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2015-11-22 DE – Essen - Lichtburg
 
| Einlass: 18.30 - 20.00 Uhr | 23.00 - 23.59 Uhr | Tickets: 58 Euro zzgl. Gebühren |
 

Für das Leben und Schaffen von :: KRAFTWERK :: braucht es vermutlich inzwischen eine Enzyklopädie - ihre Rolle, Bedeutung und Einfluss auf die Elektro-Szene dürfte wissenschaftliche Abhandlungen füllen. Man könnte sicherlich Bücher über die Pioniere und Wegbereiter der elektronischen Musik schreiben. KRAFTWERK sind deutsches Kulturgut und eine Quelle der Inspiration für unzählige Künstler. Und wer auch nur ansatzweise was mit elektronischer Musik anfangen kann, sollte KRAFTWERK zumindest einmal im Leben live gesehen haben.

:: Fotos ::

Ich habe mir dafür lange, sehr lange Zeit gelassen. Aber nun ist es endlich soweit. Auch wenn es bis hier hin nicht ganz einfach war… ;)
Denn die Tickets der letzteren Touren waren ausverkauft, bevor man überhaupt „Piep“ sagen konnte. Mit Presse-Akkreditierungen ist es gleichermaßen schwierig, ein Fotopass nahezu unmöglich. Das Szenario wiederholte sich natürlich auch für diese Herbsttour, welche im Frühjahr in den Vorverkauf ging. Der K(r)ampf mit dem Bestellserver war aussichtslos und nur mit Hilfe von außen zu bewerkstelligen. Inzwischen hatte man zahlreiche Zusatzshows anberaumt und dann sogar Doppel-Shows gebucht. So gelang es mir dann letztendlich ein Ticket für diesen Sonntag für die Spätvorstellung zu ergattern :) Letztendlich war die Lichtburg aber bei keinem der vier Showtage in Essen ausverkauft.

Spätvorstellung bedeutete in diesem Fall die zweite – die late night Show des Abends, welche um 23:59 Uhr begann. An einem Sonntagabend zu einer Zeit zu einem Konzert in den Pott zu fahren, zu der man sich üblicherweise schon wieder auf dem Heimweg befindet, ist schon eine seltsame Angelegenheit. Hatte aber den nicht zu unterschätzenden Vorteil leerer Autobahnen, trotz des herbeigesehnten Wintereinbruchs, so dass meine Wenigkeit Essen und die • Lichtburg • in Rekordzeit erreichte, ohne in Sachen Geschwindigkeit Rekorde brechen zu müssen ;) Die etwas verfrühte Anreise kam aber ganz gelegen, da am Einlass Klamotten/Körper, Taschen (nach dem Terroranschlag in Paris) und Personalausweise (personifizierte Tickets) penibel kontrolliert wurden. Sowas habe ich zuletzt 2006 bei Tool erlebt.

Mit einem heißen Kaffee bestückt (definitiv die falsche Getränkewahl) kuschle ich mich auf meinen sehr eng bemessenen Sitz und schon geht das Licht aus und das Spektakel beginnt.
KRAFTWERK spielen ein Very-Best-Of Set und berücksichtigen dabei alle Klassiker. Die Setliste ist einfach nur großartig! Zur Musik gibt es natürlich die 3D Visualisierungen. Die 3D-Brille war leider ziemlich unbequem, da viel zu groß und die 3D-Technik nicht ganz optimal. Ein 3D Erlebnis, wie man es aus dem Kino her kennt, war diese Show nicht. Zu Beginn und zum Ende konnte man kurz einen Surround-Sound vernehmen, generell während der Show gab es diesen nicht. Die ergrauten vier Operator Ralf Hütter, Fritz Hilpert, Henning Schmitz und Falk Grieffenhagen agierten eher behäbig, während der Gesang von Ralf Hütter gelegentlich unter einer gewissen Kurzatmigkeit litt. Mag dem Alter oder der täglichen Doppelbelastung geschuldet sein und tat der Show keinen Abbruch.
Was ich dann schon als unangenehm empfand, war auf diesem engen Sitz eingepfercht zu sein. KRAFTWERK, das ist Elektro, das ist Techno und das ist Pop. Da will und muss man sich bewegen können. So blieb es nur beim unbefriedigenden Wippen der Beine und Füße und einem unruhigen Rumgerutsche auf dem samtenen Sessel. KRAFTWERK spielten also zum zweiten Mal an diesem Abend ein 2-Stunden-Set mit zwei Zugabeblöcken. Applaus und Zugaberufe waren vernehmbar, aber weit davon entfernt frenetisch zu klingen. Generell war der Altersdurchschnitt relativ hoch und um 2 Uhr nachts war wohl jeder einfach nur müde und wollte dann nach Hause. Lebhaft geht definitiv anders.
Dennoch für mich ein großartiges Konzert! Mein erstes und vermutlich auch einziges KRAFTWERK Konzert. Aber immerhin hab ich KRAFTWERK einmal im Leben live gesehen ;)

Die Fotos habe ich im Übrigen mit meiner kleinen Digicam vom oberen Rang aus gemacht (das war erlaubt) und sollen nur einen Eindruck vermitteln. Die 3D-Einblendungen bleiben natürlich generell unscharf.

Setlist: Nummern, Computerwelt, It's More Fun To Compute/Heimcomputer, Computerliebe, Die Mensch-Maschine, Spacelab, Das Modell, Neonlicht, Autobahn, Ätherwellen, Geiger Counter, Radioaktivität, Electric Café, Tour de France 1983, Tour de France Étape 2, Tour de France 2003, Trans Europa Express, Metall auf Metall, Abzug // Die Roboter // Aéro Dynamik, Planet der Visionen, Boing Boom Tschak, Techno Pop, Music Non Stop

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography