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FRANCONIAN METAL NIGHT 1

The Vision Bleak • Vendetta • Dark Suns • Parsley • Misanthropic • Beneath Flowers

 
 2004-15-07 DE – Nürnberg - Hirsch
 

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Für wahr. Was am Anfang so einfach klang, mauserte sich mal wieder zu einem typischen unberechenbaren Calani Adventure ;) Nach der herzlichen Einleidung zur FRANCONIAN METAL NIGHT wollte ich eigentlich gemütlich im Zug nach Nürnberg pilgern, um mir ein paar exquisite Bands anzuschauen. Nachdem das Zugticket aber 151 !!! Euronen kosten sollte (das 29 € Deutschlandticket war natürlich auf dieser Strecke schon ausverkauft) entschied ich mich für mein Auto. Leute, ihr wisst ja, was das bedeutet! Nun ja, alle Skepsis über Bord geworfen und das Abendteuer angenommen. So dauerte es dann auch keine 50 km, bis meine Wenigkeit meinte, dem Vordermann an einer Baustelle und bei regennasser Fahrbahn mal einen Klaps auf die Hinterachse geben zu müssen... die Gedanken irgendwo ... zum Glück nur ein kleiner Stubser, nix passiert, das Auto vor mir hat es nicht mal gemerkt *lol*. Danach meisterte mein Auto die knapp 500 km souverän und ohne Aussetzer. Auch Staus blieben mir dankenswerterweise erspart. So stand ich dann pünktlich um 17 Uhr in Nürnberg vor dem Hirsch.

:: Fotos ::

Nach ausgelassener Begrüßung und mit ’ner Flasche Bier bewaffnet schaute ich dem typischen Chaos aus Soundcheck, vermissten Bands und Bandmitgliedern und dem Ab- und Aufbau zu, mit scheelem Blick nach draußen, denn die Zuschauermassen hielten sich doch arg in Grenzen...

BENEATH FLOWERS ~ starteten pünktlich um 19:30 Uhr. Die junge Band aus Fürth konnte wohl an diesem Abend mit die meisten Zuschauer ziehen, denn ca. 50 Leute tummelten sich vor der Bühne. Mit ihrer dunklen psychedelischen Mischung aus so ziemlich jeder Metalspielart mit deutlichen My Dying Bride Einschlag, wussten die 3 Stefans + Norman (Bass) + Thomas (Drums) durchaus zu begeistern. Sänger Stefan B. fiel ein ums andere Mal theatralisch auf die Bretter und litt nahezu Jesus-gleich, nur um sich wie von Dämonen gehetzt umzuschauen und in infernalisches Black Metal Gekeife auszubrechen, um selbigen zu befehlen, natürlich begleitet von äußert heftigen Passagen. Im selben Augenblick verfiel er wieder in Melancholie, mit seinen Händen imaginäre und zerbrechliche Welten berührend, untermalt von MDB-artigen ruhigen Passagen. Eine hervorragende Bühnenperformance! Das hatte was! Ebenfalls sehr beeindruckend fand ich die handwerklichen Fähigkeiten des erst 13 jährigen Drummers, der trommelte, als gäbe es sonst nichts auf der Welt. Auf Nachfrage erfuhr ich, das Thomas der Bruder von Gitarrist Stefan H. ist und seit seinem 4 Lebensjahr hinter dem Kit sitzt – talentierte Familie. Musikalisch gibt es sicher noch eine Menge Bedarf, sich zu vervollkommnen und zu perfektionieren, die Arrangements zu verfeinern und fließender zu machen. Aber da ist eine Menge Potential vorhanden und insgesamt war das eine recht beeindruckende Eröffnung der FRANCONIAN METAL NIGHT. Hut ab! Im übrigen gibt es alle gespielte Songs auf dem ersten Demo von BENEATH FLOWERS namens First Steps In Light zum Preis von 7,50€ (inkl. Versand) auf der Hompage, wo man sich auch 2 Tracks zum antesten runterladen kann.
Setlist: Old Man, White Raven, Conclusive Hour, When All Clocks Sleep, From A Dead Cold Hand

MISANTHROPIC ~ mussten sich beim Umbau ein wenig beeilen, da Beneath Flowers schon mal eben 10 Minuten überzogen hatten. Dafür bretterten sie hinterher um so schneller los und beendeten ihren Set sogar noch vor der Zeit ;) Die Mainzer hatten an diesem Tage allerdings mit 2 Problemen zu kämpfen: erstens fehlte der Bassist, der verhindert war (oder gar nicht mehr vorhanden ist?) und zweitens war es das letzte Konzert von Drummer Matze, der auch noch bei Nocte Obducta und Agathodaimon zaubert und nun für MISANTHROPIC keine Zeit mehr hat. Im übrigen derselbe Grund, warum Sänger Steffen bei Nocte Obducta das Keyboard an den Nagel gehangen hat, um nunmehr ganz und gar die Stimmbänder für MISANTHROPIC zu malträtieren. Während ich einen Heiden-Spaß mit dem Grindcore-lastigen Death Metal der Mainzer hatte, ist ein Großteil der zahlenden Gäste in den Biergarten entschwunden, um sich das Spektakel von draußen anzuhören. Schade, schade, schade. Die Jungs hätten wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient. Gespielt wurden hauptsächlich neue Songs, von denen einige nur Arbeitstitel haben und somit in der Setlist nicht auftauchen werden, aber eben auch ältere Sachen wie Restless Life und Into The Night vom letztjährigen Album Soulreaver kamen zum Zuge.
Setlist: Reborn, Restless Life, Stalkers, The Mask, Into The Night

PARSLEY ~ mit PARSLEY stand nun eine Hardcore Band auf dem Plan, von der ich bis dato noch nie was gehört hatte. Es gibt auch noch keine Webseite, von der man sich nähere Infos hätte saugen können. Die Reihen vor der Bühne waren noch mehr gelichtet, dennoch zockte die Band – ohne Gitarrist Gerber, der sich die Hand gebrochen hat - munter drauf los und blies den Verbliebenen den Schädel weg. Während der Sänger keine Sekunde stehen blieb und in üblicher Manier über die Bühne sprang, schien der Gitarrist das eine oder andere mal tief in seinen Riffs versunken zu sein, was schon ein ziemlicher Kontrast war. Dafür glich der Bassist die Bewegungslosigkeit des Gitarristen einigermaßen wieder aus. Ich weiß nicht, wie oft PARSLEY schon live gezockt haben, aber es war ein guter Einstand!
Setlist: Intro, Prayer, Secret Corners, Gerber Song, Change The System (Every Day Grey), Jörgel Song, Nothing New, was Neues ;), Impending Doom (’ne Coverversion? Abomination?)

DARK SUNS ~ ist eine der Bands, auf die ich mich ganz besonders gefreut habe, nachdem ihr Album Swanlike mich anno 2002 förmlich aus den Schuhen gehauen hat. Danach ist es sehr ruhig um die Band geworden und jedermann wartet nun sehnsüchtig auf die Veröffentlichung von Existence, die auf Grund von Labelproblemen nicht wirklich gesichert ist. Anvisiert ist jedenfalls der August 2004... Dafür wurden die Fans auch reichlich entschädigt, denn bis auf Swanlike selbst gab es nur neue Songs. Und einmal mehr bewiesen die Leipziger, was für ein enormes Potential in ihnen steckt, welch talentierte Songschreiber sie sind. Die neuen Songs schließen nahtlos an Swanlike an, klingen noch einen Tick ausgereifter. Natürlich erinnern DARK SUNS einmal mehr an Opeth, sind dabei aber ein wenig eingängiger, dunkler und haben eine eigene unverkennbare Note. Vermögen es trotzdem, eine ähnliche unbeschreiblich schöne Atmosphäre aufzubauen. Sehr beeindruckend auch die Tatsache, das Drummer Niko den Hauptpart im Gesang hat, was live sicher nicht ganz einfach ist. Fantastische Show, fantastische Musik. Da verübelt man es kaum, das die perfektionistischen und pingeligen Soundtüfftler gnadenlos ihre Zeit überzogen.
Setlist: Loreena McKennit Intro, Swanlike, The Euphoric Sense, Her And The Element, Windowpane, Whisper At The Grates // You, A Phantom Still

VENDETTA ~ waren somit das Opfer von Dark Suns, das sie ihren Set um zwei reguläre Songs kürzen mussten und an eine Zugabe gar nicht zu denken war. Wenn hier übrigens gerade die über 30 jährigen verdutzt die Augen aufmachen... jaaa... die 80iger Jahre Helden VENDETTA sind wieder zurück. Wusste ich auch nicht... ;) Daxx Homerlein (Vocals/Guitars) und Klaus "Heiner" Ullrich (Bass) haben sich 3 neue Gefährten gesucht und gefunden und versuchen nun den alten Spirit wieder aufleben zu lassen. Live ist ihnen das definitiv gelungen. Obwohl ich zunächst skeptisch war, konnte ich mich dem herrlichen 80iger Jahre Retro Heavy/Thrash Sound kaum verschließen. VENDETTA klingen anno 2004 nicht zu alt und hausbacken, aber auch nicht zu modern und überzogen. Also eigentlich die perfekte Mischung für alle Junggebliebenen ;) Neben den Songs vom 2003er Demo Dead People Are Cool gab es noch ein paar alte Highlights aus Braindamage und Go And Live Zeiten. Da sollte man mal ein Auge drauf behalten ;)
Setlist: War, Go And Live, Ground Zero, Guerilla, Hate, Brain Damage, Dead People Are Cool, Hannibal

THE VISION BLEAK ~ mit einiger Hektik und derbe in Zeitverzug eilten nun die seelenlosen Mannen des Todeschiffs THE VISION BLEAK über die Bühne. Auch hier war klar, das der Set gekürzt werden musste, denn der Hirsch zieht pünktlich um 1 Uhr nachts den Stecker raus (warum, hab ich nicht verstanden, das sich die Location in einem Industriegebiet befindet... ) Noch dazu gab es ein paar Soundprobleme, die zwar Allen B. Konstanz ein wenig verärgerten, der Stimmung aber keinen Abbruch taten. Und sie schafften es, in den knapp 45 Minuten das komplette Album The Deathship Has A New Captain runterzuspielen, allerdings mit nur wenigen Rezitationen und Ansagen. Aber ganz lassen konnte es Allen auch nicht... ;) Im Übrigen haben sich Schwadorf und Konstanz eine recht talentierte Crew für die Livepräsentation zusammengesucht, auch an Kostümen und Make-up wurde nicht gespart, um der Show den richtigen Hauch Atmosphäre einzuhauchen. Dafür wurde um so mehr gerockt, so dass sich jede erreichbare Seele im Umkreis von 50 Metern umgehend vor der Bühne einfand und die Nackenmuskulatur beanspruchte. Nein, THE VISION BLEAK haben wie Hölle gerockt! Leute, das hatte ich so nicht erwartet! Einfach nur genial! Schon deswegen hat es sich gelohnt, nach Nürnberg zu kommen. Ihr solltet nicht die nächsten Termine verpassen...
Setlist: A Shadow Arose, The Night Of The Living Dead, Wolfmoon, Metropolis, Elizabeth Dane, Horror Of Antarctica, The Grand Devilry, Deathship Symphony // The Lone Night Rider

Obwohl es zum Schluss einigermaßen hektisch zuging und der Zeitdruck irgendwie nervte und es diverse Soundprobleme gab (z.B. waren die Backing Vocals bei allen Bands zu leise), war der erste Part der FRANCONIAN METAL NIGHT ein gelungener Abend, wenn auch sicher kein erfolgreicher, da nur ca. 60 Leute ihren Hintern in den Hirsch bewegten. Einmal mehr kann ich darüber nur den Kopf schütteln, denn bei all dem Gemecker werden „großen“ Bands horrende Ticketpreise in den Rachen geworfen, während kleine aber ausgesprochen talentierte Bands sich den Arsch abspielen, vieles selbst und zu zivilen Preisen veranstalten und noch nicht mal ansatzweise die dafür verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Deutschland ist ein trauriges Pflaster in Sachen Liveshows geworden... Wirklich schade!

Das eigentliche „Aftershow Highlight“ lieferte allerdings Organisator Steffen mit dem Satz: „... ich glaube, wir haben da was vergessen...“, einem Auszug aus einem Telefongespräch, der eigentlich meinen Schlafplatz sichern sollte *lol*... Also kurzerhand umdisponiert, in wilder Fahrt das Equipment von Parsley in den Proberaum gebracht (ähem... welchen Sinn haben eigentlich Straßenführungen und rote Ampeln? ;) ) und nachts um halb 3 die Waagerechte eingenommen. Auch der Heimweg am nächsten Tag verlief recht angenehm, bis auf ein paar kleinere Staus, konnte ich mich keineswegs beklagen :)
Hiermit möchte ich mich dann auch noch einmal ganz herzlich bei Michael Hansen von Black Earth Promotion und Steffen von Joint Visions für die Einladung, einen schönen Abend, den Schlafplatz, das Frühstück und jede Menge kreativen Chaos bedanken. Jungs, lasst die Köpfe nicht hängen und ich würde mich freuen, nächstes Jahr bei der FRANCONIAN METAL NIGHT Part 2 wieder dabei sein zu dürfen. Cheers!!!

 
pics & story © Dajana