DIORAMA – Even The Devil Doesn’t Care

 
Label: Accession Records
Release: 25.01.2013
Von: Dajana
Punkte: 9.5/10
Time: 68:34
Stil: Electro
URL: Diorama
 
Viele Jahre lang haben DIORAMA meinen Wahrnehmungshorizont nur am Rande tangiert. Diesen tatsächlich durchbrochen haben sie erst spät, nämlich mit ihrer Performance auf dem ersten Blackfield Festival in 2008, das dann aber um so vehementer und nachhaltiger. Seit dieser denkwürdigen Show bin ich quasi über Nacht zum Lemming mutiert und war begeistert vom letzten Album Cubed.
Die Neugier und Erwartungshaltung an das nunmehr achte Album Even The Devil Doesn’t Care ist dementsprechend hoch... und wird nicht enttäuscht.
Even The Devil Doesn’t Care ist noch vielschichtiger und detailverliebter, immer wieder gut für überraschende Momente und unerwartete Wendungen. Intellektuell anspruchsvoll sozusagen, und sicherlich weniger leicht zugänglich, als noch der Vorgänger, aber niemals zu verkopft. Gut, oberflächliche und leichtverdauliche Mainstreamkost haben DIORAMA noch nie gemacht; Fans sowie Connoisseure wissen das und wissen das zu schätzen. Even The Devil Doesn’t Care entwickelt eine unglaublich intensive aber sehr subtile Anziehungskraft und Faszination. So etwas braucht Zeit und schließt „Fastfood“-Konsumierung und Scheuklappenhören aus. Dieses Album muß man in Ruhe und in seiner Gänze hören. Dann wird man auch mit einer musikalischen Entdeckungsreise belohnt, auf die man sich gerne wieder und wieder einläßt.
Den Songs wohnt oftmals ein sehr harter und unerbittlicher Grundrhythmus inne, welcher die doch recht düsteren Texte über unsere eiskalte moderne Gesellschaft hervorragend reflektiert. Bei The Scale, dem stampfenden When We Meet Again In Hell und Hellogoodbye liegt dieser Rhythmus dominierend offen und lädt so zum hemmungslosen Tanzen ein. Dann wieder regieren pulsierende Bässe und ruppige Gitarren, wie zum Beispiel bei Hope, welche durch den sanften Gastgesang von Shahad Shané wieder aufgewogen werden. Oder die harschen Rhythmen werden von melancholischen Klangwelten, manchmal fast schon opulent symphonischen Momenten (My Favourite Song und Summit), vielen Piano-Parts oder gelegentlich experimentell angehauchten Soundspielereien wie bei My Favourite Song umhüllt. Absolut großartig und definitiv ein Highlight auf dem Album ist Weiss und Anthrazit.
Auch visuell geht man einen Schritt weiter. Booklet und Cover Artwork wurden zusammen mit der Malerin Katharina Schellenberger entwickelt, in deren malerische Traumwelten Expressionismus und Surrealismus verschwimmen. Musik, Texte und visuelle Gestaltung ergeben somit ein sehr stimmiges Gesamtkonzept. Ich wünschte nur, daß bei all dem Anspruch und der Mühe sich jemand mehr Zeit gelassen hätte, um die Texte zu lektorieren, denn mir fällt doch der eine oder andere Buchstabendreher regelrecht ins Auge.
Even The Devil Doesn’t Care ist einmal mehr ein fantastisches und anspruchsvolles  Album, ein musikalisches Kleinod, und am Ende finde es noch spannender und interessanter als Cubed.