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2019-07-14 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 

| Einlass: 18:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 66,75 Euro + Gebühren | SOLD OUT |

 

Vor über einem Jahr starteten TOTO überaus erfolgreich in ihre 40 Trips Around The Sun World Tour, um ihr 40-jähriges Jubiläum zu feiern. Nun legt die kalifornische Rocklegende noch ein paar Trips drauf und beglückt die deutschen Fans mit einer Handvoll sommerlicher Open Air Terminen. Gut für mich, denn ich habe TOTO noch nie live gesehen. Die Tatsache, dass TOTO im wunderbaren :: Amphitheater Gelsenkirchen :: spielen würden, machte das Konzert schon von vornherein zu einem besonderen Erlebnis. Für mich und für meine redaktionelle Begleitung, ein 10-jähriger Dreikäsehoch. Musikalische Früherziehung. Am Anfang war er noch skeptisch, aber dann fand er es toll ;)

Die überraschend problemlose und somit zügige Anreise zahlte sich aus, denn der Zeitpuffer war groß genug für die Warteschlange am Parkhaus. Schnelle und gute Entscheidung, denn alle anderen offiziellen Parkmöglichkeiten waren bereits erschöpft. All jene nach uns, die keinen Parkplatz mehr ergattern konnten, wurden nach dem Konzert mit Knöllchen am Scheibenwischer überrascht. Die Ordnungshüter der Stadt Gelsenkirchen waren an diesem Sonntagabend ungemein fleißig.

Die Show war offiziell ausverkauft und das Amphitheater somit packevoll. Die Freude darüber konnte aber nur der Veranstalter wirklich genießen, denn viele Fans beschwerten sich über die daraus resultierenden unangenehmen Begleiterscheinungen wie mangelnde Sitzplätze, versperrte Sicht, lange Wartezeiten an den Ständen oder Toiletten und das immer wieder notwendige Freiräumen der Treppen. Das Wetter spielte mit, der Sound nicht. Bei beiden Bands war der Sound viel zu laut und wirklich schlecht abgemischt – eine Schande für solch eine Band!

:: Fotos :: ZFG ::

Na dann erstmal in die Aufwärmphase mit :: ZFG ::. Nie gehört? Ich auch nicht. Kein Wunder, die Band ist taufrisch, gerade mal ein Jahr alt in dieser Konstellation. Bis dato wurde nur eine Single namens Special veröffentlicht, die erste EP ist in Arbeit. ZFG hatten erst eine kleine Tour in den USA und stehen nun in Europa auf den großen Bühnen, mit ein paar Clubshows dazwischen.
Wie kommen nun solche Jungspunde an eine TOTO Support-Show? Das geht, wenn man Lukather und Porcaro heißt. Die jungen Wilden von ZFG sind quasi TOTO - The next generation ;) Die Musik liegt den Jungs buchstäblich im Blut.
Die Jungs bei ZFG haben bereits einige Erfahrungen in anderen Projekten gesammelt und präsentierten sich hier recht souverän. Sie klingen nicht wie eine Kopie ihrer Eltern, auch wenn das Genre schon vergleichbar ist. Musikalisch wird bei ZFG alles verwertet, was ihnen Spass macht. Keine Grenzen, keine Regeln. Alles ist erlaubt, solange es hymnisch, riffig und groovy klingt. Zero Fucks Given – ZFG eben ;) Heraus kommt dabei lebhafter und abwechslungsreicher Rock. Gut gemacht!
Die Jungs hatten irren Spass auf der Bühne und rockten sich die Seele aus dem Leib. Ganz wie alte Hasen. Allen voran Trev Lukather, der optisch so gar nicht nach seinem Vater kommt und eher als eine junge Axl Rose Version durchgeht.
Die Show war professionell und sehr unterhaltsam, die Band selbstsicher. Wie man große Arenen rockt, haben sie fix gelernt ;) ZFG ist eine Band mit ner Menge Potential. Von denen darf und kann sicherlich noch einiges erwarten.

Band: Trev Lukather (git), Sam Porcaro (bass), Jules Galli (vox), Josh Devine (drums)

Setlist: Vibez On, Saturday, Just A Man, Holehearted, Drive It Away, Show No Love, Lights, Special

:: Fotos :: TOTO ::

Toto

Nun wurde auch noch das letzte Fleckchen im Amphitheater besetzt. Die Erwartungshaltung ist hoch und beinahe greifbar. So voll hätte ich es gern mal beim RHF gesehen.
Und dann ging es auch schon mit den ersten Pianoklängen zu Devil's Tower los, direkt gefolgt vom ersten Klassiker, Hold The Line. Das nenne ich einen Einstieg nach Maß. Wer soll da denn stillstehen?
:: TOTO :: zauberten sich hernach 2 Stunden lang durch einen umfangreichen Backing-Katalog mit jeder Menge Hits. Sie hätten es sich einfach machen und eine schnöde Best-Of Setlist spielen oder das Greatest Hits Album 40 Trips Around The Sun runterzocken können. Haben sie aber nicht, es gab auch weniger bekannte Tracks. Devil's Tower und Alone waren bis dato unveröffentlicht und wurden für das Greatest Hits Album neu aufgenommen. Es wurde nicht jedes Album berücksichtigt, besonders die Spätwerke nicht, dafür durfte der Meilenstein Toto IV mit 4 Songs glänzen. Ist aber auch schwierig. Würde man die gesamte Schaffensphase abdecken wollen, müssten sie mindestens 4, 5 Stunden spielen. Mindestens.

Zu vielen Songs gibt es eine Geschichte, die teils kurz angerissen wurde. So wusste ich z.B. gar nicht, das Michael Jackson’s Human Nature aus der Feder von Steve Porcaro stammt und durch seine Tochter inspiriert wurde; das Georgy Porgy (vom selbstbetitelten Debüt) der erste Song war, den Lukather als 19-jähriger jemals gesungen hatte, oder das TOTO auch die Filmmusik zu Dune geschrieben haben (Dune (Desert Theme)). Übrigens ist der Vater von Joseph Williams der legendäre Film-Komponist John Williams.
Natürlich gab es auch den Überhit Africa, sogar in der extra langen 12 Minuten Version. Jeder hat drauf gewartet. Der Mitsing-Chor war schon gewaltig. Zum Glück hat der Wettergott die Textzeilen nicht wörtlich genommen.

Wie bereits erwähnt, war der Sound eher mau, so manche Passage kaum zu hören, was den (Hör)Genuß doch ein wenig schmälerte. Aber egal, für meine Wenigkeit war es dennoch ein absolutes Vergnügen, die Band live zu sehen, zu fotografieren und vor allem eben genau jene Klassiker live zu sehen und zu hören. Einfach großartig!
Keyboarder David Paich war leider nicht mit dabei, weder auf der USA Tour, noch bei den Europa-Dates. Ihm geht es wohl gesundheitlich gerade nicht so gut. Aber er wurde von Dominique “Xavier” Talpin würdig vertreten. Jeder einzelne Musiker des 8-köpfigen Ensembles bekam übrigens seine Chance zu brillieren, und das teils sehr opulent und vor allem facettenreich. Das extra lange Keyboard-Solo war schon sehr abgefahren, sehr proggig und dürfte für so manchen Fan eine Herausforderung gewesen sein.

Wie üblich bei solch epochalen Shows, gäbe es noch viele kleine Details zu berichten aber letztendlich muss man einfach selbst dabei gewesen sein, um alles zu erfassen zu können. Das Publikum war jedenfalls begeistert und sang - selbstredend - jeden Song lautstark mit.
Wie schon häufiger in diesem Jahr bleibt mir am Ende nur zu empfehlen sich solche Helden live wenigstens einmal im Leben anzusehen. Wer weiß, wie oft TOTO noch touren werden.

Übrigens: Trotz ihres Status haben es TOTO nicht nötig, aus den Fans auch noch den letzten Cent rauszupressen – die Preise beim Merchandise waren erfreulich zivil: T-Shirts 25 Euro. Toller Abend und ein Konzert, an das ich lange zurückdenken werde.

Band: Joseph Williams (vox), Steve Lukather (Gitarre, Gesang), Dominique “Xavier” Talpin (Prince) (Keyboard, Gesang), Steve Porcaro (Keyboard, Gesang), Shem von Schroeck (Bass), Shannon Forrest (Schlagzeug), Lenny Castro (percussions), Warren Ham (vox, sax)

Setlist: Devil's Tower, Hold The Line, Lovers In The Night, Alone, I Will Remember, English Eyes, Jake To The Bone, Rosanna, Acoustic *** Georgy Porgy, Human Nature, (Michael Jackson cover), I'll Be Over You, No Love, Stop Loving You ***, Keyboard Extravaganza, Girl Goodbye, Lion, Dune (Desert Theme), While My Guitar Gently Weeps (The Beatles cover), Make Believe, Africa // Home Of The Brave

 

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography