« archive
 
2025-10-03 DE – Emsdetten - Stroetmanns Fabrik
| Einlass: 15 Uhr | Beginn: 15:30 Uhr | Tickets: 41.35 Euro + Gebühren |

Ein halbes Dutzend Heavy Metal Bands für Haus Hannah. Sowas hat das Emsdettener Hospiz ganz sicher noch nicht gesehen. Natürlich spielten die Bands nicht im Hospiz selbst, sondern um die Ecke, in Stroetmanns Fabrik, quasi im Herzen der westfälischen Kleinstadt.
Initiiert hatte dieses Konzert Frank „Lampy“ Weinberg aus Wettringen, der auf diese Weise dem :: Hospiz Haus Hannah :: etwas zurückgeben wollte, nachdem sein Bruder dort, gut umsorgt, die letzten Wochen seines Lebens verbracht hatte.

Und Lampy konnte niemand Geringeren verpflichten, als den ehemaligen Iron Maiden Sänger BLAZE BAYLEY, der mit seiner Soloband mal eben, auf dem Weg von Festival zu Festival, in Emsdetten vorbeischaute :) Coole Sache das! Dazu gab es fünf lokale Bands, also Bands aus NRW, die einen ordentlich brutalen Abend zauberten. Alles für den guten Zweck. Denn alle Einnahmen aus diesem Konzert kommen dem Haus Hannah zugute.
Na, da sind wir doch gerne dabei, zumal mir der Anlass (aus Gründen) sehr nahe geht.

Also auf nach Emsdetten... Was gar nicht so einfach war. 3. Oktober, Tag der Einheit, Feiertag, und in Münster fand der traditionelle Münsterland-Giro statt. Hieß, viele Strassen in Münster und der Umgebung waren gesperrt. Jut, dann eben über Umwege. Dachte ich. Kaum war ich aus der Haustür raus, stand ich auch schon im Stau. Und die Umwege hatten es ebenfalls in sich mit gesperrten Strassen und Ortskernen. Egal, ich bin pünktlich angekommen :)

:: Stroetmanns Fabrik :: war neu für mich - hier bin ich noch nie gewesen. Gut, hier finden in der Regel auch eher Pop- und Schlagerkonzerte statt, oder familientaugliche Events. Das merkte man den Blicken der vorbeiflanierenden Einwohner dann auch deutlich an… ;) Selbstverständlich war aber auch das COMPASSION METAL FEST sehr familientauglich, wie man den Fotos wunderbar entnehmen kann ;)
Ich muss sagen, eine sehr schöne, aufbereitete alte Fabrikanlage, mit modernster Haus- und Veranstaltungstechnik. Da rutschte sogar dem BLAZE BAYLEY Gitarristen "he's a magician" heraus, als der Tontechniker mit seinem Tablet ruckzuck den Sound justierte. Sound und Licht waren wirklich richtig gut :)

Die Fans waren zahlreich gekommen (es hätten aber auch ruhig 200 mehr sein können) und irgendwie kannte jeder jeden, so dass schnell eine sehr familiäre Stimmung aufkam. Im Foyer hatte jede Band ihren Merch-Stand, dazu gab es Stände von Johnny Säsch, der hier seine Bilder und Figurinen ausstellte, dem Metality e.V. und einem lokalen Festival.

Jede Band hatte 45 Minuten Spielzeit (außer der Headliner) und 30 Minuten Umbaupause. Das ergab eine sich einfach zu merkende Running Order und ein faires Set für jede Band.

:: Fotos :: FINAL ERROR ::

Dann ging es auch tatsächlich punktgenau um 15:30 Uhr mit :: FINAL ERROR :: los. Die Lippstädter haben just ihr drittes Album namens Daemonium In Nobis veröffentlicht, von dem sie hier einen Großteil der Songs live vorgestellt haben. Hier gab es also direkt die erste heftige Packung aus Death- und Thrash Metal mit sowohl schnellen Parts als auch groovigen Stampfern. Technisch und musikalisch durchaus überzeugend, dennoch wollte der Funke nicht so recht überspringen.
Das lag zu einem daran, dass das Publikum noch recht scheu fünf Meter weit weg von der Bühne stand und zum großenteil auch lieber draußen das Merch inspizierte und eine Kaltschale schlürfte. Zum anderen vermochte es Sänger Nico nicht, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Ansagen kamen nur vereinzelt und vom Stageacting her, dreht er sich eher vom Publikum weg. Ähnlich verhielt es sich mit der Saiten-Fraktion, die zwar ordentlich poste, dies aber eher einstudiert und ebenfalls ohne Kontakt zum Publikum.
Insgesamt musikalisch top, von der Atmosphäre her aber ein bisschen unterkühlt.

