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Schweden rockt! ARISE rocken auch! Die Frage ist nur: gibt es eine Chance auf eine schöne neue Welt, wie es der Titel des neuen Albums in Aussicht stellt? Wie würde diese Welt aussehen? Schauen wir mal, wie die Dinge im Norden laufen; ich fragte Drummer Daniel nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge und seinen Zukunftsprognosen.

Arise

Leo: Hallo! Es freut mich sehr, Dir ein paar Fragen stellen zu dürfen!
Hi Leo! Ich bin Daniel, der Drummer und werde deine Fragen beantworten. Beginnen wir!

Leo: Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen gekommen? Ihr habt doch sicher eine bestimmte Platte gehört, oder?
Als wir die Band 96/97 gründeten, hörten wir Bands wie Pantera, Sepultura und Machine Head und spielten Coverversionen von ihnen. Als es darum ging, einen Namen für unsere Band zu finden, musste Sepultura mit ihrem ARISE Album als Namensgeber fungieren. Wir dachten, dass es ein guter Name wäre und außerdem ist es ein einfaches kurzes Wort.

Leo: Werdet Ihr in Zukunft mehr moderne Einflüsse in Euren Sound integrieren?
Ich kann Dir nichts über die Zukunft berichten. Auf alle Fälle werden wir nicht viele klare Stimmen verwenden, wie es schon so viele andere Bands tun. Trotzdem haben wir es diesmal auf dem neuen Album versucht. Wir werden die Songs aber nicht durch tonnenweise Samples zerstören, also glaube ich auch nicht, dass wir moderner werden.

Leo: Die Texte des neuen Albums. Das ja ironischerweise The Beautiful New World betitelt ist, zeichnen ein pessimistisches Zukunftsbild – wie wird die Welt enden wenn es so weitergeht?
Ja stimmt, der Titel ist sehr ironisch. Wir glauben nicht an eine schöne neue Welt – alles geht den Bach runter meiner Meinung nach. Die Natur wird verrückt spielen weil wir sie so schlecht behandeln. Wir beuten alle Rohstoffquellen aus, und was wird passieren wenn alles aufgebraucht ist? Vielleicht wird es eine neue Eiszeit geben, ich weiß es nicht. Oder ein Weltkrieg mit Atomwaffen wird einen Großteil der Erde zerstören und unser Planet wird wie der Planet der Affen aussehen…?

Leo: Wie könnte eine neue Welt Deiner Meinung nach aussehen?
In einer neuen Welt werden Maschinen alles am Laufen halten und im Moment sind wir nicht weit davon entfernt. Es wird sicher nicht besser mit Maschinen, ich mag diese Vorstellung kein bisschen, aber das wird sicher passieren. Die Maschine wird den Menschen ersetzen und bald werden wir nicht mehr vor die Tür gehen müssen – das ist Angst einflößend. Wir könnten aber auch vorsichtig sein in der Entwicklung von Maschinen und auf die Natur Rücksicht nehmen – dann könnten wir später mal eine grüne Umwelt haben.

Leo: Welche Eurer Songs bevorzugst Du?
Ich mag Strangled Love, How Long Can You Pretend und Tribute To The Flesh am meisten. Nicht nur weil ich an diesen Liedern beteiligt war, sondern weil es die besten sind, die wir bis jetzt geschrieben haben.

Leo: Wer hat Euch hauptsächlich beeinflusst?
Für mich sind die Einflüsse Carcass, frühe Soilwork, vielleicht Strapping Young Lad und Vader. In manchen Songs sind diese Einflüsse deutlich hörbar. Das einzige, das wir mit At The Gates gemein haben – worauf uns jedermann anspricht – sind die Geschwindigkeit der Drums sowie ein wenig die Stimme, das ist alles. Wir sind härter und melodischer als sie es jemals waren. Ich glaube wir beziehen unsere Einflüsse aus sehr vielen verschiedenen Musikrichtungen. Jeder in der Band hört verschiedene Musik.

Leo: Welches Ereignis war das Beste, das Dir jemals passiert ist?
Die Tour mit Vader war großartig! In Japan zu spielen wäre auch cool. Eigentlich warte ich noch auf das beste Ereignis.

Leo: Gibt es Lieblings CDs von Dir?
Oh, da gibt es sehr viele. Einige davon sind: City von Strapping Young Lad, Heartwork (Carcass), Storm Of The Light's Bane (Dissection), Thelema.6 (Behemoth) und Litany von Vader.

Leo: Magst Du das gute alte Vinyl oder CDs lieber?
Eigentlich sammle ich beides, vor allem CDs. Alte teure Platten kann ich mir nicht leisten. Da ich ein großer Carcass Sammler bin und verrückte Preise für die alten Sachen verlangt werden, muss ich meine Sammelleidenschaft zügeln. Nun habe ich aber fast alles, das Carcass jemals herausgebracht haben, aber es hat mich einiges gekostet…Ich habe auch eine Menge CDs verkauft – ich hatte einfach keinen Platz zur Aufbewahrung mehr, so behielt ich nur die Platten, die ich recht oft höre. Meine Sammlung umfasst etwa 500 CDs und 300 LPs. Ich brauche ja noch ein wenig Platz zum Wohnen!

Leo: Findest Du, dass die CDs zu teuer sind? Wie viel kostet eine CD in Deiner Heimatstadt?
Hier in Schweden hat man uns gesagt, dass mit dem EU Beitritt die CDs billiger werden würden. Das fand ich großartig – nur wurden sie stattdessen teurer! Nun kostet eine CD ungefähr 18 Euro, und das finde ich totalen Schwachsinn. Ich kann es auch verstehen, dass Leute Musik aus dem Netz ziehen, weil die meisten nicht so viel Geld ausgeben können. Nehmen wir mal an, dass in einem Monat zwei deiner Lieblingsbands neue Alben veröffentlichen. Dann müsstest du 36 Euro ausgeben, eventuell noch Porto zahlen, wenn es kein Geschäft um die Ecke gibt. Das ist einfach viel zu viel wenn du mich fragst. Eine CD sollte um die 10 Euro kosten.

Leo: Warum sind ARISE anders?
Tja, wir klingen typisch schwedisch, ich sehe das auch so – aber wir SIND nun mal aus Schweden um Gottes Willen! Unverkennbar werden wir durch die Mischung von Geschwindigkeit, Härte und Melodie. In dieser Richtung finde ich uns schon besonders.Es ist zu einfach, uns als At The Gates Nachahmer zu bezeichnen. Wenn man das macht, hat man sich unsere Alben nicht genau angehört würde ich sagen.

Leo: Gibt es ein schwieriges schwedisches Wort?
Schwer zu sagen…ich kenne kein wirklich schwieriges Wort, aber es gibt ein einzigartiges Wort in Schweden: „lagom“. Dieses Wort existiert in keiner anderen Sprache. „Lagom“ heißt, dass etwas weder zu viel noch zu wenig ist, irgendwas dazwischen, und dann ist es „lagom“. Möglicherweise gibt es ähnliche Wörter in anderen Sprachen, doch mir wurde gesagt, dass man das Wort „lagom“ einfach nicht genau übersetzen kann.

Leo: Müsst Ihr einer Arbeit neben der Musik nachgehen?
Ja, wir müssen arbeiten, denn um von der Musik leben zu können musst du eine Menge CDs verkaufen und ständig touren. Ich hab gelesen, dass man um die 100 000 Alben verkaufen und immer auf Tour sein muss, um das zu schaffen. Und so muss jeder von uns zusätzlich noch arbeiten.

Leo: Ist es schwer, das Tourleben und die Arbeit unter einen Hut zu bringen?
Natürlich ist das schwer. Nicht jeder Arbeitgeber gibt dir ein Monat frei, um auf Tour zu gehen. Meinen letzten Job habe ich verloren, weil wir mit Vader auf Tour waren. Wir müssen unsere Konzerte sorgfältig planen. Der Vorgesetzte sollte einem Musiker ein wenig Respekt zollen anstatt immer nur „nein“ zu sagen.

Leo: Gibt es Pläne für eine Tour, eventuell durch Deutschland/Österreich?
Soviel ich bis jetzt weiß, nicht. Kürzlich habe ich unserem Label gemailt und wegen der Tour und Zukunftsplänen angefragt, aber ich habe keine Antwort erhalten. Außerdem haben wir keine Booking Agentur für den europäischen Markt, deshalb ist es auch so schwierig, auf Festivals zu spielen. Aber das neue Album hat viele großartige Kritiken bekommen und in vielen Mails wird angefragt, ob wir nach Italien, England, Schottland, Deutschland usw. auftreten wollen – also wird unser Label reagieren und uns auf Tour schicken müssen. Ich hoffe mal, dass wir uns nach dem Sommer sehen werden!

Leo: Was hat sich seit dem Debüt The Godly Work Of Art bei Euch verändert?
Eigentlich sehr viel. Das Songwriting ist sehr viel besser. Auf The Godly Work Of Art befanden sich viele Demo Songs, weil es unser erstes Album war. Die Umsetzung der Songs ist nun auch viel besser. Beim neuen Album bin ich mit dem Sound sehr zufrieden, viel besser als der old schoolige Sound von Kings Of The Cloned Generation, da werden mir die meisten zustimmen denke ich.

Leo: Was können wir vom nächsten Longplayer erwarten?
Wir haben bis jetzt nur zwei Lieder fertig gestellt, aber ich kann dir verraten, dass es diesmal mehr schnelle und weniger langsame Songs geben wird…

Leo: Zum Abschluss hätte ich gerne noch ein bisschen Unterricht in Schwedisch!
Hoppas ni gillar den nya skivan och att vi ses på turné i år – vi kommer till DIN stad för att släppa helvetet löst!
Wir hoffen, dass euch da draußen das neue Album gefällt und dass wir uns auf Tour sehen – wir werden in eure Stadt kommen und den Teufel auferwecken!

Tills vidare – Skål! Bis dann - Prost!

 

4/2005 © Leo Seebauer • Arise