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: ISIS : JESU : LOGH :

 
2005-05-03 DE - Muenster - Sputnikhalle

Ein geradezu ultimatives Package zieht dieser Tage durch europäische Lande, beinahe perfekt gemacht für eine Legende… ISIS, einst liebevoll von Steve von Till als Neurosis’ Mini-Me bezeichnet, die sich spätestens seit ihrer aktuellen Veröffentlichung Panopticon von ihrem übergroßen Idol erfolgreich emanzipieren und JESU, das neue Projekt von Godflesh Legende Justin K. Broadrick, das überraschend mit der Heart Ache EP und dem selbstbetitelten Debüt für überschwängliche Resonanzen sorgte. Beides sind Bands, die selbst bei den leisen Tönen heaviger sind, als so manch selbsternannte Metalkombo – egal welcher Couleur oder Region entstammend. Und genau diese Bands verliefen sich ins verschnarchte Münster in die wiederum legendäre Sputnikhalle, um dort vor ca. 500 Leuten für offene Münder und Begeisterungsstürme zu sorgen. Natürlich gab es da für mich und ganz besonders für Bert – als absoluter Godflesh Fan und Justin Broadrick Verehrer – kein Halten mehr…

:: Fotos ::

:. LOGH ~ waren der schwedische Support, die sich ihrerseits ebenfalls den Arsch abtouren und einige Dates der ISIS - JESU Tour mitnehmen. Bezeichnet werden LOGH gemeinhin als Indie Gitarren Pop, was – nachdem was ich hier zu hören bekommen habe – doch einigermaßen irreführend ist. Mit ihren schwermütigen, von innerer Zerrissenheit geprägten Melodien standen sie den beiden Hauptacts kaum nach. Die gespielten Songs stammen jeweils vom frisch veröffentlichten Album A Sunset Panorama und dem Vorgänger aus 2003 The Raging Sun. Leider bekamen wir nur die letzten drei Tracks mit, da wir noch mit Justin Broadrick am plauschen waren… der Eindruck jedoch, den LOGH hinterlassen haben, war mehr als nur positiv.
Setlist: Fell Into The Well, The Contractor And The Assasin, My Teacher’s Bed, City I’m Sorry, Bring On The Ether, Worlds

:. JESU ~ bauten ziemlich fix ihre Backline um und starteten mit Your Path To Divinity, dem Opener des just veröffentlichten Debüts, von dem auch die restlichen 3 gespielten Songs stammen. JESU ist bekanntermaßen “nur“ ein Projekt ohne festes Line-up, so dass statt Ted Parsons KNUT Drummer Roderic Mounir mit dabei war, sowie Basser Diarmuid Dalton. Während der Drummer nicht wegkonnte, versuchten der Basser und Justin sich möglichst unsichtbar zu machen und die Visualisierungen für sich sprechen zu lassen, von denen allerdings wiederum nicht soviel zu sehen war, da dafür die Bühne einfach zu klein ist. Die elektronischen Sounds kamen von einem Laptop, was aber kein Problem war. Musikalisch wurde man schnell von den selbstzerstörerischen teils minimalistischen und dichten Sounds gefangen genommen. Man schloss die Augen und ließ sich treiben… Leider, leider war nach nur knapp 40 Minuten völlig überraschend und abrupt Schluss. Konnten wir wirklich nicht verstehen, zumal der Zeitplan Backstage etwas anders aussah.
Setlist: Your Path To Divinity, Tired Of Me, Friends Are Evil, Guardian Angel

:. ISIS ~ brauchten ein bisschen länger für den Umbau und hatten noch ein paar Soundprobleme, die Frontman Aaron Turner sichtlich verärgerten. Aber dann fand man in den Rhythmus und der geneigte Hörer bekam anderthalb Stunden pure transzendente Emotionen, ausgekoppelt aus den Alben Panopticon und Oceanic. Und spätestens hier wurde ganz deutlich klar, wie dicht ISIS doch noch an Neurosis heranreichen. Selbst der emotionale Ausdruck auf den Gesichtern insbesondere von Aaron ist so klassisch, wie man ihn eben nur von Neurosis her kennt. Ich denke, obwohl es schon deutliche musikalische Unterschiede zwischen beiden Bands gibt, wird es ISIS doch noch eine ganze Zeitlang schwer fallen, sich wirklich auch für den Betrachter von außen von den Vorbildern zu lösen. Und der "mysterious man" hat – obwohl eindeutig anwesend – nix von seiner mystischen Faszination verloren und gibt zumindest Aaron immer noch Rätsel auf… ;)
Setlist: In Fiction, So Did We, Wills Dissolve, Hym, Carry, Backlit, Celestial // Beginning And The End

Ein Wahnsinns Konzert… und das Beste an der ganzen Sache war, unseren Meister für abgedrehte und seltsame Musik – Bert – mit derart glänzenden Augen neben seinem Idol Justin Broadrick stehen zu sehen… der dann auch noch so extrem freundlich und umgänglich ist… Das hatte was!

 

story © Dajana & BRT • pics © Dajana