Band: Nico (vox), Juan (git), Fabian (git), Hammer (bass), Börgy (drums - Burkhard Fabian)
Setlist: Bloodrush, Longpig, Silence, Hellbrain, Mortify, Curse Of Death, Enough Is Enough, Desolated Gorefest, Hell's Fire

:: Fotos :: CRYPTS ::

Viel besser machten das anschließend die Münsteraner :: CRYPTS ::, die schon beim Line-Check das Publikum näher an die Bühne zogen und bei den Gesangsübungen von Sänger L.Gore (für den Soundcheck) für Lacher sorgten. Die Band hatte auch eine schöne Bühnendeko dabei, die aber schon während des Soundchecks – wie alles andere auch – im dichten Nebel verschwand.
Bei düster rotem statischem Licht gab es dann brachialen old school Death Metal, eine Hommage an die frühen Tage des Genres, das sehr zu gefallen wusste. Die Fans vor der Bühne waren zahlreicher, kamen näher ran und ließen sich von Sänger und Band mitreißen. Man konnte halt nur nix sehen, nur eine rote Nebelwand mit gelegentlich aufblitzenden, sich bewegenden Schatten.
Der Nebel wurde so massiv eingesetzt das wirklich alles darin versank, so sehr, dass sogar die einzelnen Bandmitglieder sich nicht mehr zurechtfanden und bei ihren Bewegungen die Deko umrissen. Jungs, das mag ja irgendwie cool sein, aber weniger wäre hier mehr gewesen!
Musikalisch starteten CRYPTS mit der 2023er EP Necropolis, von der 3 von 4 Tracks gespielt wurden, ergänzt mit Stücken vom Debüt Coven Of The Dead. Wer vielleicht auf einen neuen Song gehofft hatte, wurde leider enttäuscht. Das war schon richtig geile Mucke. Beim nächsten Mal würde ich dann aber auch gerne was sehen wollen ;)

Band: L.Gore (vox), F.ortex (git), F.rantic (drums)
Setlist: Tomb Of The Revenant, Deathking Coronation, Haunted Ruins, Necropolis, Hallucinations, Nuclear Vengeance, Coven Of The Dead, Paura

:: Fotos :: FLESHWORKS ::

Weiter ging es mit :: FLESHWORKS :: aus Osnabrück, deren Sänger Dirk zunftgerecht mit Fleischerschürze auf die Bühne stapfte. Dieser Mann ist ein Entertainer. Ruckzuck war die Halle voll, die Fans direkt vor der Bühne und los ging die Party.
Das ist brutaler Death Metal, wie ich ihn sehr gerne mag. The British way. Schmissig, schnell, abwechslungsreich, Wahnsinns Power von den Drums, ein paar schöne Melodiebögen und jede Menge groovige Parts dazwischen, bei denen man sich ordentlich abschädeln konnte. Genauso muss das!
Sänger Dirk quatsche sich um Kopf und Kragen, sorgte für Lacher, animierte das Publikum und bedankte sich herzerwärmend bei Lampy. Jetzt waren die Fans wirklich wach und gingen begeistert mit.
Hier gab es quasi ein Best-Of-Mix aus allen drei Alben mit einer gewissen Nuancierung auf das (noch) aktuelle Werk Diabolus Ex Machina.
Nach einer 45-minütigen Exkursion in Sachen brutalen Death Metals wurden die Fans mit: „wir haben euch alle lieb“ in die nächste Umbaupause verabschiedet. Goldig ;) ♥

Band: Dirk Frenking (vox), Sven Sievering (git), Sven Rahe (git), Jens Wendlandt (bass), Alexander Schmidt (drums)
Setlist: Intro, Behavourial Sink, Thy Kingdom Fall, Death By Autopsy, The Misery, Hydraulic, Shadows, Clockwork Of The Empires, Diabolus Ex Machina, The Awakening Of The Ghoul

Bevor es mit der nächsten Band weiterging, hatte sich BLAZE BAYLEY zu einer Signing Session im Foyer angemeldet. Eigentlich wollte er wirklich nur unterschreiben, um seine Stimme zu schonen, klappte aber nicht so wirklich ;) Tatsächlich war der Andrang groß – viele Fans kamen mit den beiden Iron Maiden Alben The X Factor (1995) und Virtual XI (1998), um sich diese unterschreiben zu lassen. Hätte ich nicht gedacht, dass so viele Maiden Fans diese Platten zuhause im Regal haben. Man konnte förmlich sehen, wie dem Briten das Herz aufging :)

:: Fotos :: NIGHT IN GALES ::

Für mehr als eine Dekade hatte ich sie aus den Augen verloren. Dann, vor knapp zwei Monaten, konnte ich :: NIGHT IN GALES ::. endlich mal wieder live sehen. Auf dem Party San. Und nun also die Zugabe ;) . Yay. Und dieses Mal kein heisses Zelt zum Verflüssigen, aber ein gleichermassen intensives Set. Tatsächlich war es das gleiche Set, aber, am Ende, war es sogar noch besser, als auf dem PSOA ;) Denn hier waren viele Fans anwesend, die ordentlich Stimmung machten, lied- und textsicher waren. Es waren aber auch viele Freunde der Band anwesend, sodass die einzelnen Bandmitglieder aus dem Grüßen und Grinsen gar nicht mehr rauskamen. NIGHT IN GALES hatten unglaublich viel Spass auf der Bühne, und der war ansteckend.
Auch hier gab es viele warme Worte an Lampy und die Sache an sich. Ansonsten wurde den Fans die 1995 erschienene Debüt EP Sylphlike ans Herz gelegt, die zum 30-jährigen Geburtstag neu aufgenommen wurde und am 31.10. erscheinen wird. Dazu gibt es auch eine 30th Anniversary Show, und zwar am 29.11. in Duisburg im JZ Mühle. Also hin da ;)

Band: Christian Müller (vox), Frank Basten (git), Jens Basten (git), Tobias Bruchmann (bass), Adriano Ricci (drums)
Setlist: Intro, The Black Stream, Dawnlight Garden, The Spears Within, Into The Evergrey, Transition To Doom, Razor, Autumn Water, Sylphlike, Iron Maiden

Noch während die Band ihr Equipment abbaute, enterte Lampy die Bühne, zusammen mit Martin Brumley (Burning Steel) und Dirk Pauly vom Haus Hannah. Jetzt wurde es sehr emotional. Lampy bedankte sich von Herzen bei allen und jedem für den fantastischen Abend und die Spendenfreudigkeit der Fans. Allein nur mit dem VVK der Tickets und Spenden von Firmen konnten 5000 Euro gesammelt und überreicht werden. Dazu kommen später noch die Gelder aus der Abendkasse und den Spenden vor Ort.
An dieser Stelle darf ich sagen, dass das COMPASSION METAL FEST ein voller Erfolg war. Die Orga war fantastisch, die Halle, Sound, Licht, die Bands… alles hat super geklappt. Bands und Fans hatten wirklich einen ganz wunderbaren Abend.
Und an dieser Stelle darf ich auch sagen, dass es 2026 eine Wiederholung des COMPASSION METAL FESTs geben wird. Dann zugunsten des :: Wünschewagens ::. ♥♥♥

:: Fotos :: BONDED ::

