<< archive
 

 
2005-07-08 DE – Essen - Zeche Carl

Nomans Land - Månegarm - XIV Dark Centuries - Dorn - Black Messiah - Thrudvangar - Helangår - Crikey

Das aus dem Ruhrmetal.com entstandene Metal Management hat unter dem Namen ULTIMA RATIO eine Art Konzertreihe auf die Beine gestellt, bei dem sich sowohl namhafte Bands wie lokaler Underground ein Stell-dich-ein geben. Heuer entpuppt sich das ULTIMA RATIO als feines Viking Metal Festival, das bei sommerlichen Temperaturen den Himmel verdunkelte und mit harschen, naturverbunden Klängen aufwartete.
Es gab zwar im Vorfeld ein paar unschöne rechtsgerichtete Gerüchte, weil Latein-Legastheniker meinten, den Begriff „ultima ratio“ frei interpretieren zu müssen, das schreckte allerdings niemanden ab und derartige Aussagen disqualifizieren sich eh von selbst.
Ungefähr 300 Besucher standen in Essen vor der Zeche Carl und mussten erstmal eine geschlagene Stunde Geduld beweisen. HELANGÅR kamen gerade erst an und beim Soundcheck ging es auch nicht weiter. Während sich ein paar Blackmetal Kiddies an lauwarmen Hansa Bier berauschten und an Bauzäunen ihren ersten rebellischen Aufstand probten, sinnierte der Rest, in der Schlange stehend, über Gott und die Welt oder versuchte, ein wahrscheinliches Ende dieses chaotischen Events zu berechnen, da ja anschließend im Pott noch so einiges los war. In Anbetracht der Tatsache, das hier 8 Bands spielen sollten, war aber schon klar: es würde eine verdammt lange Nacht werden…

:: Fotos ::

:. CRIKEY ~ eröffneten somit mit knapp einer Stunde Verspätung, hatten dafür aber das Vergnügen, vor vollem Hause loszulärmen… und das nutzten sie auch weidlich aus ;) Christoph und Klaus lieferten sich die berüchtigten Gesangsduelle (und Grimassenwettbewerbe) und hatten dabei einen Heidenspaß, mit dem sie auch jeden vor der Bühne ansteckten. Neben 3 Songs von der bereits 2004 erschienen EP Welcome To My World, gab’s auch die neuen Stücke Dreamt To Cure The Pain und Future Of The Loss – welche demnächst auf Silikon gebannt werden sollen – und als krönenden Abschluss ’ne Coverversion von Kreator’s Phobia. Keyboarder und Geigerin gingen zwar soundtechnisch ziemlich unter, der Stimmung geschadet hat das aber ebenso wenig, wie die „artfremde“ musikalische Ausrichtung von CRIKEY an diesem Abend. Hat gerockt! ;)
Setlist: Leave, Beg For..., At Last, Dreamt To Cure The Pain, Future Of The Loss / Phobia

:. HELÅNGAR ~ schoben in Windeseile ihr Equipment auf die Bühne, machten einen kurzen Soundcheck und starteten ihr Set. Geboten wurde handzahmer Epic Metal mit vielen semi-akustischen Passagen, der irgendwo zwischen Tristania, Nightwish oder Evanescence lag, allerdings ohne deren Bombast oder Klasse zu erreichen. Die Band wirkte etwas zerfahren (lag wohl am Anreisestress), hatte Timing-Schwierigkeiten und musste sich ebenfalls mit diversen Soundproblemen rumschlagen. Das werte Publikum verlor sich nach und nach Richtung Theke bzw. nach draußen, so dass nur beinharte Fans und Neugierige übrig blieben. HELÅNGAR ließen sich davon aber nicht wirklich irritieren und präsentierten vorab schon viel Material vom neuen Album Schlafes Bruder, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.

:. THRUDVANGAR ~ waren nicht nur das erste Highlight, sondern – im Nachgang betrachtet – auch die beste Band des Abends. Allerdings brauchten die Jungs auch erst mal eine halbe Stunde für die Backline, so dass der Zeitplan immer weiter nach hinten geschoben wurde. Dafür gab’s während des opulenten Intros als Entschädigung eine Lage Met für die Meute. Die Halle war rappelvoll, während THRUDVANGAR eine extra geniale Vikingshow ablieferten. Bis auf Das Schwert der Asen kamen alle Songs vom Debüt Ahnenthron. Jawoll, 1A Show!
Setlist: Die Drachen und der Runenstein, Ahnenthron, Heilige Flamme, Schwert der Asen, Piraten des Nordens, Jul, Kampf des Lebens, Einherjer / Bathory

:. BLACK MESSIAH ~ brauchten ebenfalls eine halbe Ewigkeit, bevor es losging. Aber dann lieferten die Jungs eine gute, solide Show ab. Wozu allerdings 3 Gitaristen auf der Bühne standen, wollte sich akustisch nicht erschließen. Andererseits tauschte Sänger Zagan zwischendurch seine Axt gegen eine Violine ein oder ließ die Saiten ganz beiseite. Highlights waren ohne Zweifel Blutsbruder, Riding The Drakkar oder Christenfeind – alle vom aktuellen Album Oath Of A Warrior – und als Abschluss bzw. Zugabe Dshingis Khan’s alte Klamotte Moskau, das klang doch mal ganz anders ;) Zum Glück gab’s hier nur Plastikbecher ...
Setlist: Götterdämmerung (Intro), A New Messiah, Blutsbruder, Bury The Lambs Of Christ, Setting Sails / Riding The Drakkar, Father Of War, Christenfeind / Moskau

