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BEHEMOTH - IN BATTLE - CROWBAR - SEAR BLISS - DARKFALL - GODDAMNED X

 
2005-03-25 AT – Graz - Explosiv

Schon vor Konzertbeginn die erste Überraschung: eine Menschenschlange vor dem Explosiv, wo doch sonst die Besucherzahlen eher durchschnittlich bis bescheiden ausfallen….doch die Veranstaltungen des Kulturvereins Kaltenbach haben sich etabliert und so konnte diesmal mit einem Besucherrekord von 250 zahlenden Metalheads gefeiert werden.

:: Fotos ::

Der „Massenauflauf“ hatte einen Gewinner: den Veranstalter. Leider gab es aber auch Nachteile dadurch. Die Bewegungsfreiheit war sehr eingeengt und die Luft wurde im Verlauf der 7-stündigen Veranstaltung immer dünner. Schon bei GODDMNED X war das Explosiv gut gefüllt, was man als Stammgast der Lokalität sonst nie sieht. Die Musik der Wiener war für einen Opener recht passabel, nach ein paar Songs aber zu eintönig, um begeistern zu können. Die Stimmung war schon jetzt recht gut, was ich vom Sound nicht behaupten konnte.

Besser gefiel mir da der Death Metal von DARKFALL, die die halbe Mannschaft ausgewechselt hatten und nun mit drei Cremation - Mitgliedern ihr anspruchsvolles Material in souveräner Manier herunterzockten. Sänger Spiwi war aktiv wie immer und hatte ständig Kontakt zum Publikum. Gut kamen die Nummern vom letzten Album Firebreed an, die beim Verkaufsstand um sensationell günstige 3 Euro angeboten wurde. Die Preise waren allgemein fair, z.B. kosteten T-Shirts 12 € (für SEAR BLISS etwa).

Als nächste Band stürmten dann die besagten Ungarn SEAR BLISS die Bühne. Sehr fein fand ich die Abwechslung in den Black Metal Stücken, die des Öfteren mit Midtempoparts glänzten. Lieder von Phantoms wurden ebenso gespielt wie Songs vom aktuellen Silberling Glory And Perdition, die allesamt sehr filigran und enthusiastisch klangen. Die Musik war eher zum Staunen und Genießen geeignet, als zum Abbangen, doch bei letzterem wäre mir wohl wegen der Sauerstoffnot die Luft weggeblieben…Weitere Pluspunkte konnten SEAR BLISS durch ihre sympathische Ausstrahlung und den Posaunisten gewinnen, man sah ihnen die Freude am Spielen richtig an und auch der viel zu laute und basslastige Sound konnte das Vergnügen kaum mindern.

Bei CROWBAR sollte sich die angenehme Stimmung dann gravierend ändern. Das Explosiv platzte aus allen Nähten, das Volk tanzte und schubste im Moshpit und der langsame Lava-Sound war um einiges zu laut, um nicht zu sagen unerträglich. Im Matsch der Klänge konnte ich kaum eine Melodie und damit ein Song erkennen, was aber den Großteil der Fans nicht vom Feiern einer gewaltigen Party abhielt. Ich möchte allerdings nicht wissen, wie viele Poger am nächsten Tag mit einem fiesen Ohrenpfeifen kämpfen mussten. Die Optik ist ein klarer Pluspunkt von CROWBAR und so war die Bühne wohl das eine oder andere Mal vom Einsturz bedroht, sowohl wegen der Körperfülle des Sängers als auch aufgrund der gewaltigen Tieftöner-Druckwelle. All I Had I Gave wurde Dimebag Darrel gewidmet, bevor das schwitzende Publikum nach Luft schnappend in die frische Abendluft entlassen wurde.

Dann ballerten IN BATTLE los, deren Schlagzeuger wohl vier Arme hat, sein Spiel war verdammt schnell und präzise. Trotzdem fehlte dem Auftritt der Nordmänner das gewisse Etwas. Das Songmaterial ist einfach zu eintönig und auf Dauer ist ein Überschall-Drummer auch nicht genug, um zu überzeugen. So kann ich den Auftritt von IN BATTLE nur als anstrengend bezeichnen, weniger ICE-Tempo wäre angebracht und die Nordlichter sollten den einen oder anderen Part zum Ausrasten einbauen.

Nun begann das große Warten auf BEHEMOTH, die eine geschlagene Dreiviertelstunde zum Umbau benötigten. Es sollte sich im Hinblick auf den besseren aber keineswegs perfekten Sound gelohnt haben, erste Ermüdungserscheinungen traten jedoch schon auf. BEHEMOTH bliesen aber mit gewohnt präzisem Riffing und Energie geladener Bühnenpräsenz jeden Anflug von Müdigkeit schon mit Antichristian Phenomenon aus der Halle. Ein blass geschminkter Nergal blickte drein wie ein Besessener und peitschte die Menge ununterbrochen an, die es ihm und seinen Mitstreitern mit tosendem Applaus dankte. Die Stakkato-Riffs wussten dabei ebenso zu begeistern wie die exakte Schlagzeugarbeit, im spieltechnischen Bereich gab es wie immer nur bewunderndes Kopfschütteln. Sehr gut kamen die abgestoppten Riffs rüber, die die technische Brillanz der Polen deutlich macht (Decade Of Therion). Nach einer Stunde intensiver Darbietung war um halb drei Uhr morgens dann Schluss. Kurz vor dem Lungenkollaps schleppten sich die gezeichneten Konzertbesucher ins Freie, um den in der Halle nicht mehr vorhandenen Sauerstoff zu tanken.

Ein Abend mit einigen Licht- und Schattenseiten ging also zu Ende, das Explosiv ist zu klein für eine solche Dimension, der schlechte Sound und die mangelnde Entlüftung könnte so manchen potentiellen Konzertgeher von einem neuerlichen Besuch abhalten. Da ist Handlungsbedarf gegeben!

 

story & pics © Stormlord