Auf :: BONDED :: hatte ich mich besonders gefreut. Die Band um den ex-Sodom Gitarristen Bernemann und ex-Kreator Basser Speesy habe ich bisher noch nicht live gesehen. Dabei gibt es die Band schon seit 2018 und hat bereits zwei Alben veröffentlicht. Dazu gibt es mit Fronter Manuel Bigus (den ich noch gut aus seinen Path Of Golconda-Zeiten her kenne) und Schlagwerker Cornelius Rambadt zwei weitere namhafte Akteure in der Band, nicht zu vergessen den ehemaligen Suicide Angels Gitarristen Christos. Das ist schon eine echt witzige Zusammenstellung von Musikern. Zwei alte Haudegen und drei „Jungspunde“. Was da alleine schon an Einflüssen zusammenkommt, musikalisch eine illustre Mischung. Ich stelle mir das Songwriting und die Proben schon spannend vor ;)
Stilistisch sollte klar sein, was kommt ;) Bester deutscher Thrash Metal natürlich. Muss man nix zu sagen, oder?
Zu Beginn gab es dann doch ein paar kleinere Soundproblemchen, die erst behoben werden mussten, bevor die Band dann gnadenlos den Laden abreißen konnte. Hat bestens funktioniert. Aber man konnte schon merken, dass sich langsam eine gewisse Müdigkeit einschlich. Sänger Manuel hatte doch ein bisschen zu tun, um das werte Auditorium wieder hochzupuschen. Klappte am Ende doch ganz gut.

Band: Manuel Bigus (vox), Bernd “Bernemann“ Kost (git), Chris Tsitsis (git), Christian "Speesy" Giesler (bass), Cornelius Rambadt (drums)
Setlist: Arsonist, Watch (While The World Burns), Godgiven, Je suis Charlie, Lilith (Queen Of Blood), Galaxy M87, Rest In Violence, Suit Murderer, Into the Blackness Of A Wartime Night, CoG

:: Fotos :: BLAZE BAYLEY ::

Obwohl es eigentlich noch recht früh war, zeigten sich dann doch deutliche Ermüdungserscheinungen bei den Fans, als Headliner :: BLAZE BAYLEY :: auf die Bühne kam, denn die Halle hatte sich sichtlich geleert. Das fand ich sehr schade. Ich habe selten einen so engagierten Musiker gesehen.
Jeder Song war mit einer Geschichte versehen, die immer einen tiefgründigen Gedanken beinhaltete. Es ging um das anders sein, um verrückte Träume, um Ängste, das Alleinsein und Depressionen und um den großen Zusammenhalt in der Metal Community, der Stütze und Trost sein kann. Es ging um die (Metal) Musik an sich, die einem aus jedem Tief holen kann. Man merkte, das viele Aspekte, über die er sprach autobiografisch waren – das machte seine Performance um so intensiver. Jeder konnte sich damit identifizieren. BLAZE BAYLEY sprach dabei langsam und deutlich, so dass auch der nicht so Englisch-geübte Fan seine Worte verstand.
Der Mann hatte vor 2 Jahren einen Herzinfarkt und einen 4-fachen Bypass verpasst bekommen, von dem er sich buddhaseidank wieder erholt hat, wie man gut sehen konnte. BLAZE BAYLEY ist ein Mann der großen Gesten und der Mimik. Er singt nicht einfach nur, er performt. BAYLEY agiert wie ein Theater-Schauspieler, der seine Songs in allen Facetten lebt. Er ist nicht umsonst eine Legende,
Der Abend stand ganz im Zeichen seiner ersten Soloplatte Silicon Messiah, die aktuell ihr 25. Jubiläum feiert und komplett gespielt wurde. Ich hab‘s vorher nie gehört, jedenfalls nicht am Stück. Zumindest kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Aber an diesem Abend klang dieses Album frisch und knackig und kein bisschen alt. Gut, BLAZE BAYLEY hat auch eine exzellent eingespielte und talentierte Band. Dazu gab es mit Wrathchild eine Hommage an dem im letzten Jahr verstorbenen ehemaligen Iron Maiden Singer Paul Di’Anno vom 1981iger Zweitwerk Killers, und zwei Tracks aus seiner eigenen Maiden-Karriere.
Das mag musikalisch nicht so ganz meins sein, aber die Art, wie BLAZE BAYLEY seine Show dargebracht hat, seine Dankbarkeit überhaupt noch am Leben zu sein, seine Dankbarkeit gegenüber den Fans, die ihn nie vergessen haben und nach wie vor so unterstützen und ihn abfeiern… das berührt.

Band: Blaze Bayley (vox), Luke Appleton (git), Chris Appleton (git), Martin McNee (drums)
Setlist: 10 Seconds, Ghost In The Machine, Evolution, Silicon Messiah, Born As A Stranger, The Brave, The Hunger, Identity, Reach For The Horizon, The Launch, Stare At The Sun, Virus, Wrathchild, Man On The Edge, Futureal, Doctor Doctor

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography