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2018-10-13 DE – Bochum - Christuskirche
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 39,50 Euro + Gebühren |

 

[Dajana] Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie ich auf THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES aufmerksam wurde. Spätestens jedoch, als es die ersten Ankündigungen gab, dass LISA GERRARD den neuen Songs des Chors ihre wunderbare Stimme leihen und ein neues Album über Prophecy Productions erscheinen würde.
Ich war absolut fasziniert von den ersten Höreindrücken des bulgarischen Chors, mehr noch, als die erste Single, Pora Sotunda, mit LISA GERRARD erschien. Inzwischen wurde das Album BooCheeMish veröffentlicht und THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES feat. LISA GERRARD präsentieren dieses nun auch live an ausgesuchten Orten.
Ich hätte natürlich liebend gerne den Chor mit Lisa im letzten Jahr im antiken Amphitheater Philippopolis in Plovdiv, Bulgarien gesehen, wo sie nur wenige Wochen vor meinem Besuch dort spielten. Aber nun… Auf der insgesamt sehr kurzen Tour, die nur aus vier deutschen und einem italienischen Konzert besteht, besuchte das Ensemble die :: Christuskirche Bochum ::. Heimspiel sozusagen. Ein absolutes Muss für jeden freigeistigen Musikbegeisterten. War gar nicht so einfach, sich den Tag freizuschaufeln. Egal. Was zählt, ist nun in der Kulturkirche zu stehen…

:: Fotos :: THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES feat. LISA GERRARD ::

[Dajana] Es hätte kaum einen besseren Ort für dieses Konzert geben können. Die Akustik in der Christuskirche ist für diese Art von Musik wie geschaffen. Ich wünschte nur, mehr Menschen hätten sich auf dieses einzigartige Klangerlebnis eingelassen. Die Christuskirche war zwar gut gefüllt aber weit davon entfernt ausverkauft zu sein. Das fand ich schon enttäuschend.
[BRT] Angefixt durch die Platten des anderen großen bulgarischen Chors - The Bulgarian Voices Angelite - war ich ja mega neugierig, wie sich so etwas auf großer Bühne präsentiert. Mit der Christuskirche war die Location ja wie geschaffen für so etwas...

[Dajana] Der Abend begann zunächst mit einer rein instrumentalen Darbietung vom Live-Ensemble, bestehend aus einer Gădulka - eine bulgarische Schalenhalslaute (hört sich fast schon wie eine chinesische Erhu an und sieht nebenbei ganz wunderbar aus), einer Kaval - eine Langflöte und Nationalinstrument Bulgariens und Mazedoniens (auch diese hat einen fantastischen Klang und erinnert an eine Panflöte), Gitarre (10-saitig, wenn ich das richtig gesehen habe), Cello oder Kontrabaß, dem Dead Can Dance Live-Percussionist und Handpan-Spieler David Kuckhermann, sowie dem bulgarischen Beatboxer SkilleR (Alexander Dejanow – gewann 2012 die Weltmeisterschaft).
Danach betrat der Chor :: THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES :: unter frenetischen Beifall die Bühne und startete mit Mome Malenko, dem Eröffnungssong vom Album BooCheeMish. Das Album wurde in seiner Gesamtheit gespielt aber die Songs nicht in der gleichen Reihenfolge.
Bereits mit den ersten Klängen stellten sich bei mir alle Härchen auf. Gänsehaut, meterhoch, den ganzen Abend! Es war mucksmäuschenstill in der Kirche, so dass man sogar eine Nadel hätte fallen hören können. Stattdessen waren es häufiger die Getränkeflaschen…
Der Beatboxer SkilleR, legte nach Stanka ein wild umjubeltes Solo hin. Krass, was für Klänge und Rhythmen man vokal erzeugen kann. Noch krasser fand ich die Kombination mit dem altehrwürdigen Chor ;) Das nenn ich mal musikalisch freigeistig und innovativ! Auch David Kuckhermann legte mit der Gădulka Spielerin Hristina ein zauberhaftes Solo hin, welches gleichzeitig in den zweiten Teil des Abends überleitete. Denn nun betrat :: LISA GERRARD :: unter tosendem Beifall die Bühne. Diese Frau hat eine Wahnsinns Präsenz. Da wird man ganz klein, wenn sie an einem vorbeischreitet…
LISA GERRARD
präsentierte zunächst zwei Songs (In The Beginning und Rite Of Passage) aus ihrer aktuellen Kollaboration mit David Kuckhermann. Die Tracks stammen vom Album Hiraeth, welches im August veröffentlicht wurde. Abgerundet wurde dieser Part mit einem Percussion-Solo von David am Tambourin.
Danach gab es wieder ein instrumentales Stück des Live-Ensembles und anschließend die restlichen drei Tracks von BooCheeMish, denen Lisa ihre Stimme geliehen hat. Das war dann quasi schon die Zugabe. Hier einmal mehr mit Solobeiträge der Chorsängerinnen, oder im Duett mit LISA GERRARD. Jedesmal so klar und klangvoll und gleichzeitig so emotional und herzergreifend, dass dann doch die Tränen kullerten.

[Dajana] Damit ging ein einzigartiges und absolut fantastisches Konzerterlebnis nach beinahe 2 Stunden zu Ende. Aber doch noch nicht ganz…
Viele Fans standen anschließend noch verzaubert und fast schon orientierungslos und der Kirche und wollten noch gar nicht so recht gehen. Wer blieb, wurde belohnt. Denn kurz darauf kam nicht nur die eine oder andere Sängerin und die Dirigentin zum Merchandise, sondern auch LISA GERRAD höchst selbst. In aller Seelenruhe und sehr geduldig signierte sie nicht nur jede Platte, Poster oder CD, sondern ließ sich hinterher auch mit den Fans fotografieren :) Ich habe viele glückliche Gesichter gesehen. Herzallerliebst und einfach nur großartig! Eine so große Diva so bodenständig und Fan-nah. Da fiel so manchem die Kinnlade bis auf den Boden.

[BRT] Dem kann ich wenig hinzufügen. Die Atmosphäre, die Dynamik, die Klangfarbe der Stimmen schienen aus einem anderen Jahrhundert zu kommen. Interessant zu sehen, dass je nach Song die Damen auch mal Plätze tauschten, als ob gewisse Stimmen „nebeneinander“ stehen müssten. Eine einzelne Solistin im Sinne von LISA GERRARD gab es im eigentlichen Chor ja nicht, dafür hatte fast jede der Damen ihre Solo-Gesangsparts, welche dann auch deutlich unterschiedlich klangen, aber im Chor für eine unbeschreibliche Harmonie sorgten. Ein tolles Erlebnis, auch weil eben kein klassisches Rock-Konzert. Ebenfalls schön – LISA GERRARD sehr bodenständig und gar nicht abgehoben, nein gar richtig sympathisch.

[Dajana] Dieses Konzert ist definitiv eines der Highlights in 2018. Diese Tour ist, wie gesagt, sehr kurz und jeder einzelne Abend somit ein ganz besonderes Erlebnis. Da LISA GERRARD nächstes Jahr wieder mit Dead Can Dance touren wird, ist nicht damit zu rechnen, dass man THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES in Kürze noch einmal live erleben kann. Wer es verpasst hat… Schade.

Chor: Elena Bozkova, Olga Borisova, Gergana Dimitrova, Gergana Popova, Snezhana Kastelova, Violeta Eftimova, Violeta Marinova, Binka Dobreva, Dafinka Damyanova, Daniela Kostova, Rulana Asparuhova, Marina Boiadjieva, Elichka Krastanova, Mariya Leshkova, Rada Nankova, Evelina Hristova, Evguenia Milousheva, Daniela Dimitrova, Tsvetelina Velyovska, Silvia Vladmirova, Sofiya Yaneva, Nevyana Ganeva, Elizabet Georgieva, Mirrela Asenova, Polina Paunova, Lyubomira Pavlova, Tsonka Dimtrova-Manolova, Diyana Visileva

Dirigentin: Dora Hristova

Live Musicians: Hristina Beleva (Gadulka), Kostadin Genchev (Kaval), SkilleR (Beatbox), David Kuckhermann (Handpan), Dimitar Tenchev (Cello), Petar Milanov (Gitarre)

Setlist: Graovsko Horo, Mome Malenko, Ganka, Yove, Zableyalo Agne, Tropanitsa, Sluntse, Stanka, (SkilleR solo), Rano Ranila, Zokuso // The Beginning, Pora Sotunda, Rite Of Passage, (percussion solo) // Unison, Mani Yani, Shanday Ya

 

 

story © BRT & Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography