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2018-06-21 DE – Bochum - Zeche
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 36,35 Euro + Gebühren |

 

[BRT] Wenn NEUROSIS zum Konzert rufen, kommen sie alle aus ihren Löchern... Freunde und Bekannte von hier und dort, von damals und heute - was nur zeigt, wie wichtig diese Band immer noch ist, auch wenn die letzten Alben nicht mehr den großen Pulsschlag ausgelöst haben wie damals bei Souls At Zero, Enemy Of The Sun oder Times Of Grace. Man erwartet ein geiles Konzert, auch wenn man vielleicht von den Herren schon mal ein nur gutes oder solides gesehen hat. Die Erwartungshaltung ist generell hoch - NEUROSIS haben die Messlatte da angesetzt, wo andere Bands gar nicht erst hinkommen.
[Dajana] Nicht zu vergessen The Eye Of Every Storm, welches ebenfalls eines der großartigsten NEUROSIS Alben ist. Aber ja, verdammte Axt… 7 Jahre ist es her, das ich (und andere in diesen Breitengraden) NEUROSIS zuletzt live gesehen habe. Das ist definitiv viel, viel zu lange! Da wundert es kaum, das Männlein und Weiblein von überall her in die :: Zeche Bochum :: strömten. Und obwohl dies die einzige Deutschlandshow war, war der Laden voll, aber nicht ausverkauft. Da war noch Platz…

:: Fotos :: DEAF KIDS ::

[BRT] Den Beginn machen die :: DEAF KIDS :: aus Brasilien, die Neurosis direkt auf ihr Label und auf die Tour mitgenommen haben.
Das Trio spielt vollkommen überdrehten experimentellen Grind-Noise-Krautrock-Punk mit Groove und Tanzbarkeit. Vocals sind kaum zu verstehen. Eigentlich hört man nur durch zig Effekte gejagte Schreie, die sich durch ihr Pulsieren wie ein Schleier über die hypnotischen Songs legen. Aber wie klingt den das nun? Die Idee, man möge sich Amon Düül auf Speed und Koks vorstellen, gefällt mir und ist vielleicht gar nicht so abwegig. Großartig und einzigartig!
[Dajana] Ich war da ja auch sehr gespannt. Die DEAF KIDS geistern seit geraumer Zeit durch die Sphären von Musik-Connoisseuren und wurden immer empfohlen. Von den Beschreibungen her hätte ich aber erwartet, dass das Trio wesentlich wüster und noisiger zu Werke geht und das Publikum einfach wegbläst. Dem war nicht so. Will heißen, man musste sich nicht an der Bühne anseilen… Hatte irgendwie was Hypnotisches oder gar was Kathartisches an sich. Ich fand die halbe Stunde Krach extrem großartig. Und Neurosis Bassist Dave Edwardson auch. Der stand neben mir im Publikum und rockt ordentlich ab. Ich muss mir mal das aktuelle Album Configuração do Lamento zu Gemüte führen…

:: Fotos :: NEUROSIS ::

[BRT] Was dann kommt ist mit Worten mal wieder gar nicht zu fassen. Die Intensität, die die Herren aus Oakland auf die Bühne bringen ist mal wieder umwerfend. :: NEUROSIS :: leben ihre Musik wie kaum eine andere Band, und wie kaum eine andere Band steht dort ein Kollektiv auf der Bühne, das einzigartig ist. Mit einer Setlist quer durch die Diskographie (leider ohne Souls At Zero und Enemy Of The Sun, dafür drei Songs vom aktuellen Album Fires Within Fires) bleiben eigentlich kaum Wünsche offen. Vor allem dann nicht, wenn man Songs von Through Silver In Blood, Times Of Grace oder von der Souvereign EP bekommt. Ansagen und Kommunikation gibt es keine, dafür eine perfekt abgestimmte Lightshow und einen perfekten Sound. Steve von Till, Scott Kelly und Dave Edwardson singen, schreien und brüllen alles heraus was geht.
Nach anderthalb Stunden ist es abrupt vorbei, aber keiner beschwert sich. Dafür sind sich alle einig, dass das absolute Spitze und das Bochumer Konzert ein einzigartiger Abend war.
[Dajana] Dem ist kaum noch etwas hinzufügen. Die Setlist fand ich schon überraschend. Ich hatte mehr aktuelle und neuere Songs erwartet und weniger selten gespielte Klassiker, da es ja in den letzten beiden Jahren recht viele Jubiläums- und somit Best-Of Shows gab. NEUROSIS bauten mit ihrer Setlist jedenfalls einen grandiosen Spannungsbogen auf, so dass man beinahe umgehend in den für NEUROSIS üblichen Art Trancezustand verfiel und sich mit geschlossenen Augen aufsaugen und mitziehen ließ.
Während Scott Kelly und Steve von Till eher verhalten auf der Bühne agierten, tobten sich Basser Dave Edwardson und Sound-Magier Noah Landis ordentlich aus. Bei Noah konnte einem angst und bange werden, wenn er sein Keyboard kippte und drehte. Zumindest, wenn man vor ihm in der ersten Reihe stand. Ganz, ganz großes Kino war sicherlich der 12-Minuten Monolith Through Silver In Blood als Schlußpunkt, der in ein dreifaches Drum-Inferno mündete und das Publikum in einen frenetischen Taumel versetzte. Eine kathartische Erlösung!
Noch eine Anmerkung zum Schluß: Zu einem NEUROSIS Konzert sollte man a) immer viel Geld mitnehmen und b) sich SOFORT vor der Show entscheiden. Der Merch wurde regelrecht leergeräubert. Das Longsleeve habe ich sofort eingepackt, haderte aber mit den Tees, weil es keine Girlies gab. Als ich mich entschieden hatte, waren sie alle weg. Hatte ich schon erwähnt, dass dies ein verdammt großartiges Konzert war?

Setlist: Given To The Rising, Bending Light, End Of The Harvest, A Shadow Memory, The Last You'll Know, Burn, An Offering, Reach, Through Silver In Blood

 

story © BRT & Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography