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2015-11-27 DE – Dortmund - FZW
 

Long Distance Calling - Crippled Black Phoenix - Dead Lord - Zodiac - Bombus - ’77

Sorcerer - Disillusion - Sulphur Aeon - Hexvessel - Kamchatka - Chapel Of Disease

Schön zu sehen, dass es in der heutigen, total übersättigten Konzertlandschaft immer noch Verrückte, unverbesserliche Enthusiasten, Probierer und Macher gibt, die sich selbst von einer Stadt wie Dortmund nicht abschrecken lassen und versuchen, ein neues Festival zu etablieren ;) Gut, mit der Troika aus Mike Heinemann (Continental Concerts), Bastian Brühl (Red Shift Music/Freak Valley Festival) und Jens Prüter (Chef A&R bei Century Media Records) hat man aber auch alles an Erfahrung, Know How und starke Partner in der Hinterhand, um solch ein Festival überlegt aufziehen und organisieren zu können. Aber um die Hütte dann auch wirklich voll zu bekommen, braucht es ein geschicktes Händchen bei den Bands…

:: Fotos ::

LEAFMEAL – A Feast Of Friends heißt es, dieses neue Festival, mit dem man Dortmund erobern will, das hier und heute seine Feuertaufe erfährt und dann jährlich stattfinden soll. Das • FZW • bietet dafür einen nahezu perfekten Rahmen. Eine Halle und ein Club, 2 Bühnen, sowie genug Platz Drumherum in der Bar und im Foyer. Das stilistische Spektrum der Bands ist ausgesprochen abwechslungsreich, eher ungewöhnlich denn klassisch. Darüber hinaus hat man keine Mühen gescheut und zu einigen der Bands exklusive Veröffentlichungen in streng limitierter Anzahl aufgelegt, die es dann auch nur auf diesem Festival käuflich zu erwerben gab. Da wäre zum Beispiel die grüne Earth Over Us 7" von HEXVESSEL oder das exklusive DISILLUSION Vinyl.

Organisatorisch gibt es dann auch nicht viel zu bemängeln. Der Freitag ist als Festivaltag vielleicht nicht ganz so optimal, da viele Fans arbeiten müssen und somit die ersten Bands außen vor lassen. Es gab ein paar kleine Verzögerungen, die üblichen Unwägbarkeiten hinter der Bühne (fehlendes Equipment, zu späte Anreise der Bands etc.) und nur einen Bandtausch. Der Sound war auf beiden Bühnen super (bis auf den Gesang bei DISILLUSION). Beim Licht gibt es Abzüge in der B-Note, das aber nur aus Fotografensicht. Es wäre schön gewesen, wenn mehr Fans ihren Weg ins FZW gefunden hätten, auch wenn es dann vielleicht etwas eng im Club geworden wäre. So hatte insbesondere die Halle ordentlich Luft.

Die Kölner :: CHAPEL OF DISEASE :: eröffneten pünktlich das LEAFMEAL – A Feast Of Friends vor überschaubarem Publikum im Club. Death Metal zum warm werden. Bis auf einen Song kamen alle Tracks vom aktuellen Album The Mysterious Ways Of Repetitive Art. Danach ging es erstmal an die Bar (happige Preise!) und auf Erkundungsrundgang.
Setlist: The Dreaming Of The Flame, Symbolic Realms, Lord Of All Death, Summoning Black Gods, ...Of Repetitive Art

Die spanischen Rocker :: ‘77 :: mussten notgedrungen auf der großen Bühne eröffnen, da Bombus einfach noch nicht da waren. Das war dann aber auch der einzige Tausch im Line-Up. Hier machte sich das noch fehlende Publikum deutlich bemerkbar. Die große Halle war nur spärlich gefüllt. Die Spanier nahmen’s gelassen und rockten wie gewohnt ganz in AC/DC Manier über die Bühne. Es macht wirklich Spass den Jungs zuzuschauen, auch wenn man sie in letzter Zeit oft live gesehen hat und die Shows schon einiges an Routine mitbringen.

Mit :: KAMCHATKA :: gab es für mich die erste Neuentdeckung. Sehr sympathisch die Schweden, musikalisch treibender, bluesiger Power Rock. Man kam nicht umhin, die Hüften in Bewegung zu setzen ;) Hier sei das aktuelle Album Long Road Made Of Gold wärmstens ans Herz gelegt.
Setlist: Perfect, Human Dynamo, TV Blues, Made Of Gold, Coast To Coast, Dragons, Slowly Drifting Away, Pressure, Get Your Game On, Son Of The Sea

Nun dann endlich :: BOMBUS :: auf der großen Bühne. Es wurde lauter, es wurde dreckiger und es wurde härter. Musikalisch versteht sich. Kaum zu Atem gekommen legten die Schweden mit Repeat Until Death, dem Titeltrack des brandneuen Albums los, welches am 26. Februar 2016 via Century Media veröffentlicht werden wird. BOMBUS hatte ich vorher auch noch nicht live gesehen und ich bin begeistert! Hat ein bisschen was von Warrior Soul. Für BOMBUS war das LEAFMEAL der erste Tourtag, die Jungs ziehen aktuell mit Clutch um die europäischen Häuser. Großartige Show! Highlight!
Setlist: Repeat Until Death, Master The Reality, Let Her Die, Enter The Night, Rust, Biblical, A Safe Passage, Into The Fire

Und es geht weiter mit den ganz wunderbaren :: HEXVESSEL ::. Ebenfalls ein Novum für mich und ein weiteres Highlight. Wie bereits erwähnt, haben HEXVESSEL ihre 7“ namens Earth Over Us als streng limitierte grüne Scheibe exklusiv für das LEAFMEAL aufgelegt, auf dessen B-Seite das Tiamat Cover Gaia zu finden ist, welches auch live gespielt wurde. Ein schöner Vorgeschmack auf das am 29.01.2016 erscheinende Album When We Are Death, von dem hier dann auch vier der neuen Songs live dargeboten wurden. Großartige Musik, großartige Band!
Setlist: I Am The Ritual, Teeth Of The Mountain, Earth Over Us, Sacred Marriage, Transparent Eyeball, Cosmic Truth, Gaia (Tiamat cover), His Portal Tomb, Woods To Conjure

Zurück zur großen Bühne. Hier ist es nun an :: ZODIAC ::, das Publikum zu begeistern. Und das machen sie famos, auch wenn die unbändige Spielfreude und der mitreißende Enthusiasmus von früher doch einer großen Portion Routine gewichen ist. Songs wie Cortez The Killer, A Penny And A Dead Horse oder der epische 10-Minuten-Tracker Coming Home sind einfach nur fkg großartig!
Setlist: Intro - Who I Am, Swinging On The Run, Moonshine, Cortez The Killer, A Penny And A Dead Horse, Diamond Shoes, Coming Home

Nun schlängelten und wickelten sich Tentakeln aus den Tiefen von R'lyeh um das FZW und folgten den Rufen von :: SULPHUR AEON ::. Die haben mich seit dem Party San Open Air 2013 völlig in den Bann gezogen und darüber hinaus mit Swallowed By The Ocean's Tide und dem aktuellen Werk Gateway To The Antisphere, zwei großartige, düstere und verdammt intensive Death Metal Alben veröffentlicht. Mist, gibt es die als Vinyl oder ltd. Edition? Der Hammer! Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn.
Setlist: Incantation, Abysshex, Calls From Below, Inexorable Spirits, Diluvial Ascension - Gateway To the Antisphere, Titans, Swallowed By The Ocean’s Tide, Devotion To The Cosmic Chaos, Onwards... Towards Kadath!

Nach dem die Nackenmuskulatur einem Härtetest unterzogen wurde, heißt es wieder Ganzkörperbewegung zur Entspannung. Mit :: DEAD LORD ::. Schon wieder Schweden. Die sind heute überproportional stark vertreten. Allerdings sind auch DEAD LORD eine Band, die an jeder Milchkanne und auf jedem Festival spielen. Irgendwie jedenfalls. 3, 4 Mal im Jahr sieht man sie als regelmäßiger Konzertgänger schon. Mindestens. Gleiches Spiel wie bei ’77: DEAD LORD spielen lebhafte und energiegeladene aber eben auch routinierte Shows. Gerne gesehen, aber keineswegs mehr überraschend.
Setlist: Strained Fools, Ruins, Because Of Spite, No Regrets, Onkalo, Hank, When History Repeats Itself, Stone Dead, Hammer To The Heart

Aaaahh, jetzt aber! Nach langer, langer Zeit lassen sich :: DISILLUSION :: endlich wieder live blicken. Es war still geworden um die Leipziger. 9 Jahre liegt das letzte Album, das grandiose Gloria, nun schon zurück. Danach gab es nur noch vereinzelte Liveshows, diverse Besetzungswechsel und Auflösungsgerüchte. Das 10-jährige Jubiläum von Back To Times Of Splendor, welches hier und heute in voller Länge gespielt wurde, bringt uns DISILLUSION endlich wieder zurück. Und kaum das die Jungs auf der Bühne standen, wurden Rufe nach einem neuen Album laut. Welches ja eigentlich seit langem in Arbeit sein soll ;)
Der Club ist voll und die Vorfreude hoch. Leider ist der Gesang von Andy Schmidt ausgefallen oder war viel zu leise. Das fiel zunächst aber gar nicht auf, da das Publikum von Beginn an jeden Song lautstark mitsang. Wie großartig ist das denn? Aaahhh, ich will mehr! Mehr DISILLUSION! Leider konnte ich die Show nicht zu Ende schauen, weil sich CBP auf der großen Bühne aufmachten, das FZW in Grund und Boden zu rocken. Ich hasse es, wenn sich Bands mit den Spielzeiten überschneiden! Es trifft IMMER meine Faves!
Setlist: …And The Mirror Cracked, Fall, Alone I Stand In Fires, Back To Times Of Splendor, A Day By The Lake, The Sleep Of Restless Hours

