<< archive
 

THE CROWN - MONOLITH DEATHCULT - SEEDS OF SORROW

 
2003-11-24 AT Wien - Arena
 

Meine Güte…wie lange hatte ich auf diesen Tag gewartet?! Endlich hatten sich die „Motorgods of the Apocalypse“ wieder nach Wien begeben, um dem geneigten Hörer deftig den Gar auszumachen. Aber erstmal der Reihe nach...

An oberster Position der Running Order standen die Local Heroes :: SEEDS OF SORROW :: welche Herr Mephisto einmal mehr verpasst hat (man erinnert sich – während des letzten SEEDS-Gigs labte er sich an der Würstelbude...), weil er zu deren Spielzeit gerade ein Interview mit THE CROWN Basser Magnus Olsfelt führte. Und so kam ich erst in die Halle, als sich die Wiener schon mitten in ihrem letzten Song befanden. Der Sound der deftig rockenden SEEDS war ganz in Ordnung, wenn auch noch zu laut und zu wenig differenziert. Bemerkenswert war das knapp vor der Bühnenkante aufgebaute Kit von Schlagzeuger Tom – bei dem Platz, der vor der Bühne frei war (keine Ahnung – hatte das Publikum Angst vor den grimmigen, langhaarigen Gestalten auf der Bühne?), hätte man die Schießbude auch locker da aufbauen können.

Nachdem Seeds Of Sorrow das Feld geräumt hatten, war die Bühne frei für die Niederländer :: MONOLITH DEATHCULT :: Da dies meine „erste Begegnung“ mit besagter Formation war, kann ich weder Vergleiche zu früheren Auftritten noch zu deren Studiomaterial anstellen, der Vierer aus dem Land der Holzschlapfen und Tulpen wußte mit seinem deftigen Old School Gebretter mit Nile-Einschlägen aber jedenfalls zu gefallen. Leider war der Sound während des MONOLITH DEATHCULT Sets nicht wirklich brauchbar, sodaß man die halsbrecherischen Gitarrensoli, welche die technisch offensichtlich sehr versierten Gitarreros einstreuten, zwar staunend betrachten, aber nicht wirklich hören konnte. Für einiges Aufsehen – vor allem unter den anwesenden Bassisten – sorgte wohl auch der Bass von Sänger/Basser Robin, welcher zwar keine Bünde aber dafür sechs Saiten hatte. Leider ging aber auch das virtuose Spiel des Bassisten ziemlich im Soundbrei unter. MONOLITH DEATHCULT waren aber in jedem Fall ein würdiger Wegbereiter für die tödliche Zerstörung, welche schon in Kürze unter dem Banner der Dornenkrone über Wien hereinbrechen sollte.

Als die Lichter an diesem Abend zum letzten mal ausgingen (das ist auch sprichwörtlich zu verstehen, meine Damen und Herren!), fieberte ich schon voller Erwartung und Vorfreude den ersten Takten entgegen. Als dann endlich das Intro zu No Tomorrow aus den Boxen schallte, war es für den Verfasser dieses Reviews und zumindest noch eine Hand voll anderer Die-Hard Fans vorbei mit der Zurückhaltung. Der Rest der Audienz verhielt sich wie immer typisch wienerisch einem Diarrhoe-Patienten gleich – nur nicht zu viel bewegen, es könnte ja was in die Hose gehen. Allen Soundproblemen zum Trotz, mit denen die Schwedenkronen zu Beginn ihres Sets zu kämpfen hatten (Sangesgott Lindstrand war leider während der ersten beiden Nummern kaum zu vernehmen), stand die Souveränität, mit der die nun wieder in Originalbesetzung Death n rollende Truppe ihre Stücke darbot niemals in Frage. Als dritte Nummer ließen :: THE CROWN :: mit Deathexplosion den ersten Song vom übermächtigen Deathrace King Album auf die Zuhörerschaft los. Das Klangbild der crownschen Soundgranaten wurde live etwas rockiger gestaltet, was ihre Durchschlagskraft aber mitnichten minderte! Die rotzigen Deathpunk/Thrashdeath Songs fuhren gnadenlos und unaufhaltsam durch das nachmittägliche Wien wie die eherne Hippe des fahlen Sensenmannes! THAT’s what they call „High Voltage Rock n Roll“! Musik, Stürmen von elektrischen Entladungen gleich, Musik, welche wie ein Kugelblitz zwischen den Augen einschlägt und die Synapsen tanzen, ja rotieren lässt...Blasphemy in Ecstasy!
Songtechnisch gab man ausschließlich Material der letzten drei Alben Possessed 13, Crowned In Terror und Deathrace King zum Besten. Einzig bei der Zugabe kam mit 1999 – Revolution 666 eine Nummer des Gassenhauers Hell Is Here zum Zug. Gegenüber dem letzten Gastspiel, welches die Dornenkronen bekanntlich auf dem leider genauso desaströsen wie legendären Hell on Earth Festival in Wr. Neustadt noch mit Kurzzeit-Fronter „Tompa“ Lindberg gaben, präsentierte man sich wieder wie aus einem Guß. Bei besagtem Auftritt war doch deutlich ins Auge gestochen, daß Tompa nicht die Optimalbesetzung hinter dem Mikro ist. Auch wenn er an und für sich ein grandioser Sänger, ja durch sein Mitwirken bei At the Gates eine Legende sein mag – der einzig wahre THE CROWN Fronter heißt Johan Lindstrand und das hat dieser live auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wo Tompa teilweise deplaziert und ein wenig wie ein Fremdkörper wirkte, fügt sich Johan nahtlos in die Band respektive die Performance ein. Er ist schlicht das zündende Pulver, welches die musikalischen Geschosse der Schweden zielstrebig und ungebremst in die Köpfe des Auditoriums hämmert. Das Lungenvolumen dieses Mannes ist mir ohnehin ein Rätsel -trotz einer schweren Verkühlung (auch Drummer Janne war angeschlagen) röchelte er Hassbatzen wie Blitzkrieg Witchcraft derart präzise und derb in sein Mikro, daß es mir fast die Freudentränen in die Augen trieb! Holy shit, was hier geboten wurde, war Death n Roll in seiner Vollendung! Ich wage zu bezweifeln, daß jemals eine Band The Crown in diesem Bereich auch nur annähernd das Wasser reichen wird können. Es mag Bands geben, die schneller spielen. Es mag Bands geben, die technischer spielen. Aber keine Band auf diesem gottverdammten Planeten rockt so verflucht gnadenlos wie THE CROWN es tun! Nein, nein, nein! Nach diesem Konzert, welches den Aussagen von Magnus zufolge eventuell das letzte dieser Art gewesen sein könnte (wie es mit THE CROWN weitergeht, steht leider in den Sternen ? das komplette Interview mit Magnus wird demnächst nachgeliefert), frage ich mich...kann da je wieder etwas kommen?! Es war zwar (wohl bedingt durch die Erkrankung zweier Bandmitglieder) leider ein eher kurzer Set (ca. 60 Minuten Spielzeit), aber auch wenn die Engel nicht gestorben sind - die „Angels die“ Rufe aus dem Publikum wurden wahrgenommen, aber dezent ignoriert - an Intensität und räudiger Rock n Roll Power, die direkt ins Blut übergeht, wird dieses Konzert wohl lange Zeit unübertroffen bleiben. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, daß diese einzigartige Truppe sich doch noch einmal auf Tour zu gehen besinnt, um Wien abermals deftig in Schutt und Asche zu legen.

Ich beuge mein Haupt in Demut! I faced THE CROWN of death!

 
story © Mephisto--->