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Mourning Caress - Burden Of Grief - Scornage

 

2003-02-08 DE – Münster - Paul-Gerhard

Viele Konzerte finden in Münster ja nicht gerade statt, auf die man mit gutem Gewissen gehen kann. Insofern war es natürlich ganz schön, mal wieder einen heimischen Metal-Abend zu erleben. Leider stand das Konzert schon vor dem Beginn kurz vor dem Abbruch, da der Veranstalter die große Halle doppelt belegt hatte und dies natürlich erst am Samstag bemerkte. Warum dann immer der Metal dem Tanzabend weichen musste, werde ich zwar nie verstehen, aber immerhin konnte das Konzert doch noch statt finden, allerdings nur im kleinen Saal und mit fast drei Stunden Verspätung. Als Ausgleich konnten sich die zahlreich Versammelten mit Flaschenbier für 50 Cent pro Stück vergnügen, das erlebt man ja auch nicht alle Tage...

Es war also schon fast 23:00, als :: SCORNAGE :: aus Aachen endlich die Bühne entern konnten. Die Jungs gibt es in dieser Formation seit 1998 und präsentierten sowohl ältere Stücke, als auch 2 vom aktuellen Demo Ascend und 2 brandneue Tracks. Klanglich deutete sich bereits hier schon an, dass es mit dem Sound generell nicht zum Besten stehen würde. Jedoch wurde dieses Manko, sowie die sichtbar fehlende Bühnenerfahrung durch ein sympathisches und natürliches Stageacting und viel Spielfreude übertüncht. Musikalisch boten die fünf Jungs aus Aachen zünftigen Death-Thrash, bei dem die klare stilistische Linie allerdings noch nicht so ganz zu erkennen war. Besonders beim Vergleich der älteren Stücke mit einigen neueren Kompositionen wie Shied Away From Reality oder Pain Collector (zum ersten mal live gespielt), wurde dies sehr deutlich. Technisch gab es aber nichts zu meckern, und wenn die Aachener mehr Konstanz beim Songwriting zeigen, sollten die guten Ansätze wesentlich besser zur Geltung kommen. Auf jeden Fall wurde dem Publikum so ein unterhaltsamer Auftakt geboten.
Setlist: No More Hate, What Lies Beneath, Fly With Me, Shied Away From Reality, Pain Collector, Respect, King Of The Night, Age Of Scorn

Ohne große Umbaupause legten dann :: BURDEN OF GRIEF :: los. Vom ersten Ton an machten die Warburger einen wesentlich professionelleren Eindruck als ihre Vorgänger. Problematisch war jedoch auch hier der Sound, der dafür sorgte, dass bei den ganz schnellen Passagen (von den es reichlich gab) praktisch nur Gematsche entstand, obwohl die Band ohne Zweifel gut aufeinander eingespielt ist und aus kompetenten Musikern besteht. So konnten BURDEN OF GRIEF dann doch für gute Stimmung im Publikum sorgen und waren auf jeden Fall die homogenste Band des gesamten Abends. Zudem konnten sie die Soundprobleme durch zwei "langsamere" Coverversionen etwas entschärfen und hatten dabei mit Master Of Puppets (Metallica) und der Zugabe Prowler (Iron Maiden) die Situation und Auditorium souverän im Griff.
Setlist: Cold Fire, Demonized, Der Neue?, Master Of Puppets, Reborn, Frozen Pain, Prowler

[Psycho] Die Überraschung des Abends für mich waren aber :: MOURNING CARESS :: und das in zweifacher Hinsicht. Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich die Münsteraner vorher noch nie live gesehen hatte. Also war ich echt von den Socken, wie arschtight die vier Instrumentalisten zusammen wirkten und einen wahrlich mörderischen Groove entfesselten. Als langsamste Band des Abends hatten sie mit ihrem melodischen Death Metal dazu auch die besten Soundmöglichkeiten, trotzdem ist es nicht alltäglich, dann wirklich so geil abzurocken. Kein Wunder also, dass die Tracks der Debüt - CD musikalisch deutlich schmissiger rüber kamen. Auch die neuen Tracks wie Never oder Too Deep Inside wussten wahrlich zu überzeugen.
Allerdings gab es bei den Jungs auch einen dicken Wermutstropfen zu verzeichnen. Ich weiß nicht, was man Sänger Gerrit vor dem Auftritt in den Tee getan hat, aber leider war der überhaupt nicht bei Stimme (ok, kann passieren) und legte zusätzlich noch ein Gehabe an den Tag, als stünde er vor Tausenden von Leuten auf einer 20m-Bühne. Was dort vielleicht auch gut ankommen würde, wirkte auf der tatsächlichen, räumlich doch sehr begrenzten Bühne des Paul Gerhard Hauses einfach nur völlig überzogen und teilweise sogar schon lächerlich.
[Dajana] So entstand dann ein etwas zwiespältiger Eindruck zwischen einer mächtig gut aufspielenden Band und einem ziemlich deplaziert wirkendem Sänger. Was ich persönlich als sehr bedauerlich empfunden habe. Allerdings sei zur Ehrenrettung gesagt, dass das Publikum auf jeden Fall trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit gut mitging und reichlich Stimmung machte; daher kann es natürlich auch sein, dass mir diese kuriosen Umstände aus meiner eher hinteren Sicht mehr auffielen... Das ist natürlich nicht nur dem Psycho so aufgefallen, sondern auch einer Reihe anderer Gäste in den hinteren Reihen, die sich über die Performance des Sängers ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten... bis hin zu diversen Vergleichen mit einem 17 jährigen Möchtegern Super Star ;) Nun ja, das Summer Breeze 2002 war sicher eine tolle Erfahrung für die Band, nun ist es aber an der Zeit den Sänger wieder auf den Boden zu holen.
Setlist: Feed My Dreams, I Follow The Rain, Never, The Devine Grave, Dead Rose Romance, Too Deep Inside, A Lifeless Time, Falling, The Chain, Sunlight, Creating A Hell, 666 Let’s Go

Insgesamt gesehen war es aber trotzdem ein mehr als lohnenswerter Abend mit drei guten Bands. Vorbildlich übrigens auch die Preisgestaltung, denn neben den billigen Getränken war auch der Eintritt mit nur 5 Euro mehr als moderat gestaltet. Also bitte mehr davon!

 

story © Dajana & Psycho