:: CRIPPLED BLACK PHOENIX :: legten zwar klassisch mit Rise Up And Fight los, klangen aber ungewohnt ruhig. Irgendwie mit angezogener Handbremse. Als würde man die Songs bewusst leiser und verhaltener spielen. Vielleicht befand ich aber auch noch im Bann der großen Alten und lauschte nach innen, statt nach außen ;) Denn man steigerte sich mit jedem weiteren Track und endete fulminant und mit Gänsehaut! Es gab ein paar kleine technische Unebenheiten. Die Band hatte keinen Soundcheck und konnte sich selbst kaum über den Monitorsound hören. Geschadet hat es nicht, CRIPPLED BLACK PHOENIX spielten einmal mehr eine grandiose Show. Für mich war es übrigens die erste Show nach dem internen Zerwürfnis und den neuen Mitgliedern Niall Hone (Bass) und Jonas Stålhammar (Gitarre). Auch hier gibt es eine neue Veröffentlichung, die New Dark Age Tour EP 2015 A.D., die natürlich umgehend in meine Sammlung wanderte, ebenso wie ein kuscheliger Hoodie. Irgendwie brauch ich noch ein schönes T-Shirt… Und natürlich endete diese Show mit DEM CBP Klassiker schlechthin: Burnt Reynolds. Schon die ersten Töne erzeugten Gänsehaut und das Publikum liess sich auch nicht lange bitten und sang lautstark mit.
Setlist: Rise Up And Fight, Black Light Generator, Long Live Independence, No!, New Dark Age, 444, We Forgotten Who We Are, Burnt Reynolds

:: SORCERER :: wären beinahe CBP zum Opfer gefallen, denn ich wollte die Show unbedingt von Anfang bis Ende sehen. Zum Glück gab es ja inzwischen eine kleine Zeitverschiebung nach hinten, so dass ich nun auch noch schnell bei SORCERER vorbeischauen konnte. Die ersten Töne, die mir aus dem Club entgegenwehten, machten auch gleich klar, bei welchem Hexenmeister die Schweden (schon wieder) in die Lehre gegangen waren: nämlich Candlemass. Heißt, hier gab es epischen Power/Doom Metal. Auch hier mit einem brandneuen Album namens In The Shadow Of The Inverted Cross, das in großen Teilen live präsentiert wurde. Fand ich ziemlich cool.
Setlist: Born With Fear, The Dark Tower Of The Sorcerer, Lake Of The Lost Souls, Northern Seas, Sumerian Script, The Gates Of Hell, The Battle, Prayers For A King, In The Shadow Of The Inverted Cross, The Sorcerer

Damit wären wir dann auch beim Finale des ersten LEAFMEAL Festivals angekommen. :: LONG DISTANCE CALLING :: setzten als Headliner der Erstausgabe des Festivals einen würdigen Schlusspunkt. Ruhig war es um die Münsteraner geworden. Das Warum begründete Gitarrist Flo mit der Aufnahme und Fertigstellung eines neuen Albums, welches im nächsten Jahr die Fans beglücken soll. Von diesem neuen Album wurde dann auch ein neues Stück namens Trauma gespielt. Wenn dieser Track repräsentativ für das Album steht, dann wird’s verdammt heftig. Perfekt, um die Hütte abzureißen, wie Flo ein ums andere Mal so schön forderte ;) Sänger Marsen war heute nicht anwesend. Ob er generell noch zur Band gehört und auch auf dem neuen Album singt… keine Ahnung, man wird sehen. Oder hören. Es bleibt in jedem Fall spannend. Wirklich vermisst hab ich ihn allerdings nicht.
Setlist: Into The Black Wide Open, Ductus, Black Paper Planes, Fire In The Mountain, Trauma, Invisible Giants, Arecibo, Metulsky Curse Revisited, Beyond The Void

Damit geht das erste LEAFMEAL – A Feast Of Friends zu Ende. Schön war’s! Super organisiert, tolle Bands, tolle Leute :) Gewinne haben die Veranstalter an diesem Freitag sicherlich nicht gemacht, es hätten gern 200, 300+ mehr Leute sein dürfen. Bleibt die Frage, wie es weitergeht. Ich hoffe nicht, dass das LEAFMEAL ein Winter Freak Valley in der Halle ist oder wird. Nach meinem Geschmack dürfen die Veranstalter gern mehr experimentieren und vom Mainstream wegdriften. Bands wie GY!BE, Neurosis, Godflesh, Bohren, Dirge, Master Musicians Of Bukake, Earth, Junius, Nordic Giants, Celeste und viele andere kommen mir da in den Sinn ;) Chapeau! Und man sieht sich 2016! :)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography