpasste, dann klangen RAISON D’ÊTRE & TROUM einfach fantastisch. Eine Stunde unter die Haut gehender Dark Ambient. Düster, getragen, mystisch, der den Hörer in ferne Welten entführte. Intensiv, hypnotisch. Ganz großes Kino! --- :: VIDEO ::

Fazit: Ein großartiges Festival mit fantastischen Künstlern, sichtbar und verborgen (wenn es um die Visual Artists geht) zu einem unschlagbaren Preis (20 Euro!). Schade, dass es acht Editionen brauchte, bis ich auf das PHOBOS FESTIVAL aufmerksam wurde.
Ob die neue Kirche besser ist als die alte kann ich nicht beurteilen, ich fand die CityKirche sehr angenehm mit einem tollen Klang. Das Problem mit den Glasflaschen hat sich auch dem Veranstalter eingebrannt, das wird beim nächsten Mal nicht mehr passieren. Ansonsten gab es nichts zu meckern. Parken, Versorgung… alles easy.
Ich möchte hier noch einmal den Hut vor den Veranstalter Martin Stürtzer ziehen, der (seit Jahren) das gesamte Festival organisiert, bei den anderen Bands für einen exzellenten Sound sorgte, selbst auf der Bühne stand und sich während des Festivals auch noch um alle kleinen und großen Sorgen kümmerte. Respekt und ein riesengroßes Dankeschön! Ich freue mich auf eine neue Ausgabe des Festivals! :)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography