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Agathodaimon - Scarecrow - Eventide - Balchoth

 
2005-12-03 AT – Graz - After Dark

Normalerweise geigen beim Live Jam ja nur österreichische Bands auf – und als heimischer Metalfan hat man dann jede Kapelle auch schon des Öfteren gesehen, weil die Szene ja nicht mit übermäßig vielen Bands gesegnet ist. So freute ich mich besonders über die Nachricht eines Auftritts von AGATHODAIMON, die schon immer zu meinen favorisierten Bands zählten. Da gab’s nur eins: auf ins After Dark, das an diesem Abend gut gefüllt war.

:: Fotos ::

Das Lokal ist ein wenig seltsam: verwinkelte Gänge, die fast Katakomben ähneln, erschweren die Orientierung zu später Stunde, doch beim Eintreffen um 20 Uhr gibt es kein Problem, den Konzertsaal zu finden. Leider gibt es ein Problem technischer Natur, die Endstufe hat ihren Geist aufgegeben und so verschiebt sich der Beginn des Events um eine Stunde. Ein paar Minuten nach 21 Uhr starten BALCHOTH los und schon nach den ersten Takten wird klar: der Soundteufel hat anscheinend die Höhen gestohlen und so wabert ein basslastiger Matsch aus den Boxen, doch mit Fortdauer des Konzerts wird es dann besser. Ich kann der Band zwar gute Ansätze attestieren, mitreißen kann mich der Melodic Death Metal aber nicht richtig. Zwischendurch werden gefällige Grooves eingestreut, die zum Mitwippen einladen, zu mehr animieren mich BALCHOTH aber nicht. Leider ist die Bühnenperformance der Jungs nicht gerade bewegungsfreudig, was aber zum Teil an den arg beengten Platzverhältnissen auf der Bühne liegt.

Nach kurzer Umbaupause sind anschließend EVENTIDE an der Reihe. Auch deren melodischer Metal mit modernen Einflüssen kann mich nicht in Begeisterung versetzen, aber einigen Leuten scheint es augenscheinlich ganz gut zu gefallen und auch die Band hat Spaß. Die Stimme ist melodisch, aber doch rau und manche Lieder gehen auch gut nach vorne los, aber meinen Geschmacksnerv treffen EVENTIDE heute nicht. Der Sound ist immer noch ziemlich mies, höchstens durchschnittlich und so ist es auch schwer, die Feinheiten herauszuhören; gute instrumentale Leistungen sind dennoch festzustellen. P.S.: Es gibt leider keine Fotos von diesem Gig, sorry Jungs!

Nun ist es Zeit für die Lokalmatadoren SCARECROW, die alle Musikstile in einen Topf schmeißen, einmal kräftig umrühren und dann aus dem Vollen schöpfen. Auch heute funktioniert diese Taktik gut, ein paar Fans vor der Bühne schrauben sich nahezu den Kopf ab und feuern Sänger Bernd und seine Mannschaft laufend an. SCARECROW danken es dem gut aufgelegten Publikum mit einer gehörigen Portion Spielfreude und durchdachten Songs, die einiges zu bieten haben. Elemente aus Power-, Death- und sogar vereinzelt Viking/Black-Metal finden ihren Platz in den oft ausladenden Kompositionen; der engagierte Auftritt dürfte den einen oder anderen dazu veranlasst haben, sich näher mit der Band zu befassen. Gelegenheit dazu gibt es am Verkaufsstand, wo allerhand CDs und Shirts zum Erwerb freigegeben sind, und das alles zu äußerst moderaten Preisen um die 10 € für CDs oder Shirts. Vorbildlich!

Was nun folgen sollte, ist wohl einer der besten Auftritte, die die Bühnenbretter des After Dark je erlebt haben. Auch die Besucher sind dieser Meinung und feiern AGATHODAIMON frenetisch ab. Die ersten Reihen veranstalten einen Marathon im Dauer-Kopfschütteln und die coolen Songs der Deutschen verlangen auch danach. Es gibt kein Stillstehen, die Nackenwirbeln knacken, doch sie brechen nicht. Nach einer dreiviertel Stunde Dauerrotation des bierseligen Schädels sind die Gehirnzellen schon gehörig durcheinander gepurzelt, doch kaum wage ich es, eine Pause einzulegen, zwingt der bangende Nachbar zum Weitermachen, indem er mich an den Schultern nimmt und mich mitzieht…Tristetea Vehementa und Cellos For The Insatiable sind die Höhepunkte einer einmaligen Show, die keine Wünsche offen lässt, nur ein paar Songs mehr von der besten CD Chapter III hätten es noch sein können (vor allem Spirit Soldier!). Doch das Set wäre wohl über zwei Stunden lang geworden, hätten AGATHODAIMON alle guten Songs präsentiert. Wie lang das Konzert dann wirklich dauerte, kann ich nicht mehr ganz genau sagen, ich schätze mal zwischen 80 und 90 Minuten, aber wie gesagt, ich gebe keine Gewähr, hehe! Überrascht bin ich von der Bühnenoptik der Jungs, so würde ich von der Präsentation auf eine Rock’n’ Roll Band schließen, auch das Posen liegt den Herren wirklich gut, es gibt Grimassen am laufenden Band und die geforderte Zugabe wird auch gespielt. Ein wahrlich würdiger Abschluss dieses Abends!

Nachher geht es im Lokal noch mit einer zünftigen Aftershow-Party weiter, der DJ spielt quer durch die Bank von Hypocrisy bis Judas Priest Metal bis in die Morgenstunden. Bis halb 4 Uhr verweile ich noch, bevor mir der Heimweg in der kalten Grazer Luft die Sinne wieder gerade rückt. Wir sehen uns beim LIVE JAM 7 wieder!

 

story & pics © Stormlord