:. DORN ~ standen unverhofft als Trio auf der Bühne, nachdem der Keyboarder kürzlich ausgestiegen ist und Sängerin Ira ebenfalls durch Abwesenheit glänzte. Zunächst gab’s aber erst mal bei mir reichlich Verwirrung, als sich die Band mit: „Hallo, wir sind DORN aus Potsdam“ vorstellte ... da meine Wenigkeit felsenfest der Meinung war, das DORN aus Österreich kommen *calfused* Sänger und Gitarist Roberto versuchte zwar mit dramatischer Gestik viel Atmosphäre aufzubauen, aber so richtig gelungen ist ihm das nicht. Kaum etwas zu sehen war von den beiden anderen Bandmitgliedern, die die meiste Zeit völlig im Nebel verschwanden. Die Keys kamen aus der Konserve und irgendwie fehlte eben auch die Sängerin. Der Saal war einmal mehr recht leer und es wollte keine rechte Stimmung aufkommen.

:. XIV DARK CENTURIES ~ war eine der Bands, auf die ich mich persönlich sehr gefreut hatte, da deren letzten beiden Veröffentlichungen bei uns hochgelobt durch unsere CD Player liefen. Und sie waren definitiv das zweite Highlight des Abends. Auch hier gab es vorneweg wieder reichlich Met. Im zünftigen Mittelalteroutfit – Sänger Michel muss sich ’nen Wolf unter seinen Fellen geschwitzt haben – rockten die Thüringer das Haus, stellten neben Stücken von Dunkle Jahrhunderte und … Den Ahnen zum Gruße auch ihre neue EP Jul vor, welche am 27. August veröffentlicht werden wird. Die Fans waren regelrecht aus dem Häuschen und feierten die Band gebührend ab.
Setlist: Schwertertanz (Intro), Unseren Ahnen zum Gruße, ...als das Opferfeuer brann't, Teutonentanz, Falsche Propheten, Skithingi, Bragarful, Des Kriegers Traum, Auf zur Schlacht / Ahnenland

:. MÅNEGARM ~ war die Band, auf die viele gespannt und neugierig waren, die aber letzten Endes doch ziemlich enttäuschte. Die Schweden klangen irgendwie lustlos bzw. inspirationslos. Der Sound war dumpf und degradierte die Band irgendwie auf Proberauniveau. Für mich angenehm überraschend, mal wieder einen Sänger als Schlagzeuger zu erleben, der aber bei den Ansagen vom Bassisten unterstützt wurde. Leider fehlte auch noch der Geiger, der auf Dödsfärd mitgewirkt hatte und bei vorangegangenen Auftritten dabei war. Neben Songs quer durch die letzten 3 Alben gab es auch einen Ausblick auf die im September zu erwartende 4. Langrille Vredens Tid. (28.09.2005).

:. NOMANS LAND ~ hatten trotz Soundcheck nicht nur Sound- sondern auch Verständigungsprobleme, da niemand so richtig Russisch sprach. Um 2 Uhr nachts betraten die Headliner endlich die Bühne und stimmten die Fans mit Intro und erstem Song ein. Danach gab’s erst ein paar entschuldigende Worte von Veranstalter Pedri wegen der enormen Zeit(zonen?;))verschiebung und dann einmal mehr Met als Entschädigung … nämlich alle verbliebenen Flaschen ;) Danach kamen die Russen aber endlich zum Zuge und konnten ihr Album Hammerfrost präsentieren, das Anfang des Jahres über Einheit Produktionen veröffentlicht wurde und allenthalben gute Kritiken einheimsen konnte. Es gab aber auch hier neue Songs, denn die Russen werkeln fleißig am Nachfolger. Sänger Hjervard versuchte mit viel Einsatz das bereits fußmüde Volk noch einmal hochzureißen, was ihm aber nur mäßig gelang. Ich persönlich fand die Stimme von Gitaristen Sigurd sensationell: typisch russisch, tief, kam nur leider viel zu selten zum Einsatz. Ich schätze mal, NOMANS LAND haben, wie Månegarm wohl doch unter der späten Stunde gelitten und konnten nicht so überzeugen, wie man sich das erhofft bzw. gewünscht hätte.

Um 3 Uhr nachts war dann auch endlich Feierabend und die übrig gebliebenen Fans und Bands, wenn nicht eh im enddebilen Stadium, doch recht fertig. Die ULTIMA RATIO war – kurz zusammengefasst – doch ein sehr schönes Festival mit einer interessanten Auswahl an Bands. Ich hoffe, das es so was bald wieder geben wird, schon, um den Herren Woitzik und Grosicar die Gelegenheit zu geben, die Sache mit der Zeitplanung zu üben *g*. Auf dem Heimweg rotierte dann die frischerworbene Ahnenthron von THRUDVANGAR im Player...

 

story & pics © Dajana