Jeder Musikliebhaber, der auf epische und heroische Metal-Klänge steht, wird früher oder später über den Namen NOMANS LAND stolpern. Die bisher erschienenen CDs The Last Son Of The Fjord und Hammerfrost sind herausragende Veröffentlichungen aus dem Viking Metal Bereich. So richtig in ihren Bann zog mich die Band mit ihrem Auftritt am Ragnarök Festival im April 2006. Auf der Bühne entfaltete sich die vielschichtige Atmosphäre, welche Stimmungen von beschwingt über entspannt bis nachdenklich abdeckt, am allerbesten. Ich stellte also Hjervard (Bass & Stimme) ein paar Fragen über die Tour, die Szene in Russland und einige weitere mehr…

Nomans Land

Leo: Hallo! Alles klar nach der Konzertreise?
Hjervard:
Danke, alles bestens!

Leo: Ich habe Eure Show beim Ragnarök Festival in Deutschland sehr genossen. Seid Ihr zufrieden mit den Reaktionen der Fans?
Hjervard:
Ja, wir sind zufrieden damit. Ich war überrascht, dass diese so positiv und aktiv ausgefallen sind. Es war unser zweites Konzert in Deutschland, die Reaktionen des Auditoriums und die Atmosphäre in der Konzerthalle waren sehr angenehm für mich.

Leo: Wie und wann bist Du mit Metal in Kontakt gekommen?
Hjervard:
Ich war 15 und sah Metallica’s One auf MTV.

Leo: Wie kamst Du das erste Mal mit Viking Metal in Berührung?
Hjervard:
Ich begann mich seinerzeit für die skandinavische Geschichte der Wikingerzeit zu interessieren. Ich habe schon lange Metal gehört, ich kann mich nicht mehr erinnern wann und wo ich das erste Mal Viking Metal gehört habe.

Leo: Gibt es besonders wichtige Merkmale im Viking Metal für Dich? Wie sieht es mit Klischees aus?
Hjervard:
Romantik und Kraft, die in der Seele entsteht, wenn Du Viking Metal hörst sind wichtig. Als ich zu NOMANS LAND gestoßen bin, hatte ich einige private Probleme; ich erinnere mich, dass ich dann zum ersten Mal NOMANS LAND Platten gehört habe – ich dachte nur dass mich nichts aufhalten könnte und dass ich alles überwinden werde. Es ist wirklich so.

Leo: Hattest Du schon Probleme mit Deinem Genick nach einer Show?
Hjervard:
Nein, alles okay soweit. Jahrelange Übung im Proberaum und bei Konzerten macht’s möglich. In den Anfangstagen war es hart, den Kopf auch nur vom Polster zu heben am Morgen nach einem Konzert!

Leo: Besuchst Du oft Konzerte anderer Bands?
Hjervard:
Manchmal besuche ich Konzerte, meistens Auftritte bekannter Gruppen aus dem Ausland. Letztens habe ich den Auftritt von Anathema in St. Peterburg gesehen, es war wunderbar.

Leo: Leider werden Fans von Viking/Pagan Metal leicht in die rechtsextreme Ecke gedrängt. Ist das ein Problem in der Szene und was denkst Du darüber?
Hjervard:
Leider ist es so. In Russland ist es das Gleiche. Es ist äußerst unangenehm vor einer Menge aufzutreten wo ein paar Typen nationalistische Parolen brüllen. Es passiert bei unseren Konzerten sehr selten, aber ich weiß dass es einigen Bands auch gefällt…

Leo: Erinnere Dich an Deine Jugend in Russland. War es schwierig Platten zu kaufen?
Hjervard:
Ja, als ich ein Teenager war, da kam ich nur schwer an Bands ran, die Metal spielten. Damals konnten wir gar keine CDs kaufen, nur Kassetten von Standardbands wie Metallica, Sepultura, Iron Maiden und Accept. Es war verdammt schwierig, anderes Zeug zu beschaffen.

Leo: Wie haben Deine Eltern auf Deine Metal-Abhängigkeit reagiert?
Hjervard:
Ich kann nicht behaupten, dass meine Mutter glücklich war, als ich mir die Haare wachsen ließ und Metal hörte. Aber sie konnte nicht mit mir zu Recht kommen. Nach und nach verstand sie, dass meine eigene Meinung für mich wichtiger war als irgendwer anderer. Nur so konnte ich auch andere Meinungen Aufmerksamkeit schenken.

Leo: Sind CDs in Deiner Heimatstadt teuer?
Hjervard:
Heutzutage ist die Musik-Piraterie weit verbreitet und es ist wirklich schwer, lizenzierte CDs in Russland zu erwerben. Also, die inoffiziellen Versionen sind billig, die offiziellen Alben verdammt teuer.

Leo: Welchen Stellenwert besitzt Musik in Deinem Leben? Wendest Du viel Zeit fürs Komponieren, Proben und die Werbearbeit auf?
Hjervard:
Musik ist mein Leben! Wir haben allerdings alle Jobs, die nichts mit Musik zu tun haben, doch nur, um Geld für unsere Familien und uns selbst zu verdienen. Wir widmen der Band so viel Zeit wie möglich.

Leo: Erkennen Euch Eure Fans auf der Straße und fragen nach einem Autogramm?
Hjervard:
Ja, das kommt hin und wieder vor.

Leo: Haltet Ihr Kontakt zu anderen Bands? Ist die Szene in Russland gesund und arbeitet Ihr zusammen?
Hjervard:
Das ist keine einfache Frage. Für Bands, die schon etwas erreicht haben, ist es das höchste der Gefühle, an lokalen Festivals teilzunehmen. Es gibt eine Menge talentierter Musiker und Gruppen, aber die Situation gestaltet sich schwierig. Es gibt kaum Möglichkeiten, Platten aufzunehmen und in der Kreativität zu wachsen, so lösen sie sich oft auf bevor sie einen Plattenvertrag in der Tasche haben. Wir selber halten keinen Kontakt zu anderen Bands und wir haben auch noch nicht zusammengearbeitet.

Leo: Wie sieht es mit Deinen Hobbys aus? Bleibt Zeit dafür?
Hjervard:
Ja, Frauen sind mein Hobby! :) Manchmal nehme ich mir Zeit dafür.

Leo: Magst Du die Natur?
Hjervard:
Ich mag die Natur, doch ich begrüße es auch, wenn ein paar Leute mit mir zusammen sind und wir das Stadtleben vergessen und an unser Eigenes denken können!

Leo: Wie könnte die Welt in 10 Jahren aussehen?
Hjervard:
Ich hoffe unser Planet existiert in 10 Jahren noch und nichts Furchtbares ist geschehen. Ich nehme an, dass der Fortschritt unglaubliche Höhenflüge erreichen wird.

Leo: In welcher Umgebung kannst Du Dich am besten erholen?
Hjervard:
In der Schweiz.

Leo: Was können wir in Zukunft von Euch erwarten? Ein neues Album in Sicht?
Hjervard:
Die Veröffentlichung unseres neuen Albums Raven Flight ist für den 1.Dezember 2006 vorgesehen. Danach ist eine Tour durch Deutschland geplant.

Leo: Danke vielmals dass Du die Fragen beantwortet hast, schönen Tag wünsche ich!
Hjervard:
Danke, auf Wiedersehen!

 

10/2006 © Leo Seebauer • Nomans Land