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2018-03-05+06 DE – Essen - Colosseum
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 40,00 Euro | SOLD OUT |

 

Schon beinahe beängstigend regelmäßig lässt sich die Prog-Ikone STEVEN WILSON in diesen Breitengraden livehaftig blicken. Immer zu Beginn eines neuen Jahres sucht sich der Brite besondere Veranstaltungsorte für seine Shows und beschenkt seine Fans nicht nur einen gut 2-stündigen, atemberaubenden Konzertabend, sondern meist auch sofort eines der Highlights des gesamten Jahres.

In 2018 hat sich STEVEN WILSON auf den frühen März verlegt, so dass dies zwar nicht mehr unsere erste Show des Jahres ist, aber nichtsdestotrotz das erste große Highlight.
Nach der ganz wunderbaren Jahrhunderthalle in Bochum, gastiert STEVEN WILSON in diesem Jahr im gleichermaßen schönen wie historischen :: Colosseum Theater :: zu Essen. Das Konzert war - selbstredend - ruck zuck ausverkauft (wie bereits der Großteil der Tour), so dass für den morgigen Tag ein Zusatzkonzert angekündigt wurde, das ebenfalls ausverkauft ist.
Natürlich steht die neue Tournee ganz im Zeichen des neuen Albums To The Bone, einmal mehr ein gefeiertes Meisterwerk, ganz typisch STEVEN WILSON und doch wieder anders.

Superpünktlich erreiche ich das Colosseum Theater und verpasse dennoch den Support-Act. Weil ich schlicht und einfach nichts von einem Support wusste. Ich hörte zwar zwischendurch weiblichen Gesang aus dem Saal, hielt das aber für den Soundcheck. Doof. Und schade natürlich. Ich war aber nicht die einzige Verwirrte, der Saal war dem Vernehmen nach bei :: DONNA ZED :: leer, da sie bereits vor 19 Uhr auf der Bühne stand.

:: Fotos :: STEVEN WILSON ::

Nun denn, die Fans waren schließlich nur wegen :: STEVEN WILSON :: hier. Und die Fans strömten ebenso zeitig wie zahlreich in das Theater und genossen im heimeligen Ambiente noch ein Glas Wein oder Bier oder legten sich das eine oder andere Schmuckstück am Merchandise zu.
Das Durchschnittsalter war ja doch schon ziemlich hoch… gibt es denn keinen Prog-Nachwuchs bei den Fans?

Pünktlich um 20 Uhr gingen die Lichter aus und eine Stimme aus dem Off hielt das Publikum an, sich zunächst einen kurzen Film anzuschauen. Was ist „Wahrheit“? Existiert sie wirklich? Was und wie nehmen wir sie wahr? Der Film spielte mit diversen Schlagwörtern (Feind, Liebe, Hass, Familie, News, Fakten, Science, Security, Freundschaft, Religion) und Bildern in unterschiedlicher Kombination und somit unterschiedlicher Aussagekraft, wie sie manchmal nicht krasser sein könnte. Bei den letzten Sequenzen kam die Band auf die Bühne und wurde frenetisch vom Publikum begrüßt. Danach stieg STEVEN WILSON direkt mit dem Doppelpack Nowhere Now und Pariah von neuen Album To The Bone ein. Die großartige Ninet Tayeb ist bei dieser Tour leider nicht dabei, wurde aber als eine Art Hologramm bei Pariah eingespielt. Der Kenner hat vermutlich sofort gemerkt, dass es sich dabei um Sequenzen aus dem Video handelte. Das sah toll aus und war eine intensive Erfahrung. Technik die begeistert ;)

STEVEN WILSON stand tief in der Bühne, um Platz für die Hologramm-Installationen zu schaffen, schlenderte aber oft an den Bühnenrand, zumindest soweit ihn sein Gitarrenkabel ließ. Keine Ahnung, warum die Band nicht kabellos arbeitet. STEVEN WILSON zeigte sich bestens gelaunt, scherzte und plauderte, forderte die Fans auf, ihren Gefühlen trotz der bestuhlten Halle ihren freien Lauf zu lassen, da es ja immer noch ein Rock Konzert wäre. Die Fans nehmen’s wörtlich und schon sieht man den einen oder anderen stehend tanzen ;)
Aber mal ehrlich… seit 2015 sind die von uns besuchten STEVEN WILSON Konzerte bestuhlt. Wenn er das nicht mag, warum macht er das dann? Und erzählt mir jetzt nicht, der Herr hätte da keinen Einfluß drauf.
Wie auch immer. Nach dem eher ruhigen Einstieg ließ es STEVEN WILSON auch ordentlich krachen, sei es bei Songs vom Vorgänger Hand. Cannot. Erase., aber auch beim neuen People Who Eat Darkness werden die Gitarren ordentlich beansprucht. Poppig ist hier gar nix.
Das der Sound wuchtig und glasklar durch den Saal donnert und auditives wie visuelles perfekt auf einander abgestimmt sind, um die bestmögliche Wirkung zu garantieren, dürfte klar sein. Das man hier mit der Band extrem talentierte Ausnahme-Musiker am Start hat, die - alles in Kombination – zu einem einzigartigen Konzerterlebnis verbinden, ebenfalls.

Das Set war einmal mehr in 2 Parts aufgeteilt, mit einer 20 Minuten-Pause dazwischen. Hektisch rannten die Fans raus und wieder rein und weiter ging es episch mit einem Porcupine Tree Song, neuen und alten Tracks. Acht von elf neuen Songs wurden gespielt und To The Bone ausreichend bedacht, ohne auf Klassiker zu verzichten.
Wieder plaudert Wilson aus dem Nähkästchen seiner Kindheit, seiner Eltern und seiner Einflüsse, sorgt dabei für den einen oder anderen Lacher und philosophiert über die Pop-Musik als Kunstform. Unterhaltsam ist er ja ;) Und er ließ seine Fans zu Permanating ordentlich tanzen. Wer kann sich da schon entziehen? Egal, ob man To The Bone nun mag oder nicht (und nein, das Album ist kein Verrat am Prog! Gerade Prog-Fans sollten freigeistig genug sein, andere Einflüsse zuzulassen und zu akzeptieren. So!)

Insgesamt wurde musikalisch ein ungemein breites Spektrum geboten: Von experimentell und proggig über episch lang, hart rockend bis zum Pop war alles dabei. Die Show war nicht so emotional wie seinerzeit auf der Hand. Cannot. Erase. – Tour, muß auch nicht. Pop heißt das Leben zu zelebrieren, nicht wahr?
Natürlich war auch nach dem zweiten Set noch nicht wirklich Schluß. Für die erste Zugabe kam STEVEN WILSON alleine auf die Bühne, nur mit Gitarre und Verstärker, um Even Less zu intonieren, bevor ein fantastischer Konzertabend dann mit den großartigen Songs Harmony Korine und The Raven That Refused To Sing wirklich sein Ende fand.
Natürlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen und eigentlich müßte man eine STEVEN WILSON Show minütlich dokumentieren, ist aber Quatsch. Geht hin und erlebt es selber! :)

Band: Steven Wilson (git/vox), Alex Hutchings (git), Adam Holzman (key), Nick Beggs (bass/vox), Craig Blundell (drums)

Set 1: Intro (Truth - short film), Nowhere Now, Pariah, Home Invasion, Regret #9, The Creator Has A Mastertape (Porcupine Tree song), Refuge, People Who Eat Darkness, Ancestral

Set 2: Arriving Somewhere But Not Here (Porcupine Tree song), Permanating, Song Of I, Lazarus (Porcupine Tree song), Detonation, The Same Asylum As Before, Heartattack In A Layby (Porcupine Tree song), Vermillioncore, Sleep Together (Porcupine Tree song) // Even Less (Porcupine Tree song - SW solo), Harmony Korine, The Raven That Refused To Sing

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography