Viele
Jahre lang haben DIORAMA meinen Wahrnehmungshorizont
nur am Rande tangiert. Diesen tatsächlich durchbrochen
haben sie erst spät, nämlich mit ihrer Performance
auf dem ersten Blackfield Festival in 2008, das dann aber um
so vehementer und nachhaltiger. Seit dieser denkwürdigen
Show bin ich quasi über Nacht zum Lemming mutiert und war
begeistert vom letzten Album Cubed.
Die Neugier und Erwartungshaltung an das nunmehr achte Album
Even The Devil Doesn’t Care ist dementsprechend
hoch... und wird nicht enttäuscht.
Even The Devil Doesn’t Care ist noch vielschichtiger
und detailverliebter, immer wieder gut für überraschende
Momente und unerwartete Wendungen. Intellektuell anspruchsvoll
sozusagen, und sicherlich weniger leicht zugänglich, als
noch der Vorgänger, aber niemals zu verkopft. Gut, oberflächliche
und leichtverdauliche Mainstreamkost haben DIORAMA noch
nie gemacht; Fans sowie Connoisseure wissen das und wissen das
zu schätzen. Even The Devil Doesn’t Care
entwickelt eine unglaublich intensive aber sehr subtile Anziehungskraft
und Faszination. So etwas braucht Zeit und schließt „Fastfood“-Konsumierung
und Scheuklappenhören aus. Dieses Album muß man in
Ruhe und in seiner Gänze hören. Dann wird man auch
mit einer musikalischen Entdeckungsreise belohnt, auf die man
sich gerne wieder und wieder einläßt.
Den Songs wohnt oftmals ein sehr harter und unerbittlicher Grundrhythmus
inne, welcher die doch recht düsteren Texte über unsere
eiskalte moderne Gesellschaft hervorragend reflektiert. Bei
The Scale, dem stampfenden When We Meet Again In Hell
und Hellogoodbye liegt dieser Rhythmus dominierend offen
und lädt so zum hemmungslosen Tanzen ein. Dann wieder regieren
pulsierende Bässe und ruppige Gitarren, wie zum Beispiel
bei Hope, welche durch den sanften Gastgesang von Shahad
Shané wieder aufgewogen werden. Oder die harschen Rhythmen
werden von melancholischen Klangwelten, manchmal fast schon
opulent symphonischen Momenten (My Favourite Song und
Summit), vielen Piano-Parts oder gelegentlich experimentell
angehauchten Soundspielereien wie bei My Favourite Song
umhüllt. Absolut großartig und definitiv ein Highlight
auf dem Album ist Weiss und Anthrazit.
Auch visuell geht man einen Schritt weiter. Booklet und Cover
Artwork wurden zusammen mit der Malerin Katharina Schellenberger
entwickelt, in deren malerische Traumwelten Expressionismus
und Surrealismus verschwimmen. Musik, Texte und visuelle Gestaltung
ergeben somit ein sehr stimmiges Gesamtkonzept. Ich wünschte
nur, daß bei all dem Anspruch und der Mühe sich jemand
mehr Zeit gelassen hätte, um die Texte zu lektorieren,
denn mir fällt doch der eine oder andere Buchstabendreher
regelrecht ins Auge.
Even The Devil Doesn’t Care ist einmal mehr
ein fantastisches und anspruchsvolles Album, ein musikalisches
Kleinod, und am Ende finde es noch spannender und interessanter
als Cubed.